Da dachte man, die Gesellschaft hätte schon den Gipfel der Absurdität erreicht, da kommt „Hübsch, Dick und Verärgert,“ ein Buch, das die Debatte um Schönheitsnormen auf den Kopf stellt. Geschrieben wurde es von einer Autorin, die das Buch 2023 in Berlin veröffentlichte. Und nein, dies ist kein Kampfaufruf für die Unterdrückten, sondern eine humorvoll provokante Sammlung von Überlegungen zu Körperbild, Gesellschaft und dem, was wirklich wichtig ist. Mit einem scharfen Sinn für Ironie enthüllt diese Autorin die lächerlichen Standards, die besonders jungen Menschen auferlegt werden.
Zunächst einmal: Schönheit ist nicht einfach ein ästhetisches Konzept; es ist eine Waffe. Die Verfasserin macht keinen Hehl daraus, dass Schönheit ein Instrument geworden ist, um Macht zu erlangen. Sie greift die Oberflächlichkeit an, die wir unseren Prioritäten auferlegt haben. Warum sollen wir annehmen, dass Menschen innerhalb strikter Gewichtsnormen liegen müssen? Wer hat festgelegt, dass ein Zentimeter mehr oder weniger auf der Waage den Wert eines Menschen bestimmt? Jeder, der sich von diesen Normen beraubt fühlt, mag für einen Moment aufatmen, denn die Autorin nimmt die Schönheitsindustrie ins Visier wie kaum ein anderer zuvor.
Die Geschlechterrollen bekommen auch ihr Fett weg. In einer Welt, in der sich Männer als muskulöse Helden und Frauen als schlanke Göttinnen präsentieren sollen, stellt die Autorin gnadenlos klar: Diese Bilder sind widerlegt, unfassbar, unlogisch. Und doch, die Frage gehört gestellt: Was will man eigentlich erreichen, indem man diesen Kulten nacheifert? Die Antwort der Autorin: eine frustrierende, nie endende Jagd nach einem Ideal, das niemand erreichen kann und das letztlich nur der Industrie dient, die es verkauft.
Ein weiterer Knackpunkt, den die Autorin anspricht, ist der Einfluss der sozialen Medien. Sie illustriert, wie sich Individuen online selbst „verkaufen“ und wie dies den Druck, perfekt zu wirken, ins Unermessliche steigert. Was man auf Instagram, TikTok und Co. sieht, ist eine beunruhigende Parodie der Realität, die, wie sie bemerkt, nur einem erlauchten Kreis wahrhaft zugutekommt.
Die Magie dieses Buches liegt darin, wie es politische Argumente innerhalb des Narrativs stürzt. Anstelle politischer Ideologien zu huldigen, enthüllt es die Farce und Heuchelei, die sich hinter Positionen und lokalen Trends verstecken. Man könnte fast meinen, dass diejenigen, die selbst Vorurteile schlucken, vielmehr selbstgefällig mitspielen in einem Spiel, dessen Regeln sie nicht verstehen wollen.
Doch während Schönheit und Körperbild im Zentrum dieser Arbeit stehen, lässt die Autorin die Werte der inneren Zielstrebigkeit und Selbstakzeptanz nicht zu kurz kommen. Plötzlich scheint das klischeebeladene Mantra „Liebe dich selbst, wie du bist“ mehr Tiefe zu erhalten. Sie verliert nicht die Hoffnung und macht klar, dass es sinnvoller ist, die eigene Person anstatt eines unerreichbaren Ziels zu lieben.
„Hübsch, Dick und Verärgert“ liest sich wie eine Großstadtballade für die moderne Zeit. Es ist zu gleich Teilen unterhaltsam und herausfordernd. Es lässt einem die Kinnlade herunterklappen und zwingt zum Augenzwinkern. Kann ein Buch wirklich den Diskurs zu Schönheitsnormen in seinen Grundfesten erschüttern? Die Antwort ist ein klarer Schuss vor den Bug des guten Geschmacks. Schließlich gibt es allen einen Grund, sich vor dem Spiegel nicht minderwertig zu fühlen.
Die Entscheidung liegt am Ende bei jedem selbst: Übernimmt man die dargebrachte Weisheit oder bleibt man in einer Welt verwurzelt, die von nicht enden wollender Unzufriedenheit beherrscht wird? Freiheit scheint näher, als manche denken. Statt sich dem Gefängnis der Eitelkeit zu verschreiben, kann jeder die Kontrolle über den eigenen Wert ausüben. All das und noch viel mehr steckt zwischen den Seiten dieses lobenswert schockierenden Buches.