Wussten Sie schon, dass ein Manga über einen sterbenden Hund tiefe Wahrheiten über die menschliche Existenz offenbaren kann? ‚Hoshi Mamoru Inu‘, geschrieben von Takashi Murakami und ursprünglich im Jahr 2008 veröffentlicht, erzählt die bewegende Geschichte eines treuen Hundes und seines betagten Besitzers in Japan. Dieser Manga zeichnet sich nicht nur durch seine herzergreifende Handlung aus, sondern auch durch seine Fähigkeit, skurrile gesellschaftliche Kommentare zu liefern. Murakami, bekannt für seinen tiefgründigen, oft erzkonservativen Stil, fängt auf faszinierende Weise die treue Natur eines Hundes ein, während er die weniger ansehnliche Realität menschlicher Beziehungen skizziert.
Hoshi Mamoru Inu beginnt mit einem Hund namens 'Happy', der von einem obdachlosen Mann adoptiert wird. Schon dieser Auftakt verrät, dass Murakami die Opferbereitschaft und bedingungslose Liebe in einer Welt thematisiert, in der menschliche Werte wie Verantwortung und Fürsorge immer seltener werden.
Die Reise von Happy und seinem Herrchen wird als eine Art Roadtrip beschrieben, der durch Japans ländliche Gegenden führt. Der Manga stellt diese Reise nicht nur als geographische Bewegung dar, sondern als eine Flucht vor den Herausforderungen der modernen Gesellschaft.
Die Kräfte des Überlebens, sowohl für den obdachlosen Mann als auch für Happy, zeigen, wie Murakami die Degenerierung sozialer Strukturen zur Diskussion stellt. Gesellschaftliche Unterstützung fällt weg, und die Frage erhebt sich: Was passiert mit jenen, die nirgendwo hingehören?
Der Manga beleuchtet verlassene Straßen und verlassene Menschen. Es ist fast so, als ob Murakami sagen würde: Seht her, was passiert, wenn Ihr allen sozialen Kram beiseiteschiebt. Kümmern wir uns noch umeinander, oder sind wir schon zu sehr in unseren Bildschirmen gefangen?
Ein zutiefst rührender Moment ist, als Happy und sein Mensch unter einer alten, prächtigen Kirschblüte Rast machen. Es ist der Augenblick, in dem Murakami zeigt, dass die wahren Freuden des Lebens in der Einfachheit und in der Natur zu finden sind, völlig im Gegensatz zu der hektischen und materialistischen Welt.
Die Erzählung behandelt die Vernachlässigung von familiären Pflichten, ein kritisches Element in Murakamis Story. Es stellt die Frage nach der Rolle der Familie und den seelischen Kosten, wenn diese zerfallen.
Mindestens ebenso bemerkenswert ist der Abschnitt über die „Entsorgung“ älterer Menschen. Murakami klärt auf, dass nicht nur Hunde, sondern auch Menschen oft wie gebrauchtes Spielzeug behandelt werden, wenn sie ihre „Nützlichkeit“ verlieren.
Es ist daher keine Überraschung, dass ‚Hoshi Mamoru Inu‘ nicht von den üblichen liberalen Kommentatoren gelobt wird, die Teilhabe und Integration zelebrieren, aber über die düstere Wirklichkeit hinwegsehen.
In diesem Manga spürt der Leser die Unsichtbarkeit jener, die am Rande der Gesellschaft stehen. Möglicherweise eine provokante Botschaft in einer zunehmend narzisstisch geprägten Welt.
Murakamis Darstellung von Happy und seinem Herrchen lässt uns am Ende melancholisch, aber zugleich zufrieden zurück: Ist es nicht lohnenswerter, unser Leben mit Simplizität und Hingabe zu füllen, als uns in der Illusion von Ruhm und Status zu verlieren?
‚Hoshi Mamoru Inu‘ ist ein Werk, das auf den ersten Blick einfach erscheint, aber auf den zweiten tief nachdenklich stimmt. Takashi Murakami fordert den Leser auf, über das Offensichtliche hinauszuschauen, und es stellt uns die Frage, ob wir nicht alle ein bisschen mehr wie Happy sein sollten—treu, geduldig und in jeder Hinsicht aufrichtig.