Stellen Sie sich einen Mann vor, der Drag Queens liebte, aber Anhänger eines straff konservativen Weltbildes herausfordert. Genau das war Lee Brewster. Geboren 1943 in Huntington, West Virginia, stellte Brewster während der liberal aufgeladenen 60er und 70er Jahre die Normen auf den Kopf. In New York City, der Metropole des freien Ausdrucks, gründete er eines der ersten Geschäfte, das sich der Transvestitenmode widmete – Lee's Mardi Gras Boutique.
Lee Brewsters Geschichte ist eine, die zeigt, wie sich eine Person, aus einer konservativen Kleinstadt, zu einer schillernden Figur der damals entstehenden Drag-Kultur entwickelte. Doch sein Beitrag war nicht nur ein modisches Statement. Nein, er wurde zu einem wichtigen Aktivisten, indem er Veranstaltungen organisierte wie den „Drag Ball“, der Drag Queens und andere Mitglieder der LGBTQ+-Community einen sicheren Raum gab. Eine Gesellschaft, mit der ich oft nicht einer Meinung bin, die aber dennoch das Recht auf ihre Existenz hat – wenn auch nicht ohne gewissen Druck von konservativer Seite.
Man könnte nun meinen, Brewster sei ein Held aus dem Lager der PoC, und doch würde man weit danebenliegen. Sicherlich setzte er sich als Aktivist für Rechte ein, die damals wie heute stark diskutiert sind, doch sein Ansatz war pragmatisch. Er war mehr für die freie Marktwirtschaft als für staatliche Intervention. Der Mann verstand, dass die wahre Freiheit darin besteht, sein Geld auf die Art und Weise zu verdienen, die man für richtig hält, und dies tat er auch: mit Stil und überlebensgroßen Perücken.
Brewster stellte sich nicht nur gegen gesellschaftliche Zwänge, sondern war auch der festen Überzeugung, dass die Rechte jedes Einzelnen geschützt werden müssen – allerdings auf ihre Kosten. Sein Engagement verdeutlicht, dass das Einstehen für die Rechte der LGBTQ+-Community nicht unbedingt von der liberalen Seite kommen muss. Es kann einfach nur darum gehen, den American Dream auf den Kopf zu stellen und ihn in Glitzer zu tauchen.
Es ist faszinierend, wie Brewster es schaffte, im Epizentrum der Kontroverse zu stehen, und dabei doch ein Mann der Tat zu bleiben. Während die Modebranche stark von gemäßigten bis linken Strömungen beeinflusst war, behielt er seine Nische und seine Kunden – diejenigen, die Mode als Ausdruck ihrer Persönlichkeit verstehen, egal wie schrill oder unbeirrbar konservativ sie auch sein mögen.
Manche mögen seine extravaganzen als Ablenkung von wichtigeren Themen abtun, doch man sollte nicht die Einflussnahme einer Person unterschätzen, die mutig genug war, ihre Individualität in einer Zeit auszudrücken und zur Schau zu stellen, als es alles andere als sicher war. Lee Brewster bewies, dass das Brechen von Normen nicht nur eine Revolution, sondern auch ein Geschäft sein kann.
Abseits des Rampenlichts war Lee Brewster ein Paradebeispiel dafür, wie man mit Geschäftssinn und einer Prise Narzissmus ein Imperium aufbauen kann, das nicht nur zu Diskussionen anregt, sondern auch Emanzipation fördert. Der Mann vertrat die Philosophie, dass jeder das Recht hat, so zu leben, wie er es möchte – der konservative Respekt vor der Freiheit des Einzelnen par excellence.
Mit seinem Ableben 2000 starb auch ein Stück der Geschichte des New Yorker Undergrounds. Doch die glitzernde Spur, die er hinterließ, lehrt uns auch heute noch zwei Dinge: Lebe authentisch und vergiss niemals, ein Unternehmer deines eigenen Lebens zu bleiben. Denn während andere vielleicht die Dramatik seiner Taten kritisieren wollen, kann niemand das Herz und die unternehmerische Leidenschaft, die Lee Brewster antrieb, in Frage stellen.