In einer Welt voller Unsicherheiten und sich ständig wandelnder Wertezuordnungen ist es geradezu erfrischend, von jemandem zu hören, der mit Stift und Tinte Licht ins Dunkel brachte. Wer könnte das besser als George Sale? Ein Mann, der trotz seines ruhigen Auftretens Wellen schlug, indem er im Jahr 1734 die erste vollständige Übersetzung des Korans ins Englische veröffentlichte. Sale war ein britischer Akademiker und Jurist, dessen Übersetzungsarbeit mehr als nur eine akademische Übung war. In einem Großbritannien, das zur damaligen Zeit fest in christlicher Tradition verwurzelt war, unternahm er eine beachtliche Anstrengung, um die heilige Schrift des Islams der westlichen Welt zugänglich zu machen. Ein klarer Beweis für seine unerschütterliche Hingabe an die Wissenschaft und die Aufklärung.
Doch warum sollte man sich heute mit George Sale beschäftigen? Weil wir uns in einer Epoche befinden, in der schnelllebige Informationen oft die Oberhand gewinnen und tiefere, fundierte Analysen rar gesät sind. Wenn Sale im 18. Jahrhundert dazu beitrug, einem neuen Denken den Weg zu ebnen, dann wäre es heute umso sinnvoller, von seiner Methodik zu lernen.
Man stelle sich vor, ein Mann des 18. Jahrhunderts, der wahrlich keine Notiz von "Cancel Culture" oder "Wokeism" nehmen konnte, wagt es, die Kultur und Religion des Islams in Großbritannien zu entschlüsseln. Das ist genau das Gegenteil von Begrenzung des Geistes, die heute oft beklagt wird. Sein Werk stand in krassem Kontrast zu dem, was wir heutzutage beobachten — ein Desinteresse an differenzierten Diskussionen.
George Sale kritisierte nicht, er erklärte. Sein Ziel war nicht, den Islam zu verherrlichen oder zu verteufeln, sondern ihn verständlich zu machen. Er nutzte die Bedeutung seiner Arbeit, um Vorurteile abzubauen und Brücken zu bauen. Erinnert das nicht an eine Zeit, in der Aufklärung die Norm war und nicht die Ausnahme?
Natürlich, seine Annäherung an den Islam war nicht frei von Kritik. Doch sie war fundiert und durchdrungen von einem klaren Verständnis des Wertes der Originalschriften. Man muss ihm zugutehalten, dass er seine Studien nicht überflog, sondern sich tief in die Materie vertiefte, um ein glaubwürdiges Werk zu schaffen.
George Sale war kein Politiker, aber seine Arbeit hatte politische Auswirkungen. Und das war kein Zufall. Indem er den Korangelehrten auf Augenhöhe begegnete, schuf er ein Wesensverständnis zwischen den Kulturen. Heute, in einer Welt voller mediengestützter Missverständnisse, wäre seine Haltung eine willkommene Abwechslung.
In Anbetracht dessen, dass er die Kraft des Wortes nutzte, um einen visionären Beitrag zur Verständigung und zum Weltfrieden zu leisten, könnte man skandalös fragen: Wo ist der moderne George Sale, wenn die Welt ihn braucht?
Archaisch? Möglich. Notwendig? Ganz sicher! Wer weiß, vielleicht würde ein wenig Sale heute unsere modernen "Intellektuellen" einige Gänge zurückschalten lassen und ihre Aufmerksamkeit auf die fundamentalen Fragen richten.
Das wirklich Erstaunliche an George Sale ist, dass seine Arbeit noch heute nachhallt. Wann hörte man zuletzt von einem Akademiker, dessen Übersetzung eines religiösen Textes Jahrhunderte überdauert und nach wie vor als Referenzwerk angesehen wird? Seine Brilliantheit bleibt unangefochten.
Und nun, stellt sich die Frage: was wäre mit anderen kritischen, wissbegierigen Geistern möglich, wenn sie sich nicht durch die ideologischen Scheuklappen einschränken ließen? George Sale ist das Beispiel eines Menschen, der sich nicht davon abhalten ließ, Licht in ligintemete Winkel der elfengesellschaft zu werfen. Und genau darin besteht seine Genialität. Es ist genau diese Art des Denkens, die uns heute fehlt.