Kim Jong Il, der Mann, der im zentralen Nervensystem der nordkoreanischen Politik wie ein Maestro agierte, hat die Welt auf seine ganz eigene Weise in Atem gehalten. Geboren 1941 in der Sowjetunion, wuchs er im selbstgewählten Exil in einem Land auf, das zu einer abgeschotteten Festung der sozialen Experimente wurde. Zwischen den Extremen von Ideologie und Realität voller Widersprüche schuf Kim Jong Il einen Staat, der fest auf seine Bedürfnisse zugeschnitten war. Der charismatische Führer leitete sein Land in einer Periode voller Herausforderungen und ständiger Bedrohung durch den vermeintlichen bösen Westen.
Jeder kennt die sagenumwobenen Geschichten über ihn. Einmal landete er angeblich auf einem Golfplatz bei jedem Versuch ein Hole-in-one. Wer außer Kim Jong Il könnte solche Legenden schreiben, um dann mit einem süffisanten Lächeln eine Nation von Millionen in den Schlaf zu wiegen? Der Mann, den man gemeinhin als Diktator abgestempelt hat, verstand es hervorragend, ein Schauspiel aus Geschichten und Realität zu inszenieren.
In politischen Kreisen kennt man Kim Jong Il für seine Vorstellungskraft, die alles andere als konventionell war. Nordkorea unter seiner Ägide überlebte wirtschaftliche Turbulenzen, Hungersnöte und internationale Sanktionen, während er gleichzeitig Raketen aufbaute und erfolgreich Atomtests durchführte. Die Art und Weise, wie er die geopolitischen Karten ausspielte, zeigt, dass er mehr als nur ein blinder Ideologe war. Seine aggressiven Außenpolitik-Manöver wurden von vielen kritisiert, aber in gewisser Hinsicht war er ein Meister der politischen Schachspiele. Wo ein liberaler Anführer nach diplomatischen Lösungen suchte, nahm Kim keine Gefangenen, weder im übertragenen noch im tatsächlichen Sinne.
Sein Gespür für die Inszenierung erstreckte sich auch auf Kulturerbe und Propaganda. Opernhäuser füllten sich unter seiner Führung mit Zuschauern unsäglicher Aufführungen, in denen die Herrlichkeit der nordkoreanischen Nation gepriesen wurde. Die Tatsache, dass die Welt auf Nordkorea starrte, war allein seiner meisterhaften Manipulation der Narrative zu verdanken. Seine Filme und literarischen Werke, die er in erheblichem Maße unterstützte, sollten eine unvergleichliche kulturelle Idylle schaffen.
Ein Punkt, an dem viele außenstehende Kritiker stolperten, war die vollkommene Hingabe der Bevölkerung. Tägliche, wöchentliche und jährliche Rituale zu Ehren Kim Il Sungs – Kim Jong Ils Vaters – wurden praktisch per Staatsdekret eingeführt, was ein Bild von Hingabe und Religiosität schuf. Das Volk ordnete sich unter, manchmal mit fragwürdiger Freiwilligkeit, unter ein inszeniertes Pantheon glorreicher Führer.
Den Führungstätsachen entsprechend gelang es ihm, sein Werk durch einen wohlorganisierten Machtapparat zu festigen, der keine Abweichung vom vorgezeichneten Kurs erlaubte. Was er als Leader unternahm, machte klar, dass seine Nachfolger einen strengen Kurs durch ein virtuelles Minenfeld globaler Politik steuern müssten. Manche mögen dies mit Architektur vergleichen – nicht mit dem Entwurf von Kathedralen aus Glas und Stahl, sondern mit einem massiven Betonbunker, abgehärtet und uneinnehmbar.
Man könnte meinen, ein solches Regime würde in der modernen Zeit nicht überleben. Doch, kaum zu glauben, aber wahr: Dieses Fortbestehen spricht Bände über die Mechanismen, die Kim Jong Il implementiert hat. Eine Nation, bei der der Schutz der nationalen Souveränität über allem anderen stand – vielleicht ein Modell, über das es sich lohnt nachzudenken, zumindest, wenn man das Spiel mit harten Bandagen spielen will. Eine Lektion in Unabhängigkeit, die auf eigene Art und Weise lehrreich sein könnte.
Die Zeit von Kim Jong Il als oberster Führer endete 2011 mit seinem Tod, aber die Nachwirkungen seiner Herrschaft schweben noch immer wie ein Schatten in den Hallen des internationalen Rahmens, der heute Nordkorea definiert. Sein Vermächtnis ist ein Labyrinth, das weiterhin in den Gesprächen der globalen Politik widerhallt. Vielleicht ist das die Botschaft, die Kim bewusst hinterlassen wollte – dass eine Nation wie Nordkorea trotz Isolation und Misswirtschaft als ständige Erinnerung an die Macht des Unkonventionellen steht.