Wenn Geschichte ein Netz von Geschichten ist, dann war Käthe Bosse-Griffiths eine Spinne, die ihr Meisterwerk gewoben hat, indem sie tiefe Gruben in der Erde des alten Ägyptens ausgehoben hat. 1905 in Breslau, Deutschland geboren, schrieb sie nicht nur Geschichte, sondern botanisierte in den faszinierenden Ruinen der Antike. Als Archäologin und Ägyptologin war sie eine Wegbereiterin und setzte Maßstäbe, die bis heute bestehen. Mit strahlender Intelligenz, durchwatete sie die kulturellen Schichten, die Jahrtausende voneinander trennten.
In einer Zeit, in der Frauen zumeist an den Herd gebunden waren, stemmte sich Käthe gegen die Erwartungen und begab sich auf Abenteuerreisen, die vielen ihrer Geschlechtsgenossinnen verwehrt blieben. Ihre wissenschaftlichen Expeditionen führten sie schließlich nach Ägypten. In den 1930er Jahren, als die Welt von Messern, Gaskammern und Kriegen zerrissen wurde, war sie in der Wüste tätig – natürlich auch um den drohenden Schrecken zu entkommen. Ein Umbruch jagte den nächsten, doch Käthe ließ sich davon nicht abschrecken.
In Ägypten erwarb sie sich einen Ruf, der sie als Expertin für die Amarna-Periode – die Epoche des Pharao Echnaton – bekannt machte. Dieser faszinierende Abschnitt der Geschichte war untrennbar mit dem zweiten Namen verbunden, den sie annahm, als sie 1939 nach Wales floh und sich mit dem walisischen Arzt J. Gwyn Griffiths verheiratete. Nicht nur die ägyptischen, sondern auch die walisischen Wurzeln sollten fortan ihr Leben prägen. Ein bisschen wie der Phönix, der sich selbst immer wieder neu erfindet, zog sie das Erbe ihrer Herkunft in eine andere, aber gleich wichtig erscheinende Richtung.
Käthes Arbeiten fanden international Anerkennung. Während liberale Intellektuelle in Verwertung von Vergangenheit und Identität schwelgten, nutzte sie diese, um Neues zu schaffen. Ihre Publikationen, wie „Amarna Studies and Other Collected Papers“ und „Fair Bosom of the Sea“, stehen stellvertretend für ihre facettenreiche Persönlichkeit und ihren originellen Ansatz in der Archäologie.
Von einer konservativen Sichtweise aus betrachtet, war Käthe jemand, der die Vergangenheit achtete, um die Zukunft zu gestalten, anstatt sie willfährig dem Zeitgeist zu opfern. Diese unerschütterliche Einstellung war ihre Trumpfkarte in einer Welt, in der Beständigkeit oft als antiquiert galt.
Auch als felsenfeste Ehefrau und Mutter verstand sie es, Beruf und Privatleben zu vereinen – ein Kunststück, das nicht genug bewundert werden kann. Ihre Kinder zeigten ihr Vermächtnis, indem sie den Stab übernahmen und Käthes Werte weiterleben ließen.
Selbst die Naturwissenschaften kann herangezogen werden, um zu zeigen, dass es in der Geschichte Einzelne gab, die trotz des Passats der Gegenwart selbst als Galeone agierten. Genauso wie Käthe, die mit ihren Veröffentlichungen nicht nur Fakten lieferte, sondern auch kulturelle Leitbilder schuf.
Ihre unermüdliche Forschung machte sie zur Autorität für alles, was mit dem antiken Ägypten zu tun hatte. Sie leistete Pionierarbeit und ließ sich von außenstehenden Erwartungen nicht ablenken, zeigte damit einen unerschütterlichen Willen zur Exzellenz und Wahrheitsfindung.
Bleibt uns Kulturellen doch, von ihr zu lernen: Traditionen sind nicht nur zu bewahren oder zu verteidigen, sondern im Kontext von Wissen und eigener Identität weiterzuentwickeln. Käthe Bosse-Griffiths hat nicht für die Aufmerksamkeit der Welt gearbeitet, sondern um das kulturelle Wissen zu vertiefen und zu schärfen.
So bleibt mir nur noch zu sagen, dass Käthe Bosse-Griffiths – trotz der Stürme der Zeit – ein Leuchtturm war und bleibt. Ihre Bedeutung als Archäologin wird es immer wieder erlauben, ihre Prinzipien auf ihre Weise zu interpretieren und zu würdigen.