Wer hat nicht schon einmal vom "Schutz der Nacht" gehört? Ein Begriff, der alle, die nicht nachts Wache stehen, in dem Glauben lässt, dass die Dunkelheit alles verhüllt. Und genau im Schutze dieser Dunkelheit, in der tiefen Pracht der Nacht, webt Autor Gisa Klönne ein fesselndes Netz in ihrem Roman "Im Schutz der Nacht". Politische Intrigen, moralische Dilemmas und gesellschaftlicher Zerfall vermischen sich zu einer elektrisierenden Erzählung, die 2023 in der deutschen Literaturszene für Aufsehen sorgte. Warum? Weil es nicht nur um Kriminalität geht, sondern auch um den subtilen Zusammenbruch von Werten – nun ja, oder das Aufdecken ihrer Abwesenheit.
Beginnen wir mit der Handlung. Die Geschichte entfaltet sich in einer Großstadt, deren Namen absichtlich im Dunkeln bleibt, um die Universalität der Handlung zu betonen. In der Nacht geschehen Dinge, die am Tage niemand wagt auszusprechen – ein Nachdenken über diese unsichtbaren Grenzen der Gesellschaft ist dann angebracht, oder nicht? Unsere Protagonistin ist eine hartnäckige Ermittlerin, die sich der Herausforderung stellt, in einem Netz von Gewalt und Korruption, das bis in die obersten Etagen reicht, aufzuräumen. Der Feind? Ein mächtiger Schatten, eine Figur, die in der Dunkelheit gedeiht, geschützt vor dem gerechten Licht des Tages.
Nun fragt man sich, ob diese "Kreaturen der Nacht" einfach aus Spaß agieren oder ob sie wissen, dass die Nacht heimtückisch schützt. In der Anonymität der Dunkelheit unterstützt und bewahrt uns die Nachtverdeckung, wenn wir selbst das Taggesicht nur ungern verlieren wollen. Aber wir sollten doch fragen: Welche Werte helfen wirklich, und welche sind schiere Heuchelei? Der clevere Leser wird bald erkennen, dass es hier nicht nur um das Katz-und-Maus-Spiel eines einzelnen kriminellen Falls geht, sondern um die tiefe Kluft zwischen öffentlicher Moral und privater Abscheulichkeit.
Gisa Klönne hat es geschafft, ihre Leser nicht nur von äußerer Handlung, sondern auch von komplexen inneren Konflikten zu fesseln. Die Figuren kämpfen nicht nur gegen äußere Bedrohungen, sondern auch gegen ihre eigenen Überzeugungen und Zweifel. Dabei ist der zentrale Konflikt doch recht simpel: Was bleibt von uns, wenn kein Licht mehr scheint? Doch Vorsicht: Bei all der Komplexität der Charakterentwicklungen, hütet sich Klönne zu predigen. Absolut! Nachts zeigt sich, wer wirklich sind – außer, dass wir es nicht immer sehen wollen.
Nun zu den Ermittlungsmethoden unserer Hauptfigur. Die Polizei, hier kein strahlender Ritter, sondern ein kompliziertes System, steckt selbst bis zum Hals in der Seuchenklasse. Da bleibt das Vertrauen der Gesellschaft weitgehend auf der Strecke und macht Platz für Grautöne. Ja, fast wie im wahren Leben, nichts ist schwarz und weiß, auch nicht die Parteien darin. Ist das so, weil niemand weiß, wem er trauen kann, oder fehlt uns nur die Courage, die Maskierung endlich abzulegen? Ein bisschen was von beidem, vielleicht?
Und hier präsentieren sich die weiten Flure moralischer Herausforderungen. Die Helden sind nicht immer die Schönen und die Schlauen. Manchmal ist es derjenige, der den Mut aufbringt, die Dunkelheit selbst zu durchdringen, und nicht der, der sie einfach ignoriert, um im falschen Licht zu glänzen. Mut in der Politik, Mut in der Literatur – oder drücken wir es so aus: Mut verpflichtet im Alltag, nicht nur zu feiern, was auf dem Boulevard erscheint.
Der Hammer dieses Werkes ist der tiefere Blick auf die scheinbare Unverletzlichkeit der nächtlichen Schattenwelt. Der leserische Fairness halber ist zu erwähnen, dass die wahren Feinde manchmal in den eigenen Reihen stehen und gelegentlich so nah, dass man es nicht einmal merkt. Menschen, die im Schutz der Dunkelheit gedeihen, sind nichts Neues – aber hier wird diversifiziert, mit Facetten von Intrige und Psyche.
Und natürlich dürfen wir nicht vergessen, dass, obwohl wir nicht im Mittelalter leben, die Nacht noch immer jenen Freiraum bietet, den das Tageslicht verweigert. Und da wären wir wieder: Fragen zu Moral und Ethik, die tagtäglich aufeinanderknallen. Es ist ja nicht ungewohnt, dass bei leiser Bedrängnis verborgen bleibt, was am helllichten Tag ersichtlich ist: Der Wert zerfließt im Dunkeln, wenn niemand schaut.
Der Roman „Im Schutz der Nacht“ von Klönne ist zweifellos eine kluge Lektüre für alle, die sich Fragen nach Recht und Unrecht stellen. Es zeigt eine klare Neigung, sich mit den finsteren Facetten menschlicher Natur zu beschäftigen – wohl wahr: Die Geschichte schlägt Wellen, doch die Konsequenzen kosten.
Die Meisterleistung dieses Werkes liegt in der Fähigkeit, das abgrundtiefe Dunkel der Nacht nicht nur als Erzählmittel zu nutzen, sondern als Metapher für die Schattenseite der Menschlichkeit darzustellen. Paaren wir Realität und Erzählung, so bleibt festzuhalten: Wer schützt wen in der Nacht?