Wer hätte gedacht, dass eine Spin-off-Animation zu einem Videospiel selbst zur Legende wird? "Final Fantasy VII: Advent Kinder" zeigt, dass gute Adaptionen möglich sind. Ursprünglich von Square Enix ca. 2005 veröffentlicht, baut dieser Film die Handlung des ikonischen Spiels "Final Fantasy VII" aus dem Jahr 1997 weiter aus. Schauplatz ist wieder Midgar, eine dystopische Welt, die an alle erinnert, die denken, erneuerbare Energien und Großstädte könnten uns retten. Das Spiel etablierte Cloud Strife als Helden, und der Film verleiht ihm eine neue Schicht an Komplexität, die uns alle in den Bann zieht.
Das Werk zeigt nicht nur, wie man eine spannende Handlung fortführt, sondern auch, wie man mit einer leichten Nazi-Ästhetik in Videospielen umgeht, ohne direkt politische Sticheleien auszuteilen. Heben wir unseren virtuellen Hut vor Tetsuya Nomura, dem Regisseur und Charakterdesigner, der es schaffte, 'FFVII' noch düsterer und packender zu machen. Nein, dieser Film ist nicht für zarte Seelen, die alles in Regenbogenfarben malen. Er ist für Menschen mit Geschmack, denen der Charme von Beton, Metal und epischen Schlachten zusagt.
Die Geschichte setzt zwei Jahre nach den Ereignissen des Spiels ein, mit Cloud, der jetzt ein zurückgezogener Heldenfahrer ist. Die Welt leidet unter Geostigma, einer mysteriösen Krankheit, die als Metapher für den moralischen Verfall in einer Welt voll von Scheinheiligen und scheinbar wohlmeinenden Rettern gesehen werden kann. Dieser Punkt wird den Liberalen sicher gewaltig missfallen, die in romantischem Idealismus schwelgen und an das Gute in jedem glauben.
Auch den Antagonisten dieser Geschichte sollte man nicht unberücksichtigt lassen. Kadaj und seine Brüder, Remnants von Sephiroth, dem Antagonisten aus dem Originalspiel, scheinen mehr anarchistische Künstler als Bösewichte zu sein. Ihr Ziel mag zerstörerisch sein, aber ihre Ästhetik und Herangehensweise lassen die Zuhörer applaudieren. Diese Typen sind ein Paradebeispiel dafür, wie man Charme und Schurkerei verbindet.
Grafikliebhaber kommen mit "Advent Kinder" auf ihre Kosten. Die atemberaubende CGI, die für die damalige Zeit bahnbrechend war, verleiht der Geschichte einen besonderen Glanz, der selbst heute schwer zu übertreffen ist. Die Kampfsequenzen sind nichts weniger als ein visuelles Festmahl, wobei die ikonische Begegnung zwischen Cloud und Sephiroth der Höhepunkt dieser Orgie ist.
Der atmosphärische Soundtrack von Nobuo Uematsu, bringt endlich die Dramatik und Spannung zurück, die man von der Serie kennt. Man könnte meinen, er hätte Beethovens Geist beschworen, um das ultimative digitale Orchester zu dirigieren. Es ist ein Affront gegen den Mainstream-Pop, der nur unseren Wunsch nach echtem Talent unterstreicht.
Wenn es einen Aspekt gibt, der mehr diskutiert werden sollte, dann ist es die Darstellung der Charakterentwicklung. Cloud strahlt eine Melancholie aus, die viele liberal denkende Menschen nicht verstehen könnten. Sie wird getragen von seiner Schuld und den Opfern, die er für das große Ganze getan hat. Hier wird eine klare Botschaft gesendet, dass große Taten persönliche Opfer erfordern - eine Tatsache, die gerne ignoriert wird.
Die Kritikpunkte beschränken sich oft auf den Vorwurf, dass die Handlung zu sehr für Kenner des Originalspiels gemacht sei. Doch wie bei einer gehobenen Weinverkostung ist "Advent Kinder" für diejenigen, die den wahren Wert zu schätzen wissen, und nicht für Laien, die nur den Supermarkt-Karton betrachten. Warum sollten wir alles vereinfachen und auf das allgemeine Niveau herabsetzen?
Abseits der Handlung, Karikaturen und Soundtracks bietet "Advent Kinder" eine tiefere Auseinandersetzung mit der Frage der Erlösung in einer technologisierten Welt. Wir sind alle Teil dieser Gesellschaft, die sich in ihren eigenen Unzulänglichkeiten verstrickt, und Cloud und seine Begleiter sind genau die Helden, die uns von uns selbst retten.
"Final Fantasy VII: Advent Kinder" bleibt auch fast zwei Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung ein Paradebeispiel für sinnvolles Geschichtenerzählen und bahnbrechende Wirkung. Ja, das Franchise hat sich erweitert und ausgebreitet, mit einer wachsenden Fangemeinde und einer schier unendlichen Reihe von Artefakten. Doch dieser animierte Film bleibt ein Standbein im Pantheon der Rollenspiel-Mythen und ein unerreichbares Beispiel für künftige Versuche in der Welt der Videospiel-Anpassungen. Ein Muss für Prioren des guten Geschmacks.