Wer zieht die Fäden im Nahen Osten? Der Fall Jordanien und Palästina

Wer zieht die Fäden im Nahen Osten? Der Fall Jordanien und Palästina

Die Beziehungen zwischen Jordanien und Palästina sind vielschichtig, tief verwurzelt und voller politischer Nuancen. Was steckt wirklich hinter dieser Verbindung, die ganze Generationen geprägt hat?

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Land, das plötzlich in den Mittelpunkt eines Jahrhunderte alten Konflikts gerät. Willkommen in Jordanien, einem Königreich, das als Pufferzone zwischen Israel und den Palästinensern fungiert. Die Beziehung zwischen Jordanien und Palästina ist ein komplexes Geflecht aus Geschichte, Politik und Nationalismus. 1916 gestartet und durch das Einsturz-Drama des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg noch komplexer geworden, sind Jordanien und die palästinensischen Gebiete seit Jahrzehnten miteinander verknüpft.

Erstens: Die historische Verflechtung beider Regionen ist nicht einfach zu entwirren. Jordanien, mit seiner Mehrheit der Bevölkerung aus palästinensischem Ursprung, betrachtet sich oft als natürlicher Vertreter der palästinensischen Interessen. Aber das ist nicht nur aus kulturellen oder historischen Gründen der Fall, sondern auch aus geopolitischer Notwendigkeit. Schließlich macht es Sinn, wenn man bedenkt, dass das Königreich Jordanien das einzige arabische Land ist, das offiziell Friedensverträge sowohl mit Israel als auch mit Palästina unterzeichnet hat.

Zweitens: Die Jordanischen Palästinenserpolitik könnte für so manchen liberalen Beobachter eine Überraschung sein. Jordanien hat in der Vergangenheit mehrfach Palästinenser auf seinem Boden empfangen, aber das sorgt nicht immer für ein harmonisches Zusammenleben. Der „Schwarze September“ von 1970 war ein Paradebeispiel für die Spannungen, die entstehen können, wenn palästinensische Fraktionen in den jordanischen Staat hineindrängen wollen.

Drittens: Jordanien ist das Zuhause für die größte Anzahl palästinensischer Flüchtlinge. Das Land beherbergt Millionen von Palästinensern, die entweder als vollständige Bürger oder als staatenlose Personen mit eingeschränkten Rechten leben. Das lässt oft die Frage aufkommen: Wie loyal sind diese Bürger tatsächlich zu Jordanien?

Viertens: Die Beziehung ist nicht nur eine Frage der Demographie, sondern auch der Politik. Jordanien hat immer wieder betont, dass Jerusalem unter internationaler Verwaltung stehen sollte. Diese Haltung unterstützt die palästinensischen Forderungen, lehnt aber gleichzeitig jede territoriale Annektion durch Israel ab.

Fünftens: In wirtschaftlicher Hinsicht ist Jordanien von internationaler Hilfe abhängig, um den Rückfluss an Flüchtlingen zu bewältigen. Hier spielen die westlichen Mächte eine Rolle, die Mittel zur Verfügung stellen, um Stabilität zu gewährleisten. Dies bringt die Frage auf, ob Jordanien in Wirklichkeit zur Erfüllung außenpolitischer Zwecke genutzt wird.

Sechstens: Interessant ist der Einfluss, den König Abdullah II. ausübt. Viele Beobachter hinterfragen, ob der Monarch ein Verfechter des Friedens oder ein Marionettenspieler ist, der sich unter dem Druck seiner Verbündeten verbiegt.

Siebtens: Jordanien hat Interesse an einer Zweistaatenlösung, aber ist diese Unterstützung echt? Manche Kritiker behaupten, dass das Königreich mehr an der Bewahrung des Status quo interessiert ist, um Stabilität zu schaffen und sich selbst in der Gunst der Weltmächte zu halten.

Achtens: Die jüngsten Spannungen im Gazastreifen und entlang der Westbank spielen hier eine Rolle. Während einige von einem friedlichen Dialog sprechen, ist es doch offensichtlich, dass Jordanien kaum von einem Frieden profitieren würde, der seine eigene Sicherheitslage gefährdet.

Neuntens: Jordanien fungiert als de facto Friedensvermittler im Nahen Osten. Seine wirtschaftlichen, religiösen und strategischen Interessen lassen es jedoch oft zu einem unzuverlässigen Partner für Palästina werden.

Zehntens: Nun die Frage, die viele beschäftigt: Wenn Jordanien und Palästina so eng miteinander verbandelt sind, warum schafft man es dann nicht, mehr für den ersehnten Frieden zu tun? Die Antwort ist einfach und ernüchternd: Weil die globale politische Ordnung es nicht will. Und solange die Diplomaten der Welt nicht bereit sind, echte Veränderungen zu fordern, werden diese beiden nahöstlichen Akteure weiterhin im Schatten ihres Erbes operieren.