Wenn man an Joe Slovo in Kapstadt denkt, denkt man nicht an ein Südafrika, das endlich seine Versprechen der Regenbogennation eingelöst hat. Joe Slovo, benannt nach dem großen Anti-Apartheid-Kämpfer, ist eine informelle Siedlung, die als Heimat für Tausende von Menschen dient. Sie entstand in den letzten Jahren der Apartheid und war Teil eines größeren Prozesses, bei dem schätzungsweise 500.000 Menschen allein in Kapstadt innerstädtische Gebiete verlassen mussten. Was als ein Hoffnungsschimmer begann, hat sich zu einer Geschichte von Armut, Arbeitslosigkeit und schlechter Regierung entwickelt.
Egal, ob man sich über bröckelnde Infrastrukturen oder steigende Kriminalitätsraten aufregt, Joe Slovo zeigt uns, dass guter Wille allein nicht ausreicht, um eines der herausforderndsten Probleme der Welt zu lösen. Die Realität, in der die Bewohner leben, ist weit von den idealistischen Vorstellungen eines Stadtteils entfernt, der Gerechtigkeit und Gleichheit symbolisieren soll.
Erstens ist da die allgegenwärtige Armut. Schauen wir uns die Lebensbedingungen an – Wellblech, unbefestigte Straßen und mangelnde Sanitäranlagen sind die Norm. Stellen Sie sich vor, in einer Gegend zu leben, in der Sie im Regen mehr über die Löcher in Ihrem Dach als über das Abendessen nachdenken müssen. Wo bleibt da die Verantwortung der Regierungsbeamten, die immer wieder feierlich Programme zur sozialen Entwicklung ankündigen?
Zweitens ist die Arbeitslosigkeit ein massives Problem. Es gibt nicht genug Jobs, und die Kriminalitätsraten steigen, was wiederum potenzielle Investoren fernhält. Anstelle von nachhaltigen Beschäftigungsprogrammen wird viel Energie darauf verwendet, Absichtserklärungen für die nächsten tollen Initiativen zu formulieren. Wo bleiben die Resultate?
Drittens sehen wir, dass öffentliche Sicherheit ein Glücksspiel ist. Polizisten sind selten, und wer will ihnen das bei den Zuständen schon verübeln? Die Menschen haben sich selbst organisiert, um in Gemeinschaften für etwas Sicherheit zu sorgen, aber diese Initiativen stoßen an Grenzen, wenn es darum geht, das Gesetz tatsächlich durchzusetzen.
Wahrscheinlich das beunruhigendste Phänomen aber ist die hoffnungslose Haltung vieler Einwohner. Wenn Sie die Menschen fragen, erkennen Sie diese Frustration mit dem politischen System. Es mag überraschen, dass selbst nach 30 Jahren Demokratie die Enttäuschung über die Regierung so weit verbreitet ist.
Man könnte sich fragen, warum solche Orte so lange im politischen Schatten bleiben. Die Antwort ist, wie immer, unbequem: Solange populistische Reden mehr zählen als Taten und Ergebnisse, wird sich an der Situation kaum etwas ändern. Joe Slovo ist ein Testfall, darüber kann man keine Illusionen aufrechterhalten.
Und während liberal gesinnte Politiker von Gerechtigkeit und Wandel reden, bleiben die Fakten: Die Menschen in Joe Slovo, Kapstadt, brauchen Taten, keine Worte.