Wann hat ein Film das letzte Mal sowohl ein Stirnrunzeln als auch ein nervöses Kichern gleichermaßen ausgelöst? "Liebeslager 7" ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine angeblich ernsthafte Darstellung im Kontext der Geschichte plötzlich zur grotesken Komödie wird. Der 1976 erschienene Film unter der Regie von Ernst Hofbauer führt uns in ein NS-Kriegsgefangenenlager, wo das Konzept des "Liebeslagers" auf eine absurde Art und Weise umgesetzt wird. Stellt euch einen Ort vor, an dem Gefangene durch „Rehabilitierung“ in einer offensichtlich unrealistischen sexuellen Freiheit zur Kooperation „motiviert“ werden sollen. Während der Zweite Weltkrieg als Rahmen genutzt wird, schlägt dieser Schundstreifen filmische Purzelbäume, die alle historischen Fakten ignorieren.
Ja, die sechste und siebte Kunst kann unterhalten, aber manchmal tut sie dies auf Kosten des Anstands. Angepriesen wird "Liebeslager 7" als Exploitation-Film, was eigentlich schon alles sagt. Was geschehen soll, ist klar: nackte Haut, bizarre Handlung, und der unverhohlene Versuch, mit Tabubrüchen Kohle zu machen. Der Film, schön verpackt in historische Gebete und Pathos, ist eine Schande für das, was wir als geistige Reife wahrnehmen. Wer missbraucht hier wen? Wahrscheinlich die Filmemacher ihre Zuschauer. Die galoppierende Erzählung von "Liebeslager 7" ist mehr ein Kitsch umstrittener Fantasien als ein Beitrag zu Geschichtsverständnis.
Warum überhaupt dieser verzweifelte Versuch, ein Thema wie den Zweiten Weltkrieg, das so wechselhaft und traumatisch ist, auf ein so banales Spektakel zu verkürzen? Man kann argumentieren, dass Filme ihre künstlerische Freiheit haben sollten, aber es gibt eine Grenze zwischen Kreativität und Sensationsgier. "Liebeslager 7" überschreitet diese Grenze ohne mit der Wimper zu zucken. Mit einer Mischung aus ungeschicktem Storytelling und eindimensionalen Charakteren sieht man schnell: Hier hat jemand dem schlechten Geschmack freie Hand gelassen. Der klägliche Versuch des Films, sowohl Erotik als auch Drama zu verbinden, endet in einem Sackgassen-Boulevard des Filmhandwerks.
Einige mögen behaupten, dass "Liebeslager 7" als Provokation gegen die vermeintlich übertriebene moralische Strenge jener Zeit steht. Doch solche Ausreden glorifizieren das Hirngespinst-Ideal der "Freiheit des Ausdrucks", als ob Respektlosigkeit eines historischen Grauens eine Plattform für kinoide Freiheit wäre. Ernsthafte Narrationen und chronikbezogene Ermittlungen sollten moralischen Instinkt und Rechtschaffenheit voraussetzen – Dinge, die dieser Film eklatant vermissen lässt. Die Aneignung von historischen Notlagen und Schrecken für ein kurzes Flackern auf der Leinwand? Unbezahlbar schäbig.
Vielleicht ist das Kleid des Films ein weiteres Symptom einer Ära, die sich in Schuldgefühlen und Verzweiflung über das Geschehene wälzte. Glorifizierte Fantasien drapieren sich als Aufarbeitung der Geschichte, wobei der dekadente Glamour nicht verstecken kann, was wirklich fehlt – Ehrfurcht. Wie oft fordert Hollywood uns doch auf, den moralischen Kompass in die Tiefkühltruhe zu stecken, wenn es darum geht, mit schimmerndem Pseudo-Inhalt Kasse zu machen. "Liebeslager 7" führt die Kunst von Täuschung und Marketing an einem negativen Höhepunkt.
Man fragt sich: wer soll sich so etwas anschauen? Die Antwort könnte nicht einfacher ausfallen: ein Publikum, das vorgefertigte Meinungsschemata nicht hinterfragt, sondern genüsslich allem folgt, was ihnen vor die Nase gesetzt wird. Garniert wird das Ganze mit der Illusion, etwas „Verständnis“ für historische Differenzierungen zu zeigen. Die Wahrheit ist jedoch, dass dieser Film nicht mehr ist als ein eigennütziger Flickenteppich aus Sensation und Gewagtheit. Die eigentliche Erzählung? Der sicher geglaubte Zuspruch schnell verdientes Geld einzuspielen.
Ist "Liebeslager 7" ein unrühmliches Abbild unserer Kultur? Vielleicht. Es ist ein Zeugnis jener Zeit, in der Mut zur Provokation nicht das Portrait des Understatements trug, sondern in Wahrheit eine feige Flucht vor Schicksal und Gewissen war. Fernsehen für das Niveau des Humanismus sah anders aus. Wenn der epochale Kontext im Zeichen der Unterhaltung stehen soll, dann hat "Liebeslager 7" seine Mission, zum Scheitern verurteilt, erfüllt.
Längst ist dieses Kapitel des Schmuddelkinos in Vergessenheit geraten, zurückgelassen in den Archiven schlechter Filmrezensionen und Archivbildern eines verrückten Jahrzehnts. Vielleicht gab es eine Ära, in der sich „Liebeslager 7" als Verlockung tarnte, aber heute hat es seine Zeit überdauert und spricht Bände davon, wie Film in seiner krassesten Form sowohl fesseln als auch abstoßen kann.