Stellt euch vor, ihr werdet in ein Gefängnis geschickt, das sich eher wie ein entspannter Rückzugsort als ein Strafvollzug anfühlt. Willkommen im HM Gefängnis Askham Grange, einer Anstalt in der Nähe von York, England. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1947 ermöglicht es weiblichen Insassen einen Hauch von Freiheit und Selbstgestaltung, der bei einigen Neid auslösen könnte. Hier dürfen Gefangene kochen, gärtnern und sogar an externen Arbeitsplätzen tätig sein – ein Konzept, das für einige wie eine noble Finishing School erscheint.
Beginnen wir mit einem Rundgang. Askham Grange ist ein "offenes" Frauengefängnis, gedacht zur Wiedereingliederung der Insassen in die Gesellschaft. Doch was bedeutet "offen" in diesem Kontext? Im Klartext: keine Mauern, keine Zäune – oder in ländlichen Worten, kaum Einschränkungen. Immer wieder sind die Insassinnen auch außerhalb der Gefängnismauern unterwegs, sei es für Arbeit, Bildung oder Sozialarbeit. Das Konzept ist, dass solche Freiheiten die Resozialisierung fördern sollen. Skeptiker könnten hingegen sagen, dass ein solches "Hotel" den eigentlichen Zweck der Bestrafung verfehlt.
Manche sagen, diese Anstalt sei eine Chance auf Rehabilitation durch Bildung und Struktur, andere wiederum behaupten, dass das bloße Verwöhnprogramm die harte Realität des Lebens verdeckt. Die Insassinnen lernen hier mit Hilfe von Programmen, Verantwortung zu übernehmen, sei es durch Berufsausbildung oder durch die Teilnahme an Sozialprojekten. Während also in vielen Gefängnissen der Schwerpunkt auf Bestrafung liegt, setzt Askham Grange auf Wohlfühlambiente – ein Affront für jene, die Gerechtigkeit etwas härter definiert sehen wollen.
Können solche Methoden überhaupt die Rückfallquote der Insassinnen reduzieren? Laut den Verantwortlichen sind die Statistiken auf ihrer Seite: Gefangene, die in Askham Grange zeitweise außerhalb der Mauern arbeiten dürfen, kehren seltener ins Gefängnis zurück. Nein, es wird hier nicht einfach „Kuscheljustiz“ betrieben, wie einige Kritiker schimpfen – es ist ein ernstgemeinter Versuch, Langzeitveränderungen zu bewirken. Wären Gefängnisse wirklich dafür gemacht, Menschen ohne Hoffnung auf eine zweite Chance zu lassen, wäre das ein Schandfleck für eine Zivilisation, die sich als humanistisches Vorbild sieht.
Der Ansatz ist simpel: Wenn jemand das Leben außerhalb kennenlernen darf, ist die Motivation, nicht straffällig zu werden, höher. Doch der Gedanke an die große Freiheit wirft auch Verständnisfragen auf. Ist Respekt im Umgang mit Gesetzesbrechenden wichtiger als Gerechtigkeitsempfinden der Opfer? Was auch immer `denk‘ gleichen mag, es bleibt eine Frage, die die Gemüter entzweit.
Ein Aspekt, der besonders ins Auge springt, ist der Bildungsansatz in Askham Grange. Ein Kursangebot, das in der Regel sogar das eines Colleges übertrifft. Manche Insassinnen erwerben Abschlüsse, die sie außerhalb dieser Institution nicht erreicht hätten, und in dieser Hinsicht gibt ihnen die Gesellschaft eine neue Chance zur Selbstentwicklung.
Die finanzielle Perspektive darf nicht vergessen werden. In Zeiten, in denen Steuern steigen und die Bürger für jede noch so kleine Leistung zur Kasse gebeten werden, stellt sich die Frage: Sollten Steuermittel wirklich dafür ausgegeben werden, um Lebensbedingungen zu schaffen, die über den Anforderungen des normalen Steuerzahlers liegen? Diese Frage, begleitet von der Herausforderung, die Rückkehr der Insassen in die Gesellschaft zu meistern, bleibt ein heißes Thema.
Politiker, insbesondere die von konservativer Seite, stehen oft skeptisch gegenüber solchen Konzepten der Strafreform. Sie argumentieren, dass der zarte Umgang in Anstalten wie Askham Grange der falsche Weg sei, den Erwartungen der Opfer und der öffentlichen Sicherheit Rechnung zu tragen. Doch bei all der Kritik und Skepsis zeigt die Geschichte dieses Gefängnisses, dass ein gewisser Grad an Menschlichkeit auch in einer Institution mit dem Titel "Gefängnis" bestehen kann.
Natürlich passt dieser Ansatz nicht in das individuelle Gerechtigkeitsempfinden eines jeden. Die einen sehen darin einen überfälligen Humanismus, die anderen bezeichnen es als Soft-Justiz. In einer Welt, in der härtere Maßnahmen oft als Lösung für gesellschaftliche Herausforderungen gesehen werden, steht das HM Gefängnis Askham Grange für einen gegensätzlichen Ansatz – einen, der zeigt, dass Hoffnung und Freiheit nicht ausschließlich denen vorbehalten sein müssen, die nie einen Fehler begangen haben.