Wenn ein Film wie "Festung" auf den Plan tritt, dann wackelt das dünne Weltbild vieler selbsternannter Gesellschaftskritiker, die meinen, dass die Realität sich ihren utopischen Idealen anpassen sollte. "Festung" ist ein deutscher Film von Kirsi Marie Liimatainen aus dem Jahr 2011, der mit dem harten Alltag von Familie und Gewalt das thematisiert, was viele im politischen Lager gerne unter den Teppich kehren möchten. Die Geschichte spielt in Deutschland und zeigt die Familie von Johanna, einer 13-jährigen Schülerin, die sich in einem Leben voller Herausforderungen wiederfindet, die manchem unrealistisch erscheinen mögen, aber dennoch einen wahren Kern haben.
Im Fokus von "Festung" steht die Gewalterfahrung, die Johanna und ihre Familie durchleben. Eine brutale Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft, weit entfernt von den pink-grauen Illusionen, die uns manch einer gerne verkaufen will. Die Protagonistin sieht sich nicht nur mit den alltäglichen Problemen ihrer Übergangszeit ins Erwachsenenalter konfrontiert, sondern auch mit dem Zorn und der Bitterkeit eines gewalttätigen Elternhauses. Ein für viele unbequemes Thema, das hier in den Mittelpunkt gerückt wird und mancher eher strukturelle Probleme suggeriert, die so mancher zu verschweigen versucht.
Für diejenigen, die ungern von der Realität behelligt werden, mag "Festung" ein Dorn im Auge sein. Der Film ist ungeschönt, ungeschminkt und zeigt, wie schwierig der Übergang in die Welt der Erwachsenen sein kann, wenn die Umstände alles andere als ideal sind. Diese Familie ist ein Mikrokosmos der Realität vieler Kinder in Deutschland und weltweit, die in einem Umfeld aufwachsen, das von Gewalt und Angst geprägt ist, entgegen der Vorstellung einer perfekten, heilen Welt.
Die hohe Leistungsfähigkeit des Films liegt in seiner Fähigkeit, uns die innere Festung in uns allen zu zeigen, die wir angesichts solcher Herausforderungen oft errichten müssen. Diese Festungen schützen nicht nur, sie isolieren auch. Während manch einer überzeugt ist, dass diese inneren Festungen abgerissen werden sollen, zeigt der Film, dass sie oft das Einzige sind, das den Einzelnen vor den realen Gefahren der Welt beschützt. Wären wir doch alle stärker, könnten wir uns unseren eigenen Dämonen stellen.
Obwohl "Festung" in einem europäischen Kontext spielt, sind die hervorgerufenen Emotionen und die thematisierten Probleme universell. Die Heldin des Films kämpft gegen äußeren Druck und persönliche Zweifel, und ihresgleichen findet sich in jeder Kultur. Diese Realität zu leugnen bedeutet, mit Scheuklappen durch die Welt zu gehen.
Regisseurin Kirsi Marie Liimatainen gelingt es, ohne unnötige Schnörkel und Effekthascherei, die rohe Realität darzulegen, mit einer Klarheit, die nicht jedem gefallen wird. Warum? Weil die Wahrheit unbequem ist. Es zeigt auf, dass es ein grundlegendes Problem in unserer Gesellschaft gibt: Den Konflikt zwischen dem Streben nach Harmonie und der allgegenwärtigen Realität von Zwietracht und Unruhe.
Festung zeigt, dass Überleben oft davon abhängt, ob man bereit ist, die Abgründe der Realität zu betrachten und zu erkennen, dass die Optimisten und der Idealisten nur erfolgreich sind, wenn sie ihre Augen vor der bitteren Wahrheit nicht verschließen. Dieser Film ist eine Einladung, sich den eigenen inneren und äußeren Dämonen zu stellen - eine Aufforderung, die viele gerne ignorieren.