Lebensmittelmeilen, was für ein aufgebauschtes Thema seit Ende des 20. Jahrhunderts. Woher kam überhaupt dieser wild gewordene Aktivismus gegen die ach so gefährlichen langen Wege unserer Nahrungsmittel, und warum sollten wir uns darum kümmern? Einst erfunden von besorgten Öko-Freaks und Grünen, um uns mit einem schlechten Gewissen zu plagen, haben Lebensmittelmeilen zu einer Welle von unbegründeter Panik geführt. Immer wird uns eingetrichtert, regional und saisonal einzukaufen, doch wer profitiert am meisten davon?
Es scheint, dass einigen Aktivisten nichts heilig ist – am wenigsten unsere kulinarischen Vorlieben. Für viele von uns ist es ganz selbstverständlich, die exotischen Früchte aus aller Herren Länder zu genießen. Warum auch nicht? Der Kampf gegen vermeintlich überflüssige Lebensmittelmeilen schafft kaum mehr als ein gutgemeintes Gefühl fürs Gewissen. Die wahren Nutznießer sind Lokalanbieter, die mit ausgeklügelten "regionalen" Labels punkten wollen. Was braucht es schon, um den Mehrwert zu erkennen?
Denken wir darüber nach: Die Globalisierung hat uns die Welt auf dem Teller serviert. Lebensmittelmeilen sind dabei das Herzstück des Fortschritts, ein sicheres Zeichen für wirtschaftlichen Wohlstand und freie Märkte. Aber was machen wir stattdessen? Wir dämpfen die positiven Effekte der Vielfalt im Supermarkt aus einer blinden Angst vor imaginären Nachteilen. Wirklich augenöffnend, oder?
Nehmen wir mal an, Ihr seid ein Freund von Mangos. Die importierte Mango aus Südamerika, die Tausende Kilometer zurücklegte, kommt plötzlich auf den Prüfstand. Die Lebensmittelmeilen-Lüge lässt uns glauben, dass nur die Mango aus dem Umland die einzig moralisch vertretbare Wahl ist. Interessiert das wirklich jemanden? Wenn überhaupt, ist der Unterschied meist irrelevant oder schlichtweg unsichtbar. Was zählt, ist letztlich der Geschmack und die Wahlfreiheit.
Ein weiterer Punkt: Lebensmittelmeilen werden oft als Bösewicht für den Klimawandel verunglimpft. Ganz nebenbei, Studien zeigen, dass der Transport in vielen Fällen nur einen kleinen Teil des ökologischen Fußabdrucks ausmacht. Die wahre Energieverschwendung liegt eher bei der Produktion. Aber statt uns darauf zu konzentrieren, wirft man mit voreiligen Lösungen um sich. Warum wird dieser Fakt so leicht unter den Teppich gekehrt?
Angebliche ökologische Vorteile sind manchmal nichts weiter als Fiktion. Werfen wir einen Blick auf den Energieeinsatz – oft wird mehr Energie darauf verwendet, Pflanzen in einem unpassenden Klima anzubauen und zu erhalten, als sie einfach zu importieren. Zwängt man sich überall in regionale Korsette, verliert man schnell den Gesamtblick. Wer würde sich davon etwa den Wintergenuss einer knackigen Orange nehmen lassen?
Die Anhänger der Lebensmittelmeilen vergessen gerne, dass nicht jeder Landstrich alle natürlichen Ressourcen bietet. Wer in ausgedünnten Gebieten lebt, dem wird das Privileg entzogen, sich aus der Ferne zu bedienen. Wie potenziell arrogant ist es, Menschen zu bitten, sich kulinarisch einzuschränken, wenn es keine Notwendigkeit dafür gibt?
Außerdem unterstützen Lebensmittelmeilen-Diskussionen einen zurück zur Scholle-Effekt, der unmodern ist und ganz ehrlich: die Vorteile der Globalisierung ignoriert. Statt vernünftig zu überlegen, verstärken sie eine romantisierte Idealisierung der Vergangenheit, die uns alle in einer schönen, aber oft überholten Nostalgie gefangen hält.
Bleibt uns schließlich die Frage, wer am meisten von der Hysterie um Lebensmittelmeilen profitiert. Antwort? Diejenigen, die es sich leisten können, ihre Marken zu verkaufen und jene zu blenden, die sich auf Oberflächlichkeiten fokussieren. Ein offensichtliches Beispiel für puren Marketing-Hokus-Pokus.
Doch der Diskurs, den manch ein Idealist propagiert, tut wenig, um globale Herausforderungen angemessen zu adressieren. Das leistet lediglich eine falsche Ausgangslage für wichtige Gespräche über die Agrarpolitik und die Umweltschutzgeschichte.
Ein aufmerksamer Konsument hinterfragt sich täglich, was mehr zählt: ein wohlschmeckender und üppiger Einkaufswagen oder die reine Befriedigung, nur regional konsumiert zu haben? Bleiben wir hungrig nach echtem Wissen und nicht nach reformlüsternen Halbwahrheiten.