Kaum jemand in der Welt der Wissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten so klar für Aufsehen gesorgt wie Franz M. Wuketits. Wer war dieser faszinierende Mann? Geboren 1955 in Wien, war er ein österreichischer Biologe und Wissenschaftstheoretiker, der bis zu seinem Tod im Jahr 2018 an der Universität Wien lehrte. Er hat es immer wieder geschafft, mit seinen provokanten Thesen den Nerv der Zeit zu treffen und so einige gemütliche Gewohnheiten infrage zu stellen. Man fragt sich, ob es daran lag, dass seine Kritiker oft lieber bei Yoga und Avocadobrot blieben, um ihre Seelen zu beruhigen.
Was genau trieb Wuketits an? Seine Arbeit war geprägt von einem klaren Realismus und einem eindringlichen Verständnis der Evolutionstheorie. Zu seinen bekanntesten Werken zählen mit Sicherheit Bücher wie „Was Philosophen alles wissen, aber nicht beweisen können“ oder „Die Struktur der modernen Evolutionstheorie“. Wer nach spannender Lektüre sucht, die sich nicht scheut, komplexe Themen auf den Punkt zu bringen und dabei deutlich Position zu beziehen, wird bei Wuketits nicht enttäuscht.
Viele Liberale verhielten sich ihm gegenüber skeptisch, wenn nicht gar feindselig, da er nicht davor zurückschreckte, den menschlichen Verstand als Naturinstrument zu bezeichnen, das keineswegs perfekt sei. In einer Welt, in der das, was wir als technologischen und moralischen Fortschritt feiern, häufig als Regelwerk betrachtet wird, forderte er uns dazu auf, den Menschen als Produkt der Evolution zu sehen, mit all seinen Fehlbarkeiten und seinem Opportunismus.
Der Mensch, so Wuketits, sei leider oft geneigt, sich größer zu machen als er sei. In einer Zeit, in der Fortschritt fast fanatisch als Schlüsselwort aller Debatten gilt, war es erfrischend jemanden zu hören, der uns darauf hinwies, dass die Evolution unser Handeln bestimmt, egal wie sehr wir uns dagegen zu sträuben versuchen. Insbesondere die Idee, dass der Mensch nicht der krönende Abschluss der Evolution sei, sondern ein weiterentwickeltes Tier, rief gerade bei jenen, die an die moralische Perfektion der Menschheit glauben, herbe Kritik hervor.
Wuketits ließ es nicht bei der Theorie bewenden. Er beschrieb das Konzept der „evolutionären Erkenntnistheorie“: Verstehen der menschlichen Erkenntnis als Produkt der Anpassung und Überlebensstrategien. Ein für viele unangenehmes Thema, das jedoch in seiner Unabwendbarkeit genau das traf, was viele nicht hören wollten: unsere Erleuchtung ist teil der evolutionären Bedürfnisse, kein lustiger Zufall.
Auch sein Engagement für den sogenannten Darwinismus ist erwähnenswert. Wuketits war ein glühender Befürworter von Charles Darwins Theorie der Evolution durch natürliche Selektion. Das stieß nicht immer auf Gegenliebe, vor allem nicht bei jenen, die glauben, dass der Mensch sich jenseits natürlicher Gesetzmäßigkeiten entwickelt habe. Ein Punkt, über den es sich lohnt, nachzudenken, denn Wuketits hielt uns den Spiegel vor und erinnerte daran, dass wir letztlich doch nur ein weiteres Produkt der Evolution sind - nicht der Architekt, sondern nur ein weiteres Glied in der Kette.
Es mag viele geben, die glauben, dass die Wellen des gesellschaftlichen und technologischen Fortschritts den Menschen auf ein Podest des ewigen Optimismus und der Perfektion erhoben haben. Doch Wuketits biss sich daran fest, dass trotz aller Entwicklung, der Mensch nichts anderes ist, als ein biologisches Wesen mit natürlichen Instinkten. Bis zum Ende seiner Tage forderte er sowohl seine Kollegen als auch Laien dazu auf, die Essenz der menschlichen Natur und Erkenntnis darin zu suchen, wie wir sind, nicht wie wir gerne wären.
Sein Einfluss auf die Wissenschaft und darüber hinaus war nicht zu leugnen. Seine Ideen waren provokant, seine Äußerungen herausfordernd und sein Denken eine Aufforderung, sich selbst und seine unkritischen Annahmen zu überdenken. Es ist vielleicht dieser unerschütterliche Glaube an die Macht der Wissenschaft und der kritischen Überprüfung, der Franz M. Wuketits zu einem der unverzichtbaren Denker des 20. Jahrhunderts machte. Vielleicht ist es gerade das, was vielen gefiel und ebenso vielen missfiel.