Wer hätte gedacht, dass ein Mann mit dem Charisma eines Bulldozers in einer Ballettrobe die Tänzerwelt auf links drehen könnte? Hal de Becker, geboren im Jahr 1920 und aufgewachsen in den Vereinigten Staaten, war dieser unvergleichliche Energieball. Er war ein Choreograf und Lehrer, der im Herzen der lebhaften, aber seltsamerweise oft stillen amerikanischen Tanzszene aktiv war. Becker zeichnete sich nicht nur durch seine Provokationen aus – wie es für einen Macher seiner Klasse typisch ist –, sondern verbuchte auch erkennbare Erfolge, die jeden anderen Künstler vor Neid erblassen lassen könnten.
Wenn man über Becker spricht, dann kann man nicht umhin, seine unerschütterliche Hingabe an den Tanz zu erwähnen. Der Mann war eine Bastion konservativer Werte in einer Welt, die von progressiver, chaotischer Ballerei umgeben war. In den 1950er Jahren, als so viele von den Konformitäten der Nachkriegszeit wegdrifteten und sich Trends unterwarfen, war Becker eine feste Stimme der Tradition. Er kämpfte für die Bewahrung anspruchsvoller, klassischer Techniken und lehnte den Wandel, der mehr an Tänze erinnerte, die auf einem schmutzigen Rave zu Hause gewesen wären, kategorisch ab.
In Las Vegas, jener Stadt der überbordenden Exzesse und seltsam ergreifenden Kitschigkeit, fand Becker eine Bühne, die ihn und seine Vorstellungen annahm. Hier gründete er die „Nevada Dance Theatre“, heute das „Nevada Ballet Theatre“. Dorthin zog es all jene, die das Klassische im Tanz nicht missen wollten und die genug hatten von den lauwarmen Tänzen, die eher wie ungeschickte Yoga-Übungen in slow-motion wirkten. Becker bot nicht nur eine Alternative, sondern warf die Herausforderung an jeden hin, das pure, echte technische Können zu schätzen – eine wahre Wohltat in der Wüste der Mittelmäßigkeit.
Der Mann predigte Disziplin mit evangelikaler Hingabe und erwartete von seinen Schützlingen, dass sie jeden Auftritt als heiligen Akt betrachteten. Er war ein Lehrer, dessen Unterricht wie ein Ritt mit einem völligen Verzicht auf Kompromisse war. Seine Schüler wurden nicht nur zu besseren Tänzern, sie wurden wahre Verfechter eines strengen Stils, der Präzision wertschätzte.
Hal de Becker prägte das Tanzverständnis einer ganzen Generation und prallte dabei nicht weich von den ideologischen Gegenwinden ab. Während Liberale auf der Suche nach „Ausdruck“ und „Freiheit“ verrückte Tänze aufführten, die mehr Fragen aufwarfen, als sie Antworten boten, hielt er fest am traditionell Handwerklichen teil. Und warum auch nicht? Was Becker anstrebte, war ein Balanceakt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, eine Verbindung aus Tradition und Zukunft. Er zeigte, dass Tanz nicht immer eine unkonventionelle Show sein muss – obwohl er sicherlich noch unglaubliche Shows schuf.
Beckers Einfluss hörte jedoch nicht bei seinen Schülern auf. Er war ein Publizist, der zahlreiche Kritiken und Essays verfasste, die in Fachzeitschriften auf der ganzen Welt erschienen. Seine Worte waren nicht immer populär – insbesondere nicht bei den progressiveren Elementen der Tanzgemeinschaft – aber sie hatten einen durchdringenden Einfluss. Er schrieb so, wie er lehrte: direkt, ohne Schnörkel und mit spürbarer Leidenschaft.
Hal de Becker war ein Mann, der seinen Prinzipien folgte, egal wie stark der Wind des Wandels auch blies. Er machte sich einen Namen, indem er die klassische Tanztechnik verteidigte und inspirierte andere, dasselbe zu tun. In dieser modernen Welt, in der oft das meiste kreativ sein soll, was durch Ignoranz glänzt, war er eine willkommene Konstante – ein Leuchtturm, der durch die Strömungen der Zeit führt.
Das Vermächtnis von Hal de Becker ist nicht nur ein Fundament der Tradition, sondern auch ein stetiger Anstoß zur Innovation innerhalb der Grenzen strenger Disziplin. Ja, manche mögen es langweilig nennen, in einer Welt, in der „grenzenlose Kreativität“ das Endziel ist. Aber für Becker war das wahre Ziel eines jeden Künstlers die außergewöhnliche Leistung, die aus jahrzehntelangem Streben und nicht aus einer Laune heraus entsteht.