Wenn jemand glaubt, die moderne Literatur sei nur ein sanftes Streicheln für die Seele, dann hat er „Jungfrauen“ von Pamela Druckerman noch nicht gelesen. Diese literarische Bombe, veröffentlicht 2006, entfaltet das Leben in New York City auf eine Weise, die jeder, der einen Hauch von politisch korrekter Sensibilität besitzt, als provokant empfinden wird. Und das ist gut so! In der Geschichte folgen wir drei Frauen, die auf der Suche nach ihren eigenen Wegen durch die Irrungen und Wirrungen des städtischen Lebens navigieren. Pamela Druckerman nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, die komplexe Beziehung zwischen Geschlechterrollen und Gesellschaft schonungslos darzustellen.
„Jungfrauen“ wirft einen ungeschönten Blick auf moderne Frauen im Spannungsfeld zwischen Tradition und Emanzipation - denn hier wird nichts geschönt, nichts gefiltert. Für jene, die eine Rückkehr zu traditionellen Werten vermissen, bietet Druckermans Werk fast schon nostalgische Momente der Klarheit. Doch für andere mag die Direktheit der Erzählung wie ein schmerzhafter Weckruf sein. Druckerman entwirft dabei ein New York, das durchzogen ist von den Konflikten der Moderne: Sexualität, Freiheit und der Druck der kulturellen Erwartungshaltung.
Was macht „Jungfrauen“ zu einem so faszinierenden Werk? In einer Zeit, in der das Geschichtenerzählen oft von der Angst vor dem Offensein geprägt ist, erweist sich Druckermans Buch als wohltuender Schlag ins Gesicht der Keuschheit und Selbstverleugnung. Ja, es ist wahr: Die Komplexität der menschlichen Beziehungen wird bis ins kleinste Detail entblößt, und das ist es, was die Leser so oft entweder anzieht oder abstößt.
Die Charaktere in „Jungfrauen“ sind alles andere als die typischen Protagonistinnen, die aus einem Märchenbuch direkt in die Gegenwart gesprungen sind. Diese Frauen sind echt, machen Fehler, suchen nach der Liebe und definieren ihre Freiheit in einem Umfeld, das ihnen kaum Luft zum Atmen lässt. Ihre Kämpfe sind sowohl erschütternd als auch inspirierend. Der gesellschaftliche Wandel und der ständige Druck, den „modernen“ Erwartungen zu entsprechen, werden hier auf eine solch unverblümte Weise dargestellt, dass man insgeheim eine Art von Freude dabei empfindet. Für einige könnte dies ein Weckruf sein, das eigene Leben und die eigenen Werte zu überdenken, während für andere klar wird, dass Fortschritt manchmal bedeutet, auf solide Traditionen zu setzen.
Ein weiterer Aspekt, den kein Leser bei „Jungfrauen“ ignorieren kann, ist die sprudelnde Intelligenz und die bösartige Ehrlichkeit, mit der Druckerman ihre Gesellschaftskritik serviert. Auf den ersten Blick scheint es sich um eine einfache Nacherzählung des urbanen flimmernden Lebens zu handeln, aber bei näherer Betrachtung entfaltet sich das politische Konservative, das in unserer modernen Welt so oft übersehen wird. Die fest verankerten Überzeugungen von Druckerman blitzten durch, ohne jemals aufgezwungen zu wirken.
Natürlich erntet „Jungfrauen“ auch Kritik von jenen, die lieber einen romantisierten Blick auf die städtische Kultur werfen. Diese Leser, oft auch Liberale genannt, mögen sich in ihrer bequemen Welt der „freien Wahl“ und des „individuellen Ausdrucks“ schnell bedroht fühlen — denn „Jungfrauen“ macht es zweifellos unbequem, und das sollte uns allen, die bereit sind, uns mit den hässlichen Wahrheiten unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen, zu denken geben.
Pamela Druckerman hat mit ihrem Werk einen Nerv getroffen, und das aus gutem Grund. Ihre Fähigkeit, die Schwachstellen der menschlichen Psyche bloßzulegen, ohne in oberflächliche Sentimentalität zu verfallen, erweist sich als erfrischend. „Jungfrauen“ ist nicht nur ein Buch, es ist eine Erfahrung – eine, die aufzeigt, dass es trotz der fortschreitenden Moderne immer noch Platz für konservative Gedankenansätze gibt. Wenn wir die Entwicklung der Gesellschaft betrachten und die Tendenzen der Kultur sehen, sollte dieses Buch in jedem Regal stehen, als Erinnerung daran, dass Freiheit Verantwortung bedeutet und dass wahre Emanzipation auch den Mut beinhaltet, den eigenen Weg zu finden, egal was die breite Masse denkt.