Globale Makro klingt erst einmal wie eine neue Reality-Show, die niemand sehen möchte, aber in Wahrheit handelt es sich um eine der aufregendsten und zugleich unumstößlichsten Kräfte unserer modernen Wirtschaftswelt. Es handelt sich hierbei um makroökonomische Trends globalen Ausmaßes, die den Lauf von Märkten, Regierungen und letztlich den Wohlstand ganzer Nationen beeinflussen können. Während sich die selbsternannten Sozial-Reformer in ihren Kemenaten der Scheinheiligkeit verlieren, werkelt die Weltwirtschaft unaufhaltsam weiter. Von der US-Zinspolitik über Chinas schwindelerregenden Wirtschaftswachstum bis zu den Brexit-Taumelsprüngen – Globale Makro ist die Strippenzieherin im Hintergrund. Wer glaubt, das Tagesgeschehen sei rein zufällig oder durch kurzfristige politische Debatten geprägt, wird sich dieser herben Realität bald stellen müssen.
Da ist zum Beispiel die Frage, wie die US-Notenbank mit ihrer Zinskurve die Richtung vorgibt. Sie könnte einen 80er-Jahre-Remix von „Money, Money, Money“ als Soundtrack abspielen und man hätte doch das gleiche Ergebnis: nach oben geschnallte Zinsen bremsen die Volkswirtschaften weltweit aus. Niedrige Zinsen hingegen – das Eldorado für kreditfreudige Nationen – feuern den Konsum an und lassen so manch finanzpolitisches Manöver im kleinen Hinterzimmer erstrahlen als gäbe es kein Morgen. Für Verfechter biederen Sparverhaltens eine Schande, für progressive Geldverbrenner eine Möglichkeit zur unendlichen Party.
Auch China zeigt, wie wichtig die Beachtung von Globale Makro ist. Beißende Fragen, wie China im Alleingang die weltweit serienmäßig inszenierte Wirtschaftskrise übersteht, sind dabei überflüssig. Es ist wie ein Pokerspieler am Tisch der Weltwirtschaft: Finten, Bluffs und knallhartes Kalkül – alles Teil eines groben Plans. Die Strategie funktioniert, solange anderen keine besseren Karten in die Hände gespielt werden.
Auf der anderen Seite der Welt hat sich Europa im Brexit-Nebel verfangen, und wie könnte es anders sein, Globale Makro zieht Fäden. In der zum Londonsymbolemporklappbaren Landeskartenpolitik versuchen weitsichtige Betrachter, die wirtschaftlichen Nebelkerzen ihrer Zukunft auszumachen. Selbsternannte politische Kenner beschwören den Untergang, während die einzige Konstante die Unsicherheit bleibt.
Natürlich offenbart Globale Makro auch deutliche Schwächen, vor allem wenn die Liberalen einen zahn- und klangarmen Zukunftsentwurf ausweiten wollen, der den globalen Wettbewerb nur stört. Stattdessen sollten wir die Makro-Trends realistisch einschätzen und als Vorboten für handfeste Veränderungen sehen, um solche Schwächeperioden umzukehren.
An den Rohstoffmärkten zeigt sich die Stärke dieser globalen Bewegungen ebenfalls. Wer mag sich an den niederschmetternden Fall der Ölpreise um die Jahre 2014 und 2015 erinnern, als die Schluchten des schwarzen Goldes plötzlich wertloser erschienen als gut geölte Pfannkuchen? Dabei handelt es sich um einen Elementarteil dieser globalen Kreisläufe: neue Energiestaaten, technologischer Fortschritt und politische Interessen, alle arbeiten auf der makroökonomischen Bühne zusammen.
In dieser wechselhaften Weltordnung sind der Goldpreis, die Agrarmärkte und die sich entwickelnden Industrien Fixpunkte, die unserer Aufmerksamkeit immer wieder einen Schubs geben sollten. Wer nicht auf das große Makro achtet, verliert den Überblick über die Flut an Kleinigkeiten, die unser tägliches Leben bestimmen.
Doch worauf läuft es hinaus? Wer ein Narrativ aus purzelnden nationalen Bestrebungen beginnend mit „Ja, wir können das allein“ sucht, könnte bald feststellen, dass das Globale Makro aus den sprichwörtlichen Adern der Welt ein durchblutender Puls serviert, der uns am Leben hält. Unsere Politik ist eins, doch die Wirtschaft hat ihre eigenen Spielregeln, die wir besser verstehen sollten, damit wir nicht in der Wirtschaftshistorie als Fußnote enden.