Klebstoff: Das Album, das mehr als nur Musik ist

Klebstoff: Das Album, das mehr als nur Musik ist

'Klebstoff' von Boston Manor - eine musikalische Ohrfeige für die politisch korrekte Masse, die am 23. April 2019 die Alternativrock-Szene erschüttert hat.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Haltet euch fest! 'Klebstoff' von Boston Manor ist wie ein musikalischer Schlag ins Gesicht der politisch korrekten Masse, das am 23. April 2019 veröffentlicht wurde und die britische Alternative-Rock-Szene aufrüttelte. 'Klebstoff' ist nicht nur eine Sammlung von Songs, sondern eine musikalische Attacke auf die dumpfen Normen, die die Kulturpolitik zunehmend diktieren. In der verschlafenen Stadt Blackpool, die bisher eher für ihre promenadigen Strände bekannt war als für Rock-Rebellen, entfaltete sich ein Sturm, als Henry Cox und seine Band Boston Manor ihre gesellschaftskritischen Texte über die Lautsprecher der Welt schickten.

Warum ist 'Klebstoff' so erwähnenswert in dieser Dekade der musikalischen Gleichschaltung? Während viele Bands in einer seichten Nostalgie der Synth-Wellen versinken oder sich an abgegriffene romantische Klischees klammern, stellt 'Klebstoff' die anmaßende Modernität infrage und greift soziale sowie persönliche Konflikte auf, die weit über den Mainstream hinausgehen. Es ist befreiend ehrlich, gewagt provokant und setzt sich kritisch mit dem auseinander, was Musiker heute ausmacht und gleichzeitig ihre Zerrissenheit zeigt.

Ein Highlight auf dem Album ist der Titeltrack selbst, 'Klebstoff'. So klebrig wie der Titel verspricht, bleibt die Melodie im Gehörgang haften, ohne sich in Kitsch und politischen Sprew zu verlieren. Die konzise Gitarrenriffs öffnen das Fenster zu einer Welt voller Frustration und Ehrgeiz – Musik, die sowohl Wut als auch kathartische Befreiung verkörpert.

Ein weiterer Diamant ist der Track 'Liquid', der nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch inhaltlich einen Rundumschlag auf das gibt, was Öffentlichkeit und Gegenwart so gerne unter den Teppich kehren wollen. Es geht um Marken und Konsum, die den freien Willen verkleben – doppeldeutig genial. Es ist als wollte die Band sagen: „Es reicht nicht aus, nur dabei zu sein, nur Beobachter zu sein. Tu etwas dagegen!“

Und dann ist da 'Halo', der Song, der versucht, Seelensucher mit offenen Armen zu umarmen und sie in den betäubenden Sog eines Klanges zu ziehen, der melodischer nicht sein könnte. Boston Manor schafft es, nicht in die Falle eines künstlichen Glücks zu tappen, sondern das spröde, unsichere Gefühl des Alltäglichen auf authentische Weise zu kanalisieren.

Während 'Klebstoff' musikalisch bereits viel zu bieten hat, macht es auch durch die unerfüllte Sehnsucht von Henry Cox' Stimme Schlagzeilen, die in jedem Song mitschwingt. Die Band verlangt von ihren Zuhörern, über die musikalischen Anspielungen hinaus zu denken und sich mit der Botschaft dieser kraftvoll verwobenen Tracks auseinanderzusetzen.

All diese Punkte machen 'Klebstoff' zu einem Muss für diejenigen, die verstehen möchten, wie man aus einer Provinzstadt mit musikalischer Unabhängigkeit auf die globale Bühne steigt. Kritiker mögen meinen, dass die Band daraus kein Manifest machen sollte, aber genau das haben sie getan – ein Manifest gegen den Bruch und die Hohlheit unserer Zeit.

Man könnte fast meinen, Boston Manor wolle uns einen Spiegel vorhalten und sagen, dass wir selbst die Grenzgänger unserer Realität sind. Ihre Texte sind mehr als das übliche Gesülze, sie sind human, verletzlich und so echt wie die Menschen, die sie inspirieren.

Wenn eine Band ein Album herausbringt wie 'Klebstoff', das bei politisch korrektem Weghören ein mulmiges Gefühl hinterlässt, ist das schon eine seltsame Art, das Publikum zu lieben. Aber ist es nicht besser, geliebt zu werden für das, was man ist, als für das, was man verkauft? Boston Manor hat die Nerven des Zeitgeists getroffen und dennoch die Geister der großen Musikgeschichte beschworen. Ausgerechnet in einer Zeit, in der Liberale die Kultur bestimmen wollen, erleben wir mit 'Klebstoff' einen Molotow-Cocktail aus Sound und Substanz. Das ist der konservative Aufschrei, den die Musikwelt nie erwartet hat, den sie aber dringend braucht.