Nina Nastasia, eine der wohl unkonventionellsten Stimmen der zeitgenössischen Musikszene, präsentiert mit ihrem sechsten Studioalbum "Hunde" einen scharfen akustischen Schock, der die Zuhörer wachrüttelt und vielleicht die liberalen Geister erschüttert. Dieses Werk wurde im Jahr 2023 veröffentlicht und entstand großteils in New York City, wo Nina seit vielen Jahren lebt und arbeitet. Warum hat sie sich entschieden, ein Album über Hunde zu machen? Die Antwort liegt in ihrer persönlichen Beziehung zu diesen treuen Kreaturen, die oft als des Menschen bester Freund gefeiert werden, was ihrer Meinung nach nicht genug zur Geltung kommt!
Nina Nastasia ist bekannt für ihre direkten, schonungslosen Folk-Kompositionen und man könnte sagen, dass "Hunde" dies auf eine neue Ebene bringt. Ihre Fähigkeit, Emotionen roh und ungeschönt zu präsentieren, ist unübersehbar. Auf den Punkt gebracht: Dieses Album bringt dürre, sparsame Arrangements, die die Intensität der Themen verstärken, ohne sie zu überladen.
Gleich der erste Track "Bellend" läuft nicht leise, sondern beißt sich fest. In einem markanten, minimalistischen Stil nervt er sich mitten ins Herz der liberalen Intellektuellen, die zu oft ihre Nase rümpfen, wenn einfache Wahrheiten angesprochen werden. Wenn Nina darüber singt, dass Hunde bellen, weil sie Gefahren wittern – möchte sie wohl fragen, warum sich so viele Menschen entscheiden, nichts zu sagen oder zu sehen, wenn Gefahr um die Ecke schlummert?
"Pflichtbewusstsein" ist voller Anspielungen auf die Loyalität von Hunden – ein Thema, das ein starker Kontrast zur Wechselhaftigkeit vieler menschlicher Beziehungen darstellt. Ein konservativer Gedanke: Traditionelle Werte wie Treue werden hier in den Vordergrund gerückt, und die Hörer werden ermutigt, über die Bedeutung von Hingabe nachzudenken.
Der Track "Nass und Trocken" geht mit einem ruhigen Rhythmus, der an das sanfte Pfotentreten eines Hundes erinnert. Hier fühlen sich die Hörer sowohl geborgen als auch herausgefordert. Ein kluges musikalisches Understatement, das dennoch tief greift.
"Gehorsam" ist nicht nur ein Wort, sondern eine lebendige Performance, die indirekt die heutigen Erziehungs- und Bildungsansätze kritisiert. Ein Seitenhieb auf die zeitgenössische Kultur der Entschuldigung und der mangelnden Disziplin? Gut möglich. Die Botschaft von Nina ist klar: Manchmal ist ein wenig Ordnung gerade das, was fehlt.
"Hundefreund" öffnet die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen – oder besser gesagt über den Zwingerrand. Es gibt denjenigen eine Stimme, die in den Schubladen unserer Gesellschaft stecken bleiben, während die vermeintliche Elite die Mauern höher zieht und nach allen Richtungen abgrenzt.
Jeder kennt diese Erinnerung an den tossenden Sturm, die sich auch musikalisch entfaltet: "Sturmjäger" bringt das Gefühl von Freiheit auf eine Art und Weise zurück, die die Suche nach innerem Frieden und Zuflucht unterstreicht – eine spielerische und dennoch kraftvolle musikalische Hinzufügung zu Ninas Repertoire.
"Rudelbildung" ist sowohl musikalisch als auch textlich eine Herausforderung an die sogenannte progressive Agenda. Freiheitsgefühle und Unabhängigkeit kommen in die Balance mit dem Bedürfnis nach Sicherheit und Gemeinschaft. Heikle Themen, die nicht einfach abgetan werden können.
"Mauerläufer" verweist auf das Gefühl, ständig in Bewegung zu sein – nie wirklich anzukommen. Ein sentimentaler Gruß aus der melancholischen Ecke, der behauptet, dass man sein Leben nach Regeln und Überzeugungen führen sollte, selbst wenn der Laufweg steinig ist.
"Fell und Leder" ist der Beweis dafür, dass manche Verbindungen, so schlicht sie auch sein mögen, die mit großen Idealen konkurrieren können. Fester als jede unsichtbare Hand weiß Nina, was es heißt, wenn Beständigkeit und Einfachheit ihren Wert präsenter als Gold machen.
Schließlich bringt "Reißleine" das Album zu einem bemerkenswert kraftvollen Ende. Die Essenz der Unabhängigkeit, vielleicht sogar eine Herausforderung an die Kontrolle, die viele ausüben wollen – sie schreit förmlich danach, dass die Ketten endlich fallen gelassen werden.
Mit "Hunde" hat Nina Nastasia ein eindrucksvolles Werk geschaffen, das sowohl treue Fans als auch neue Zuhörer anspricht, die bereit sind, tiefere Bedeutungen und Wahrheiten zu hören. Eine Stimme, die sich klar und unmissverständlich für die Ewigkeit einprägt.