Manchmal kommt ein Film daher, der so provokant ist, dass er die Massen in zwei Lager spaltet. "Fremde mit Süßigkeiten" ist genau so ein Film. Der Film, ursprünglich ein amerikanischer TV-Kult, wurde 2005 von Regisseur Paul Dinello verfilmt. Erzählt wird die Geschichte der 46-jährigen Jerri Blank, die nach einem Leben voller Kriminalität und Drogenmissbrauch nach Hause zurückkehrt, um die Schule von neuem zu starten. Dies tut sie in einem verzweifelten Versuch, ihr Leben umzudrehen – und darin liegt schon der erste Zündstoff.
Der Film spielt in einer typischen amerikanischen Kleinstadt, wo Jerri nicht nur mit den Herausforderungen eines Schullebens konfrontiert wird: Mobbing, soziale Hierarchien, überforderte Lehrer und nicht zuletzt ihrer fragmentierten Familie. Diese Geschichte entfaltet sich in humorvollen und zugleich bedrückenden Szenen, die den Zuschauer zum Lachen und Nachdenken anregen.
Warum ist "Fremde mit Süßigkeiten" also so polarisiert? Erstens, der Stachel des schwarzen Humors sticht häufig tief und in viele vermeintlich "heilige" Bereiche. Political Correctness wird hier zum roten Tuch, das bewusst provoziert. Die Rückkehr von Jerri Blank zur Schule legt den Finger in die Wunde der modernen Bildung, die oft mehr auf Ideologie als auf echte Lösungen setzt. Eine Satire, die tiefer schneidet als viele Mainstream-Produktionen sich jemals trauen würden.
Zweitens, der Film ist ein Arschtritt für all jene, die das Bildungssystem glorifizieren und dabei verkennen, dass es oft bloß eine Maske für echten, aber unbequemen Fortschritt ist. Die Lehrer an Jerris Schule sind alles andere als Vorbilder. Sie sind ein bewusst überzeichnetes Abbild unserer verkommenen Bildungslandschaft, in der politische Ideologien längst wichtiger geworden sind als Bildung an sich.
Drittens, die Architektur der Story selbst ist auf Provokation ausgelegt. Der Film lässt keine Möglichkeit aus, die Missstände des modernen Lebens zu beleuchten, sei es im Bereich der Gleichstellung, der sozialen Nivellierung oder gar dem absurden Konsumzwang. Jeder dieser Aspekte wird im Film aufgegriffen und gnadenlos der Lächerlichkeit preisgegeben.
Viertens, hier wird bewusst mit Tabus gebrochen. Wer sich in der Welt der Political Correctness eingerichtet hat, dem wird "Fremde mit Süßigkeiten" garantiert sauer aufstoßen. Witze über Minderheiten, Verhöhnung sozialer Normen und der Bruch mit Erwartungen sind das Markenzeichen dieses Meisterwerks.
Fünftens ist da die Figur der Jerri Blank selbst. Sie ist gleichzeitig Opfer und Täterin. Eine Figur, die nicht einfach in gut oder böse kategorisiert werden kann, weil sie beides gleichzeitig ist. Ihre Reise zur Selbstverwirklichung ist auch eine Reise zurück zur Ehrlichkeit. Sie zeigt uns, wie oft wir Dinge als normal akzeptieren, die eigentlich korrigiert werden müssten.
Sechstens sollte man die Machart und den künstlerischen Aspekt des Films nicht unbeachtet lassen. Der Art Stil, die Wahl der Kulissen und Kostüme erinnern an eine Subkultur, die ihren eigenen Kopf hat. "Fremde mit Süßigkeiten" ist kein Hochglanz-Hollywoodfilm, sondern bewusst roh und ungeschliffen, passend zur Story, die erzählt wird.
Siebtens, während viele Filme dazu tendieren, Probleme zu beschönigen, sagt "Fremde mit Süßigkeiten" offen: "Hier sind die Probleme, bewältige sie." Es stellt sich gegen das zurzeit beliebte Narrativ, dass alles mit genug Wohlfühlfaktor gelöst werden kann.
Achtens, der Humor im Film ist dunkel und satirisch, fast nihilistisch in seiner Essenz. Nicht jeder Zuschauer wird damit zurechtkommen, aber jene, die es tun, werden ihn lieben, gerade weil er gnadenlos die Gesellschaft durch den Kakao zieht.
Neuntens ist "Fremde mit Süßigkeiten" ein Statement gegen die Liberalisierung, die oft vergessen lässt, dass Freiheit auch Verantwortung bedeutet. Jerri Blanks Geschichte fordert uns auf, die Augen zu öffnen und zu sehen, was wir lieber ignorieren würden.
Und schließlich, der zehnte Punkt, ist das Erbe dieses Films: Ein unvergessenes Stück Medienkunst, das in der Lage ist, zu schockieren und gleichzeitig Trends zu setzen. "Fremde mit Süßigkeiten" ist kein Film, den man einfach nur sieht. Es ist einer, über den man nachdenken muss.