Stellen Sie sich das vor: Eine ganze Region, die durch den Einsatz modernster Bildungstechnologien revolutioniert wird. Nein, das ist kein dystopischer Science-Fiction-Film, sondern die Realität in Kerala, Indien, wo KITE (Kerala Infrastructure and Technology for Education) seit 2017 die Bildungslandschaft aufmischen will. Die in Thiruvananthapuram ansässige Organisation verfolgt das ehrgeizige Ziel, Schulkinder im gesamten Bundesstaat digital fit zu machen, und meint damit anscheinend nicht, sie zu wandelnden Instagram-Influencern zu erziehen. Stattdessen sollen sie mit Hilfe von Schul-Laptops zu den technologischen Spitzenreitern von morgen werden.
Erstens, was steckt hinter KITE? Die Organisation wurde von der Regierung Keralas ins Leben gerufen und fokussiert sich auf die Integration von Informationstechnologie in den Schulunterricht. Ein an sich nobler Ansatz – man will mit der Zeit gehen. Doch während technische Utopien propagiert werden, bleibt die Frage offen, ob die Behörden nicht doch nur Lippenbekenntnisse von sich geben.
Zweitens, KITE ist nicht einfach nur ein Computerprojekt, sondern eine ganze Palette an Initiativen, darunter die digitale Plattform „Samagra“, auf der eine Vielzahl von Online-Ressourcen bereitgestellt wird. Das Ziel: Kein Kind soll mehr ohne Unterlagen für das Lernen zu Hause dastehen. Doch sehen wir der Realität ins Auge: Was nützt eine Plattform in einem Bundesstaat, der zwar stolz auf seine hohe Alphabetisierungsrate ist, aber auch gigantische Hürden bei der digitalen Infrastruktur aufweist?
Drittens, werfen wir einen Blick auf die Lehrerausbildung. KITE hat dafür gesorgt, dass Lehrer in modernen Unterrichtsmethoden geschult werden. Doch könnte man sich fragen, ob sie darüber hinaus nicht doch mehr mit dem administrativen Chaos zu kämpfen haben denn mit der eigentlichen Bildungsarbeit. Während der Versprechungen klingen, als würden sie aus einer Märchenwelt stammen, schauen viele Lehrer ungläubig.
Viertens, die Versorgung der Schulen mit Technik. Bis 2020 wurden Tausende von Schulen im Land digitalisiert, was ein bedeutender Fortschritt ist. Allerdings bleibt die Frage, ob diese Technik nicht irgendwann in Vergessenheit gerät oder ob sie tatsächlich regelmäßig genutzt wird. Taschenrechner und Bleistifte scheinen immer noch die wichtigsten Werkzeuge im Schulalltag vieler Schüler zu sein.
Fünftens, KITE hat sich auch dem e-Training verschrieben, um Schüler auf zukünftige Anforderungen in einer digitalen Arbeitswelt vorzubereiten. Fragen Sie sich jedoch nicht auch, ob diese großen Pläne nicht auf die gleiche skeptische Weise angesehen werden sollten wie der Glaube daran, dass alle jungen Menschen plötzlich Billion-Dollar-Startups gründen werden?
Sechstens – und jetzt wird es brisant – wird das wirtschaftliche Potenzial dieser Maßnahmen tatsächlich genutzt, um die höheren Bildungschancen der Kinder in Kerala zu verbessern? Kritiker argumentieren, dass dies ein Tropfen auf den heißen Stein sein könnte, während die wahren Probleme wie Armut und sozioökonomische Ungleichheit nicht angesprochen werden.
Siebtens, die Nachhaltigkeit des Projekts. Kommen wir zurück zu dem Großen und Ganzen: Besteht die Gefahr, dass KITE wie viele andere gut gemeinte Initiativen auf den Müllhaufen der Geschichte verbannt wird, wenn die aktuelle Regierung irgendwann wechselt und die Förderung eingestellt wird? Eine wichtige Frage, die viele umtreibt.
Achtens, wie sieht es eigentlich mit der geistigen Freiheit der Kinder aus? KITE könnte den Übergang zu einer durchdigitalisierten Lernwelt unterstützen, aber der Effekt auf die kreative Entwicklung der Schüler bleibt fraglich. Innovation und Technologie ja, aber bitte nicht auf Kosten unserer ureigensten Kultur und Identität.
Neuntens, ist es nicht faszinierend, dass ein so staatlich gefördertes Bildungsprojekt so wenig Beachtung in der globalen Medienlandschaft findet? Vielleicht liegt es daran, dass es zu viele befremdliche Parallelen zu Diskussionen in der westlichen Welt gibt, wo Liberale immer die Digitalisierung des Bildungssystems als Allheilmittel propagieren.
Zehntens, könnte KITE ein Vorbild für andere Staaten und Länder sein oder muss erst bewiesen werden, dass es sich lohnt, diesem Beispiel zu folgen? Man darf gespannt sein, ob die Integration dieser Bildungstechnologien tatsächlich zum erwünschten großen Erfolg führt oder ob am Ende nur der Schein der Veränderung geblieben ist. Vielleicht ist es an der Zeit, Bildungssysteme zu unterstützen, die nicht auf jedem Trend reiten, sondern auf solide Grundlagen setzen.