Fast könnte man sagen, dass Kryptorchismus eines der bestgehüteten Geheimnisse der Tierärzte ist, wenn es um Haustiere geht – aber im Ernst, warum sollte uns das kümmern? Sobald das Thema aufkommt, neigen die meisten Menschen dazu, schnell abzuschalten. Doch verstehen wir erst die Unannehmlichkeiten und gesundheitlichen Risiken, die damit verbunden sind, wird schnell klar, dass jeder Tierhalter darüber informiert sein sollte.
Kryptorchismus bezieht sich auf einen Zustand, bei dem ein oder beide Hoden bei männlichen Tieren nicht in den Hodensack absteigen. Wer? Betroffen sind vor allem Hunde und Katzen. Was? Die Rede ist von einem hormonellen Problem, das nicht nur gesundheitliche Auswirkungen hat, sondern auch die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt. Wann? Dieser Zustand wird oft bei Welpen festgestellt, sobald sie ein paar Monate alt sind. Wo? Die Diagnose kann bei einer einfachen tierärztlichen Untersuchung festgestellt werden, überall, wo Tierärzte praktizieren. Warum? Weil nicht korrekt abgestiegene Hoden die Gefahr von Hodenkrebs und anderen ernsthaften gesundheitlichen Folgen drastisch erhöhen.
Jetzt zu meinem ersten Punkt: Unwissenheit schützt nicht vor Verantwortung. Es mag für manche einfacher sein, ein Problem zu ignorieren, wenn es nicht direkt ins Auge springt. Aber genau diese Haltung öffnet die Tür für schwerwiegende Folgen. Die Unfähigkeit, ein Problem wie Kryptorchismus zu erkennen und anzugehen, kann langfristige Konsequenzen sowohl für das Tier als auch für den Besitzer haben. Die Kosten für eine Operation zur Entfernung eines nicht abgestiegenen Hodens oder schlimmstenfalls einer Krebsbehandlung sind nicht zu unterschätzen.
Zweitens, lassen Sie uns über die Wirtschaft sprechen. Ja, Geld. Kryptorchismus kann Folgen haben, die dem Haustierbesitzer ordentlich ins Portemonnaie greifen. Wenn ein Tier mit einem unerkannten Kryptorchismus gezüchtet wird, vererbt sich das Problem weiter. Dadurch entstehen nicht nur medizinische Kosten, sondern auch moralische Fragen betreffend der Tierzucht und Verantwortung. Auch wenn wir uns einreden, dass wir die Freiheit lieben und frei von staatlicher Einmischung sein sollen, wenn es um unsere Tiere geht, bedeutet das nicht, dass wir die Verantwortung in den Wind schießen dürfen.
Ein weiteres Argument, das ich vorbringen möchte: Kryptorchismus und die Tierethik. Es gibt Kritiker, die sagen, solange ein Tier keine Schmerzen hat, ist die medizinische Intervention fragwürdig. Aber was ist mit dem Ethos, dass wir Tiere unter unserer Obhut haben und für ihr Wohlergehen sorgen müssen? Ein unbehandelter Hoden hoch oben im Bauchraum ist wie eine tickende Zeitbombe. Es ist keine Frage des „Ob“, sondern „Wann“ das Problem zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führt.
Und dann wäre da noch das Problem der Chemie. Ein verkümmerter Hoden produziert Hormone in einem Maß, das alles andere als normal ist. Dies kann das Verhalten des Tieres beeinflussen und zu Aggressivität oder anderen unerwünschten Verhaltensweisen führen. Wir alle wissen, wie lästig der Einsatz von Psychopharmaka werden kann, sowohl für das Tier als auch für den Halter.
Schließlich noch ein Hinweis auf die polarisierende Doppelzüngigkeit mancher Tierschützer, oder wie ich sie gerne nennen würde, die wahren Liberalen – die Liebe zur Natur und natürlichen Prozessen wird oft ausgerufen, bis ein Problem wie Kryptorchismus vor der Tür steht. Plötzlich verschließen sie die Augen, als ob sich das Thema nicht mit ihrer Vorstellung dessen, was „natürlich“ ist, vereinbaren lässt.
Wissen ist Macht, und in diesem Fall ist Informationen zu sammeln und aktiv zu handeln die Verantwortung eines jeden Tierhalters. Kryptorchismus ist nicht selten, aber oft unbeachtet. Zeit für eine Bewusstseinsänderung.