Entweder haben Sie von dem mysteriösen Gladstone-MacDonald-Pakt gehört, oder Sie haben das politische Drama verschlafen. Im England der 1920er Jahre wurde die politische Landschaft durch ein unerwartetes Bündnis zwischen dem altgedienten liberalen Premierminister William Ewart Gladstone und dem aufstrebenden Labour-Führer Ramsay MacDonald erschüttert. Dieser Pakt fiel einem politischen Erdbeben gleich. Der Pakt selbst war weniger Papierkram und mehr eine stille Vereinbarung zwischen zwei Politikern, die die Kontrolle über die Zukunft ihrer Parteien und letztlich des Landes ausspielten.
Fragen Sie sich warum? Ganz einfach: politische Macht. In einer Zeit intensiver Industrialisierung und gesellschaftlicher Umbrüche sah sich das Vereinigte Königreich Herausforderungen gegenüber, die eine Regierung kaum allein meistern konnte. Die Wirtschaft der Nachkriegszeit brauchte Stabilität, und die Regierung brauchte Mehrheiten. Die liberalen Eliten um Gladstone wussten, dass alleine stehen politischer Selbstmord wäre. Es war diese stille Panik, die Gladstone veranlasste, mit dem „politischen Feind“ zusammenzuarbeiten - stellen Sie sich die Empörung vor! Und so formierte sich ein unheiliger Pakt mit Ramsay MacDonald, der alles war, was Gladstone nicht war: jung, dynamisch und bereit für Veränderungen.
Während so manche denken, dass dieser Pakt die politische Landschaft neu gestaltete, ist es wichtiger zu verstehen, dass er eine Zeitlang einen Wartezustand schuf, der Entwicklungen nicht begünstigte. Immerhin war es ein Spiel des „Lehnens und Stützens“: Gladstone, ein Verfechter traditioneller Werte, versuchte mit Tapeten-Sozialismus den Anschein einer gemeinsamen Agenda zu wahren, während MacDonald versuchte, seine Agenda durchzusetzen, ohne die Rolle eines „Juniorpartners“ abzugeben.
Als die politischen Fronten zogen, staunten viele Beobachter über diese seltsame Drehscheibe der Macht. Was die Liberalen als Strategie betrachteten, um ihren Einfluss zu erhalten, sahen andere als Ausverkauf ihrer Prioritäten. Die Nation war gespalten: Auf der einen Seite die Traditionalisten, die mit verärgerten Stimmen die „falschen Versprechungen“ eines MacDonald versuchten zu ignorieren, und auf der anderen die aufkeimende Arbeiterbewegung, die nichts mehr hören wollte vom elitären Politics-Club.
Dass der Pakt von kurzer Dauer war, überrascht wenig. Die Widersprüche dieser scheinbar unzertrennlichen Partnerschaft führten bald zu Reibung. Die Anschuldigungen flogen, dass MacDonald seine „loyalen“ Unterstützer im Stich ließ, während Gladstone den Fehler beging, seine Parteikollegen zu ignorieren und den Status quo zu wahren. Man kann fast den Krisen-Gipfel vor sich sehen: Gladstone wirft flächendeckend Blicke der Ungeduld, während MacDonald, charmant wie eh und je, im Glanz seines politischen Wagemuts posiert.
Und die Bilanz? Ein verrücktes Chaos. Das vermeintliche Versagen spiegelte sich in den Wahlen von 1924 wider, als die Labour Party unter MacDonalds Führung in die erste Labour-Regierung Großbritanniens mündete, jedoch ohne die Hilfe der Liberalen. Die konservative Bevölkerung schnaubte vor Empörung über diese Kehrtwende, während die Liberalen beschuldigt wurden, ihren Einfluss auf der politischen Bühne verloren zu haben. MacDonald selbst schlitterte über die politische Landschaft, die von internen Machtkämpfen zerrissen wurde.
Ironischerweise war es der Pakt, der letztlich den Boden für die Konservativen bereitete, die bald wieder die Oberhand gewinnen sollten. Der erste Versuch von Labour, die Macht zu übernehmen, war dem Untergang geweiht, und so sahen die Wähler wenig später die konservative Stabilität, geführt von den pragmatischen Köpfen der Rechten, als die einzig vernünftige Alternative an. Der Pakt endete also in einer Phase des politischen Umbruchs, der letztlich den Weg zurück zur konservativen Vorherrschaft ebnete.
Also, nächstes Mal, wenn jemand diesen scheinbar nebensächlichen Pakt anspricht, dann erinnern Sie sich daran: Es war nicht nur eine schäbige Allianz, die die politische Landkarte Englands vorübergehend veränderte. Es war der Beweis dafür, dass das Streben nach Macht selbst die unwahrscheinlichsten Bündnisse hervorbringt – und dass, während einige kurzzeitig die Fäden ziehen mögen, die Stabilität zuletzt aus einer gefestigten konservativen Hand hervorgehen wird.