Ein Kartenhaus voller Illusionen: James Reynes vorhersehbarer Kritikhagel

Ein Kartenhaus voller Illusionen: James Reynes vorhersehbarer Kritikhagel

Von einem australischen Pop-Rock-Phänomen der 80er, das sich als Kritik an fragilen Machtstrukturen versteht. "House of Cards" bleibt jedoch oft eine metaphorische Projektion, die echte Lösungen vermissen lässt.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

In der bunten Welt des Poprock der 80er-Jahre prägt James Reyne mit seinem Song "House of Cards" einen ganz besonderen Platz. Der australische Musiker, zunächst berühmt als Frontmann der Band Australian Crawl, veröffentlichte dieses Stück 1988. Der Song behandelt gesellschaftliche und politische Themen, die spannender sind als der x-te diskussionswürdige Diskurs eines deutschen Tatorts. Gehässige Kommentare könnten meinen, dass Reyne's "House of Cards" kaum mehr als ein "liberales" Abfeuern von Kritik gegen das Establishment ist.

Wer den Titel "House of Cards" gehört hat, der denkt eher an eine wackelige Struktur, die bei jedem Windhauch in sich zusammenzufallen droht. Und genau hierin liegt Reynes Metapher: die Zerbrechlichkeit gesellschaftlicher Strukturen und das Schlaumeier-Geplänkel der Mächtigen. Doch ob der Song auf einem stabilen Fundament steht oder selbst einem Kartenhaus gleicht, ist eine Frage der Perspektive.

Die australische Musikszene der späten 80er gibt Reyne den idealen Nährboden, seine kritischen Töne zu platzieren. Sein musikalisches Talent ist zweifelsfrei vorhanden, doch wenn es um die inhaltliche Brillanz geht, lässt sich streiten. Der Text von "House of Cards" ist ein gefälliges Aufreihen von Kritikpunkten, die, wenngleich lyrisch ansprechend, nicht unbedingt den Puls der Zeit treffen - zumindest nicht bei denen, die Instabilität eher als Chance und nicht als Problem betrachten.

Reyne bewegt sich in seinem Song über das Kartenhaus durch eine Vielzahl von Themen - von Regierungsversagen bis hin zu öffentlicher Manipulation. Der typische Hörer mag applaudieren und anerkennen, dass Reyne den Nagel auf den Kopf trifft. Aber jemand, der über populäre Parolen hinausschauen kann, sieht hier eher eine musikalische Projektion eigener Befindlichkeiten anstatt raffinierter Analyse.

Wer sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzen möchte und einen echten Fortschritt statt einer seichten Diskussion wünscht, findet in Reyne nicht unbedingt den passenden Führer. Nehmen wir zum Beispiel seine vorgeschlagenen Alternativen oder Lösungen: Sie bleiben so schemenhaft wie das Prophezeien von Regen in der Wüste. Doch wir wissen, die Anziehungskraft liegt in der Empörung, nicht im Aufbau.

Dabei will ich Reyne keineswegs Unrecht tun: Als Musiker versteht er sein Handwerk, und seine Melodie bleibt im Ohr. Seine Stimme transportiert eine kraftvolle Botschaft, wenn auch die Substanz manchmal zweitrangig wirkt. Rebellentum im Poprock war und bleibt ein beliebtes Genre, gerade weil es die Massen einfängt. Doch am Ende führt diese Art von Kritik manchmal eher zur Ermüdung als zur erhofften Erleuchtung.

Vergleichen wir dies mit den großen Denkern der Konservativen. Hier wird nicht alles als fragil angesehen, sondern Stabilität und Resilienz in den Vordergrund gestellt. Die wahre Stärke einer Gesellschaft zeigt sich nicht im Zusammenbruch, sondern in der Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern und zu wachsen. Vielleicht liegt hier der schönste Unterschied: während "House of Cards" uns die Brille des Pessimismus aufsetzt, gibt es Betrachtungen, die Hoffnung und Zuversicht fördern.

Was bleibt am Ende von "House of Cards"? Ein gefälliger Rocksong, der es schafft, auf Konzertbühnen die Menge zu begeistern. Doch politische Relevanz und tiefgründige Reflexion findet man nur dort, wo Mehrwert geboten wird. So bleibt mancher lieber beim gemütlichen Hörgenuss als sich in den abweichenden Tönen der vermeintlich kritischen Liedtexte zu verlieren. An die Freunde der studiogebannten Gesellschaftskritik: manchmal ist realer Fortschritt lauter, aber auch konstruktiver als jede musikalische Kakophonie.