Im Ballett des modernen Lebens, in dem jeder die Hauptrolle zu spielen glaubt, verliert man leicht den Überblick; „Halte jeden anderen fest“ ist eine kraftvolle Botschaft, die uns daran erinnert, dass wir Verantwortung für unser Handeln übernehmen und Verantwortung für die Gemeinschaft zeigen sollten. Geschrieben von dem deutschen Autor Navid Kermani, erschien das Buch erstmals 2022 und wirft Licht auf die vermeintlich veralteten Werte von Solidarität und Gemeinschaft in unserer heutigen Gesellschaft. Die Frage, die sich jedem stellt, ist: Können wir in einer Welt, in der Individualismus allgegenwärtig ist, wirklich Verantwortung und zugleich Freiheit erleben?
Wer sind die Menschen, die wirklich die Prinzipien von „Halte jeden anderen fest“ verinnerlichen? Es sind jene, die nicht nach dem Applaus der Menge gieren, sondern aus einem tiefen Sinn für moralische Verantwortung und Anstand handeln. Während viele sich bequem zurücklehnen und darauf warten, dass das System oder „die Anderen“ Verantwortung übernehmen, erinnert das Buch uns daran, dass jeder von uns einen aktiven Beitrag leisten kann und sollte, um die Gesellschaft zu stärken.
Was macht dieses Werk tatsächlich provokant? Es ist die Betonung auf die persönliche Verantwortung in einer Welt, die überbetont auf individuelle Freiheit setzt. Kermani fordert uns auf, die Komfortzone des Selbstbetrugs zu verlassen, das Dogma zu durchbrechen, das besagt „Das geht mich nichts an“ oder „Jeder ist für sich selbst verantwortlich“. Solche Einstellungen führen nicht nur zu gesellschaftlichem Zerfall, sie lassen auch die zwischenmenschlichen Bindungen verdorren.
Ein weiterer Reiz des Buches liegt in seinen Botschaften, die gegen den Strich der aktuellen gesellschaftlichen Stimmung bürsten. In Zeiten, in denen es Mode ist, den anderen für sein eigenes Unglück verantwortlich zu machen, stellt Kermani fest, dass ein klares Bewusstsein für das persönliche Handeln unabdingbar ist, um soziale Kohäsion zu fördern. Wer immer nur mit dem Finger auf andere zeigt, dem fehlt es schlichtweg an Selbstdisziplin und moralischer Haltung.
Hier kommt auch ein gewisses Maß an intellektueller Ehrlichkeit zum Tragen. Es ist einfach, die Probleme der Welt reflexartig auf Politiker, Wirtschaftsführer oder „die Gesellschaft“ zu schieben. Doch der schwerere und mutigere Weg ist es, sich selbst zu fragen: Was kann ich tun, um eine bessere Umgebung zu schaffen? Was bedeutet echte Verantwortung? Und warum ist diese in vielen Kreisen, insbesondere bei jenen, die sich gerne hinter der Flagge der politischen Korrektheit verstecken, verpönt?
Viele Menschen suchen nach einem Lebensstil, der „authentisch“ oder „wahrhaftig“ ist, ohne zu verstehen, dass diese Qualitäten untrennbar mit Verantwortung und Opferbereitschaft verbunden sind. Es ist nicht nachhaltig, nur zu nehmen, ohne zu geben. Die Rufe nach sozialer Gerechtigkeit sind meaningless, wenn sie nicht von einem eigenen täglichen Handeln begleitet werden.
Spannend zu beobachten ist der Widerspruch, der in der Art und Weise besteht, wie viele Menschen Gemeinschaft begreifen. Voreingenommene Vorstellungen darüber, „was die Welt braucht“, nehmen oft Gestalt an in Forderungen nach immer neuen Rechten und Freiheiten. Aber wo bleiben die Pflichten? Rechte ohne Pflichten, oder Privilegien ohne Verantwortung, führen letztlich zum gesellschaftlichen Chaos, einem moralischen Vakuum.
Man kann sich kaum vorstellen, wie die Köpfe rauchen, wenn „Halte jeden anderen fest“ in einem durchweg politisch linksgerichteten Umfeld diskutiert wird. Es ist nicht das Buch der „Liberalen“, die stark auf kollektive Anklage fokussiert sind, sondern eines, das darauf pocht, dass wahrhaftige soziale Veränderung auf individueller Verantwortungsübernahme beruht. Jeder, der sich nach sozialen Veränderungen sehnt, dem sei gesagt: Der Wandel beginnt nicht im Parlament, sondern bei uns selbst, in unserem Herzen.
Es ist höchste Zeit, dass wir uns auf die Essenz unseres Seins besinnen und die Realität erkennen: Unser moralisches Handeln ist die größte Waffe gegen die Ignoranz und die einzige Hoffnung auf echten Fortschritt. Solange wir nicht bereit sind, für unsere Taten einzustehen, werden alle Banner, alle Slogans und alle „guten Absichten“ zu bloßen Illusionen.
„Halte jeden anderen fest“ ist ein Weckruf – eine Untermauerung der Grundlagen unseres menschlichen Zueinanders. Es ruft uns ins Gedächtnis, dass kollektive Stärke in der Summe individueller Verantwortungsbereitschaft liegt. Wer mutig und ehrlich ist, wird den inneren Kompass neu justieren und begreifen, dass der wahre Weg nach vorne in der Harmonie aus Freiheit und Pflicht liegt.