John Macnie war alles andere als ein ruhiger Literat im Elfenbeinturm. Im späten 19. Jahrhundert erhob er sich wie ein Donnerschlag mit seinem Roman „The Diothas“, erschienen 1883. Doch wo kann man ihn verorten? Das Werk erschien in Schottland, aber seine Vision war global. Macnie war ein Schriftsteller, der in Zeiten des konstitutionellen Wandels und zunehmender politischer Turbulenzen in Großbritannien lebte. Genau diese Turbulenzen nutzte er meisterhaft, um seine zukunftsweisenden Ideen darzulegen.
Warum wird dieser Mann heute in konservativen Kreisen so geschätzt? Zum einem weil er die Gefahren einer demokratischen Mehrheit, die tyrannisch über Abweichler herrschen könnte, punktgenau vorhergesagt hat. In „The Diothas“ stellte er eine Zukunft vor, in der der Individualismus durch kollektive Gleichmacherei erdrückt wird. Wen überrascht es also, dass sein Einfluss auf Autoren wie George Orwell nicht von der Hand zu weisen ist?
Macnies Zeichenstift war mit der Wucht eines Bulldozers ausgestattet, und das in einer Zeit, in der Worte manchmal mehr Gewicht hatten als Taten. Während seine Zeitgenossen sich an Utopien der Glücksseligkeit versuchten, malte er dystopische Szenarien aus, die eher an Alpträume erinnerten. Die Freiheit des Einzelnen, für die er plädierte, ist auch ein Fanal an alle, die den kollektiven Frieden über die individuelle Freiheit stellen wollen.
Im Kontext eines wachsenden Sozialismus und sich wandelnder gesellschaftlicher Normen in Großbritannien des 19. Jahrhunderts war sein Werk ein herausfordernder Weckruf. Macnie war nicht nur Autor, sondern auch Lehrer und Arzt – jemand, der die Komplexität des menschlichen Daseins recht praktisch und umfassend begreifen konnte. Ein solcher Mann, der Beruf und Berufung so miteinander verknüpfte, hat fraglos etwas zu sagen.
Sein Lebensweg war kein einfacher, und genau das hat ihn zu einem besseren Autor gemacht. Wer heute ins Kino geht und dystopische Fantasien sieht, dem mag nicht bewusst sein, dass jemand wie Macnie der Urheber solcher Gedankenexperimente war. Wo andere naiv auf Fortschritt setzten, sah Macnie bereits die Gefahren des Totalitarismus. Das ist die Qualität, die heutige Macher oft vermissen lassen, weil sie den Mut für unbequeme Wahrheiten nicht aufbringen.
Denkt man an Macnie, kommt man nicht umhin, seine prophetische Weitsicht zu bestaunen. Er erkannte die möglichen Folgen einer zu dichten Verwebung von staatlicher Kontrolle und Technologie. Sein Einfluss hierauf kann heute gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Während fortschrittliche Kreise das Rad des Fortschritts immer weiter drehen wollen, schätzen konservative Geister die Bedeutung solcher Mahner.
Im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen, die lieber vor sicherem Publikum redeten, war Macnie bereit, an die Wurzeln der Missstände zu gehen und diese auszureißen. Der für ihn typische Mut, sich gegen die Masse zustellen, macht ihn zu einer prägnanteren Figur als die meisten seiner Zeitgenossen.
Anders als viele Träumer, war Macnie ein Realist, der den Einfluss von Macht im Schutze der Masse durchdrungen hatte. Man kann es den sogenannten Liberalen von damals und heute kaum verübeln, dass sie mit seiner Kritik nichts anfangen konnten. Doch gerade diese Differenz macht ihn zu dem Visionär, der er war – und erinnert uns daran, dass wahrer Fortschritt stets kontrovers diskutiert werden muss, um zu gedeihen.