In einer Welt, in der "Ist nichts heilig?" schon fast wie ein höfliches Begrüßungsfloskel erklingt, ist der konservative Gedanke auf dem Prüfstand. Warum, fragt man sich, muss man in dieser modernen Gesellschaft ständig seine Werte verteidigen und rechtfertigen? 2023, das Jahr, in dem wir uns befinden, hat uns in eine digitale und kulturelle Kollision zwischen Tradition und dem unstillbaren Eifer zur Veränderung geführt. Geht es um diewelen Orte, wo solche Konfrontationen am glühendsten sind - die westliche Welt, angeführt von "progressiven" Vorreitern, die keine Tradition unangetastet lassen wollen. Vielleicht liegt die Antwort in ihrer Agenda, die alles auf den Kopf stellt, was einst als selbstverständlich galt.
Traditionell verstandene Werte und Institutionen, die einst als heilig galten, wie Familie, Religion und sogar die klassische Bildung, werden fast täglich abgeschafft, verspottet oder bestenfalls ignoriert. Auf der einen Seite stehen jene, die auf jahrhundertealte Erfahrungen bauen, auf der anderen diejenigen, die sie mit vermeintlichem Fortschritt ersetzen wollen. Ein Spektakel ohne Gnade.
Wenn es um die Familie geht, wurde ihre Struktur als fundamentales Element der Gesellschaft bezeichnet. Doch in einem vermeintlichen Akt der Befreiung wird die klassische Kernfamilie demontiert und durch unzählige Alternativen ersetzt, die sich alle mit denselben Rechten und Privilegien rühmen wollen. Stimmen der Vernunft werden schnell beiseite gefegt.
Auch der Glaube gerät zunehmend unter Beschuss. Religion, einst Halt und moralische Richtschnur, wird jetzt als rückschrittlich dargestellt. Moderne Gesellschaften bestehen darauf, jede religiöse Symbolik aus dem öffentlichen Raum zu entfernen, um bloß niemanden zu beleidigen. Vielleicht ist das Streben nach einem säkularen Paradies lediglich eine Illusion?
Nicht zu vergessen die Bildung. Akademisches Wissen, das zuletzt noch auf der Akribie fundierter Forschung basierte, wird nun fröhlich mit einer Dosis ideologischer Füllmasse belebt. Man möchte meinen, die hehren Hallen der Universitäten seien jetzt zu Instanzen geworden, die die Agenda der liberalen Vorreiter implementieren. Anstatt den Geist zu erhellen, wird er verwirrt.
Wo es ehemals Orte der Besonnenheit gab, scheinen heutzutage nur noch laute Plattformen der Unzufriedenheit zu existieren - Plattformen, die es zum Lebensziel haben, jeden möglichen heiligen Gral zu vernichten. Dabei scheint es gar nicht mehr darum zu gehen, eine bessere Welt zu schaffen, als vielmehr darum, sich selbst um jeden Preis Gehör zu verschaffen.
Die Entheiligung von Traditionen hat selbstverständlich ihren Preis. Der gesellschaftliche Kitt, der einst durch gemeinsame Werte gehalten wurde, bröckelt. Der Respekt vor Institutionen, die über Generationen hinweg Stabilität verliehen, erodiert.
Doch warum all diese Eile mit dem Zertrümmern des Alten? Vielleicht liegt darin eine tiefe Unzufriedenheit mit sich selbst, oder es ist der unwiderstehliche Reiz, alles Altbekannte über Bord zu werfen. Eine Generation, die mehr Komfort, Technologie und Frieden kennt als jede zuvor, wittert Verschwörungen in jeder Ecke.
Erschreckend dabei ist: Wir bewegen uns immer mehr in Richtung eines postfaktischen Zeitalters. Eine Ära, in der persönliche Gefühle mehr Gewicht haben als objektive Fakten, in der ein Gefühl des Unseins die Oberhand übernimmt.
Jeder Versuch als Verfechter traditioneller Werte kann schnell als antiquiert angesehen werden, eine fast donquichoteske Anstrengung. Doch ist es nicht genau das, was einer lebendigen Demokratie Kraft verleiht? Ein gesunder Diskurs, der beide Enden des Spektrums abdeckt, ohne dass einer den anderen vernichtet. Nur indem wir Tradition mit dem Vorausschau kombinieren, können wir eine beständige und zugleich innovative Gesellschaft gestalten.
Vielleicht ist doch nicht alles verloren. Vielleicht erkennen auch die Vordenker der "Progressiven", dass sie in ihrem rasenden Fortschrittsdrang vielleicht mehr verlieren als gewinnen. Bis dahin bleiben die Werte der bewahrenden Kraft der Konservativen weiterhin eine Bastion gegen die ständige Neuerfindung der müßigen Labels und kurzlebigen Moden.