Kompakt: Die Serie, die alles anders macht

Kompakt: Die Serie, die alles anders macht

"Kompakt (Fernsehserie)" war eine treibende Kraft im deutschen TV von 2003 bis 2006. Sie beleuchtet Themen, die viele übersehen, und offenbart unangenehme Wahrheiten ohne Rücksicht auf "political correctness".

Vince Vanguard

Vince Vanguard

In einer Welt voller trashiger Fernsehserien, die sich alle irgendwie gleichen, gibt es "Kompakt (Fernsehserie)"—eine Serie, die frischen Wind in den deutschen TV-Markt brachte und zwischen 2003 und 2006 auf dem Sender ProSieben ausgestrahlt wurde. Dass eine Serie, die durch sozialkritische Themen und ehrliches Drama glänzt, nicht gleich der Liebling der politisch korrekten Masse wird, ist wohl keine Überraschung.

Die Serie "Kompakt" erzählt die Geschichte des täglichen Lebens einer Vielzahl von Charakteren und ist dabei weder ein stinknormales Drama noch eine seichte Soap. Vielmehr stellt die Serie die Weichen für ein insgesamt differenzierteres Fernsehangebot in Deutschland, das sich traut, unbequem und ehrlich zu sein. Sie spielt in der erfundenen Stadt Köln-Mitte, einer Metropole voller Charme und Probleme, deren Einwohner an den Herausforderungen des modernen Lebens wachsen und scheitern.

Warum sollten wir "Kompakt" näher betrachten? Erstens stellt es die wahren Probleme unserer Gesellschaft dar: Jobverluste, Politikverdrossenheit, und der Aufstieg der sogenannten "neuen Rechten" in Europa. Zweitens schaffen es die Drehbuchautoren, den Zuschauer ohne moralischen Zeigefinger mit kontroversen Themen wie Einwanderung und sozialer Gerechtigkeit zu konfrontieren. Die feine Ironie darin ist, dass gerade die Liberalisten oft übersehen, dass es auch andere Perspektiven geben kann.

Apropos Perspektiven – besonders hervorstechend ist die Figur Stephan Becker, ein sympathischer, aber unberechenbarer Charakter, der als moralisch fragwürdiger Reporter bei der Zeitung "Kölner Tagblatt" arbeitet. Sein Leben ist verworren und bietet eine Bühne für schockierende Plot-Twists, die mehr als nur einmal zum Nachdenken anregen.

Ein weiterer Grund, diese Serie zumindest in nostalgischer Erinnerung zu bewahren, ist die Art und Weise, wie sie komplexe Frauenrollen darstellt. Es war nicht die übliche "starke Frau, die alles alleine meistert" oder "die schwache Hausfrau". Nein, hier finden wir Frauen, die zwischen Familie und Beruf hin- und hergerissen sind, die Kompromisse eingehen müssen und es dabei schaffen, authentisch zu bleiben.

Es ist diese Bodenständigkeit, die den besonderen Reiz von "Kompakt" ausmachte. So zeigt die Serie uns etwa die ungeahnten Folgen der Globalisierung oder des schrumpfenden Mittelstandes, und das ohne die typisch moralisierenden Predigten, die wir sonst von den sogenannten "gut gemeinten" Produktionen gewohnt sind.

Ein weiteres bemerkenswertes Element von "Kompakt" ist die entworfene Illusion, dass selbst aus den tiefsten Krisen ein neuer Anfang gemacht werden kann. Die Figuren entwickeln sich stets weiter, sie machen Fehler und müssen die Konsequenzen tragen. Ein Bildungsstück im besten Sinne, das zur kritischen Betrachtung der eigenen Lebensweise anregen kann.

Die Staffeln von "Kompakt" wurden in insgesamt 117 Folgen erzählt und legten den Grundstein für eine neue Art von Erzählkunst im deutschen Fernsehen—weg von glatt gebügelten, unrealistischen Handlungssträngen hin zu einer ungeschminkten Darstellung menschlicher Schwächen.

Wer nun denkt, dass die Serie das familiäre Zusammenleben glorifiziert, der irrt sich. Familien werden zerbrochen dargestellt, doch genau das ist es, was schließlich den Raum für Freiheit und neue Entscheide öffnet, weitab von gesellschaftlichen Zwängen. Es ist genau diese kluge Kombination von Tradition und Veränderung, die "Kompakt" so besonders macht.

Warum "Kompakt" eine Renaissance im deutschen TV verdient? Weil sie eine Serie ist, die sich traut, ungemütliche Wahrheiten auszusprechen und dabei die Zuschauer dazu ermutigt, ihre eigene Meinung zu hinterfragen. In einer Zeit der Überschwemmung mit Kanälen, die möglichst jedem gefallen wollen, erinnert "Kompakt" uns daran, dass das Fernsehschaffen mehr ist als nur Unterhaltung—es ist konfrontierend, aufrüttelnd und ehrlich.