FernGully: Die Wahrheit hinter dem Märchen des letzten Regenwaldes

FernGully: Die Wahrheit hinter dem Märchen des letzten Regenwaldes

*FernGully: Der letzte Regenwald* ist eine animierte Geschichte aus den 90ern, in der Feen gegen die Zerstörung ihrer Heimat durch Menschen kämpfen. Der Film bietet eine vereinfachte Sicht auf Umweltfragen und ignoriert komplexe Zusammenhänge.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Ein animiertes Märchen, das die Fantasie vieler Kinder der 90er Jahre in Aufregung versetzte – willkommen in der Welt von FernGully: Der letzte Regenwald. Produziert in den frühen 90er Jahren und 1992 veröffentlicht, hat es seinen Ursprung in einer Zeit, in der Umweltschutz zu einer globalen Bewegung heranwuchs. Die Geschichte spielt in einem majestätischen Regenwald in Australien, in dem winzige Feen, zusammen mit der mutigen Protagonistin Crysta, gegen die Zerstörung ihrer Heimat kämpfen. Natürlich von „unsozial verantwortlichen“ Menschen bedroht, wie sie im Film dargestellt werden. Die Botschaft ist klar: Zerstörung für den Profit ist schlecht. Doch bevor wir unsere Barkanzeln erklimmen und uns in die filmische Propaganda stürzen, lasst uns ein paar kritische Punkte ansprechen.

#1 Hollywood trifft auf verklärte Märchenwelt FernGully präsentiert uns eine perfekte, fast schon naive Welt, die von Menschen bedroht wird. Doch in der Realität ist es nicht so einfach. In der echten Welt gibt es wirtschaftliche Interessen, die oft notwendiger Bestandteil von Fortschritt und Entwicklung sind. Man könnte argumentieren, dass Wohlstand oft der Umwelt zugutekommt, weil reichere Gesellschaften mehr in den Umweltschutz investieren können. Doch der Film blendet das völlig aus.

#2 Die Faulen lieben die Filmbotschaft Umweltaktivismus hat seinen Platz, zweifellos. Aber FernGully wurde auch von denen geliebt, die die Sache nicht rational bewerten. Einfach für die richtige Seite jubeln, ohne die Komplexität der Lösung zu verstehen, ist einfach. Der Film verherrlicht eine 'wir gegen sie'-Mentalität, die sicherlich klangliche Schönheit, aber wenig Substanz bietet.

#3 Gut gegen Böse – das ewige Klischee Präsentiert wird der unvermeidliche Konflikt: die unschuldigen, zeitlosen Wesen des Waldes gegen die destruktiven menschlichen Eindringlinge. Es ist eine Dichotomie, die Hollywood liebt, aber auch in ihrer Vereinfachung reichlich problematisch ist. Die Menschen, so scheint es, sind immer die aggressiven Zerstörer. Es ist ein Trope, das jeglicher Differenzierung entbehrt und mehr spaltet, als es vereint.

#4 Der Umwelt-Industrie-Komplex Der Film zelebriert das Bild des edlen Wilden, ohne auf die tatsächlichen sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen einzugehen. Diese einseitige Betrachtung wird oft verwendet, um die Geschäfte mit der Angst vor Umweltzerstörung anzukurbeln. Dabei geht es nicht nur um den Schutz von Wäldern, sondern um den Schutz eines Narrativs, das eine einheitliche, aber oft unüberprüfte Richtung vorgibt.

#5 Das Ende der Welt und das Opfer der Jugend Dem jugendlichen Publikum – die Hauptzielgruppe des Films – wurde die Verantwortung für den Planeten politisch korrekt in die Hände gedrückt. Ein bisschen viel Verantwortung für kleine Schultern, nicht wahr? Diese Schwarz-Weiß-Malerei entbehrt jeder realistischen Grundlage und zeigt, dass die tatsächliche Lösung oft im vernünftigen Mitteilen liegt, nicht in der fiktiven Extremlösung.

#6 Endloses Recycling von Klischees Hollywood bedient sich immer wieder der gleichen stereotypen Konzepte. Die Guten sind immer gut, die Bösen immer böse – und die Zuschauer sollen gefälligst darauf reinfallen. Einfach gestrickt und darum so wirkungsvoll, bietet FernGully den Zuschauern einen klaren Feind und eine moralische Wahl, die scheinbar keinen Platz für Grautöne lässt. Einfach und bequem – genau das richtige für eine bequemlichkeitssuchende Masse.

#7 Unterhaltung statt Realität Natürlich bietet der Film viel Unterhaltung und farbenfrohe Animationen. Doch die Botschaft ist so plakativ, dass man sich wundern muss, warum wir uns diesen fabrizierten Konflikt überhaupt antun. Anstatt die Zuschauer zu informieren, entscheidet sich FernGully dafür, Kinderträume zu füttern und gleichzeitig echte soziale und wirtschaftliche Herausforderungen zu ignorieren.

#8 Ein Appell an Emotionen, nicht an Verstand Herzergreifend und dramatisch, soll der Film Emotionen entfachen, anstatt zur Reflexion anzuregen. Das eines der größten Probleme dieser Art von filmischer Erzählung. Die Schönheit der Natur ist großartig, aber was nützen uns Tränen über Schicksale, wenn sie nicht dazu verwendet werden, echte Problemlösungen zu finden?

#9 Die Unfähigkeit zur Kompromissfindung In FernGully gibt es keine echten Lösungen, nur ein künstliches Happy End. Die wirkliche Welt benötigt jedoch mehr als nur träumerische Pusteblumen und Feenstaub. Wir brauchen Verhandlungen, Lösungen und Kompromisse, die realistischerweise nicht im Film diskutiert werden.

#10 Das Erbe von FernGully – oder auch nicht? Was bleibt also von FernGully? Ein Kultfilm, der seine Meriten in der Animationskunst verdient hat, gleichzeitig aber als Propagandafilm fungiert, der ein simples Bild von Gut und Böse malt. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie Geschichten genutzt werden, um in politischen Umweltfragen eine strikt einseitige Sicht zu fördern. Eine Botschaft, die bis heute bei manchen Kreisen Anklang findet, während andere – zu Recht – skeptisch bleiben.