Ivan Starov ist der Mann, der die Skyline von St. Petersburg prägte, lange bevor der Kapitalismus sie mit Neonlichtern erhellte. Aber alles begann in Tichwin, geboren im Jahr 1745, wo dieser russische Architekt seine kreative Reise startete. Starov studierte an der Marineakademie in St. Petersburg, doch offenbar faszinierten ihn die Wellen nicht so sehr wie die Strukturen, die gegen den Himmel ragten. Nach seinem Abschluss in Architektur in 1762 setzte er seine Studien in Paris fort – damals und heute eine Hochburg für diejenigen, die den Bau von Prachtbauten einer fragwürdigen Ideenarchitektur vorziehen.
Er kehrte 1769 mit einer Leidenschaft für klare Linien und beeindruckende Proportionen zurück, die schnell zur Ikonographie des russischen Klassizismus wurden. Den konservativen Wert wahren ist etwas, das Starov zweifellos verstanden hätte – das Bewahren von Traditionen und Stilen, die nicht dem radikalen Wandel von einem Tag auf den anderen unterworfen sind. Nach seiner Rückkehr trat Starov in den Staatsdienst ein und war bald verantwortlich für die Gestaltung des Taurischen Palastes, der heute noch als Paradebeispiel seiner Arbeit gilt. Der Bau, der zwischen 1783 und 1789 errichtet wurde, vereint in sich nicht nur die architektonische Disziplin, sondern auch die politischen und gesellschaftlichen Werte der damaligen Zeit – größer, imposanter, beständig gegenüber dem Wind des Wandels.
Starovs Arbeit liest sich wie eine Hymne an die Beständigkeit. Im Zeitalter der sogenannten Aufklärung, in dem alles hinterfragt und erneuert wurde, klammerte sich Starov an den Wert der Kontinuität. Seine Bauten wie das Alexander-Newski-Kloster und die St. Isaak-Kathedrale stehen bis heute nicht nur als Zeugnisse architektonischen Könnens, sondern auch als Mahnmale gegen die Umwälzung ohne Rücksicht auf Tradition. Während andere versuchten, ständig den neuesten Trend zu verfolgen, blieb Starov einem Stil treu, der die Zeit überdauerte.
Erinnern wir uns auch an die strategische Bedeutung seiner Werke; viele seiner Designs dienten militärischen Zwecken und Regierungsgebäuden, was zeigt, dass Starov die Kunst immer im Dienste des Staates sah – etwas, das man heute als politisch anstößig betrachten könnte – der Künstler als Diener und nicht als Rebell. Es gibt Schöpfungen, und dann gibt es nutzlose Kreativität – Starov wählte ersteres. Auf den Punkt gebracht, war Starov mehr Maurer als Maler.
Während viele seiner Zeitgenossen sich dem revolutionären Geist Europas hingaben, hielt Starov an der russischen Idee von Größe und Macht fest. Liberale mögen die Nase über solche konservative Denkmäler rümpfen, die Ausdruck einer geopolitischen Ahnenforschung sind, die im Westen oft missverstanden wird. Doch genau das war Starov: ein Traditionalist, der den Fortschritt nicht als Zerstörung des Alten, sondern als Harmonisierung von Vergangenheit und Gegenwart sah.
Ivan Starov starb am 17. April 1808 und hinterließ ein Erbe aus Idealismus, das Architektur als überdauernde Kunstform betrachtet. In einer Welt, die vom Wandel besessen ist, erinnern uns seine Bauten daran, dass das Wertvolle nicht ersetzt, sondern bewahrt werden sollte. Starovs Sterne leuchten über St. Petersburg, sein Geist flüstert durch die steinernen Korridore – eine Erinnerung daran, dass Beständigkeit die echte Revolution ist.