Wenn die Welt des literarischen Schaffens ein Orchester wäre, dann sind „Hymnen des Vergessens“ dramatische Trommelwirbel, die wachrütteln und provozieren. Geschrieben von einer Autorin, die in der literarischen Szene als Natalie Johnson bekannt ist, rührt dieses Werk an den Grundfesten des modernen Denkens. Im Jahr 2021, in einem Europa, das sich selbst gern als fortschrittlich und postmodern betrachtet, enthüllt Johnson, was viele lieber unter den Teppich kehren würden. "Hymnen des Vergessens" ist nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern auch ein kultureller Kommentar zu unserer modernen Gesellschaft, die sich oft in Heuchelei und historischem Vergessen suhlt.
Dieses Buch wühlt auf und das zu Recht. Während andere Werke in der Vergangenheit zu tief in Metaphern verdriftet sind, die jeder als intellektuell verklärt, setzt Johnson auf eine unverblümte Sprache, die auf den Punkt kommt. Sie befasst sich mit Themen wie der Geschichtsvergessenheit und der Leugnung nationaler Identitäten und legt den Finger in die Wunde einer Gesellschaft im Wandel. Vergangenheitsbewältigung ist das Zauberwort, dem sich viele westliche Nationen verpflichtet fühlen, doch wie gelingt dies, wenn von entscheidenden Epochen oder Ereignissen immer weniger Bezug genommen wird oder diese auf dramatische Art und Weise umgedeutet werden?
Johnson führt mit ihrem Werk aus, was mit den Wurzeln einer Gesellschaft geschieht, die sich selbst neu erfindet, ohne ihre Vergangenheit zu ehren. Besonders der europäische Kontinent, in dem multikulturelle Bestrebungen an der Tagesordnung sind, wird einer schonungslosen Kritik unterzogen. Sie fordert eine Rückkehr zu den Werten und Traditionen, die sich in den Hymnen der Vergangenheit wiederspiegeln, statt endlos den Sirenengesängen einer vermeintlich besseren Zukunft nachzujagen.
Aus konservativer Sicht ist es durchaus erfrischend, dass Johnson die stetig zunehmende Politische Korrektheit nicht mit Samthandschuhen anfasst. Diese Tendenzen, die jegliche unangenehme Wahrheit aus den Erzählungen und Betrachtungen verbannen, werden meisterhaft dekonstruiert. Wie oft wird kritisiert, dass Geschichtsbücher umgeschrieben werden oder gültige Stimmen aus der Vergangenheit ignoriert werden, nur weil sie nicht in die gegenwärtige Erzählung passen? Dieses Buch zeigt auf, dass das Streben nach einer scheinbar „sicheren“ Welt letzten Endes auf einem brüchigen Fundament steht, wenn die eigenen Wurzeln nicht mehr geachtet werden.
Nicht zu vernachlässigen ist die Rolle der Identität, die in „Hymnen des Vergessens“ brilliert. In einer Zeit, in der das vermeintliche Ideal darin besteht, individuelle Unterschiede zu übersehen oder zu einem globalen Einheitsbrei zu vermengen, tritt Johnson entschieden auf die Bremse. Jeder soll sich überlegen, woher er kommt, bevor er entscheidet, wohin er will. Die schiere Unverfrorenheit, mit der andere Werke dies tunlichst vermeiden, macht dieses Buch zu einem unerlässlichen Begleiter im Diskurs über kulturelle Identität. Die fortwährende Betonung der rechtlichen, sozialen und kulturellen Unterschiede innerhalb einer Gesellschaft ist eine kluge Erinnerung daran, dass Vielfalt im klassischen Sinne bedeutet, Unterschiede zu ehren, nicht sie zu verwischen.
Nicht zuletzt sei in diesem Kontext hervorgehoben, dass Johnson auch vor Tabus keinen Halt macht. Sie spricht direkt an, was viele scheuen: den Verlust nationaler Eigenheiten zugunsten einer zentralisierten europäischen oder globalen ‚Identität‘, die nichts weiter als ein ideologischer Nebel ist, der am Verfall kräftiger Wurzeln den Weg freimacht. Die moderne Auffassung der Geschichte als etwas Unveränderliches, das ausschließlich in einem neutralen kontextlosen Raum existiert, wird als verheerende Fehlannahme kritisiert. Johnson appelliert an ein eigenes nationales Gewissen, das sich seiner Geschichte bewusst ist.
Mit diesem Werk zeigt Johnson auf, dass der wahre Nutzen von Literatur nicht nur in der Unterhaltung liegt, sondern in der Fähigkeit, Katalysator für tiefgehende Reflexion und Transformation zu sein. Indem sie den literarischen Finger auf die Pulsader des Vergessens legt, inspiriert sie zu mehr Engagement in gesellschaftlichen Diskursen und zu einer eindeutigeren Frontalstellung wider den Versuchungen gedankenloser Anpassung. Sie fordert die Leser heraus, wachsam zu bleiben und den Hymnen des Vergessens nicht einfach nachzugeben, sondern sich ihrer bilanzierend zu widersetzen. Ein wahrhaft provokativer, ironischer, geradezu zwingend notwendiger Beitrag zur Literatur des 21. Jahrhunderts.