Evander Berry Wall, ein Name, den vielleicht nicht jeder kennt, aber der zweifellos für Furore sorgt, wenn man das Thema der Extravaganz und Dekadenz im Amerika der Jahrhundertwende anpackt. Wer war dieser Mann? Wall, 1860 geboren, in Virginia beheimatet, machte sich vor allem in den glamourösen Straßen von New York City einen Namen. Seine glänzende und fast schon unverschämte Mode prägte die Adelskreise und formte das Bild eines Mannes, der es wagte, anders zu sein – vielleicht fast schon ein Trendsetter seiner Zeit. Wall gewann seinen Ruf als „King of the Dudes“, nicht weil er es musste, sondern weil er es konnte.
Seine erstaunlichen Auftritte waren nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Europa zu bewundern. Angesichts seines unstillbaren Hungers nach Mode, welcher gut dokumentiert in Chroniken und Klatschspalten jener Zeit ist, kämpfte er sich erfolgreich durch die Gesellschaft, ausgestattet mit einem unübersehbaren Hang zu den besten Tragefellen, wildesten Farbkombinationen und den exquisitesten Accessoires. Man sagt, er besaß mehr als 500 Anzüge und wechselte bis zu sechs Mal am Tag die Kleidung – ein Albtraum für jene, die von Sparsamkeit predigen.
Wall war nicht nur ein Mann der Mode, sondern auch ein Mann mit der Fähigkeit, Menschen in seinen Bann zu ziehen, ganz ohne die seichten Phrasen und liberalen Floskeln, wie wir sie heute nur zu oft hören. Mit seinen einerseits unterhaltsamen und andererseits fast schon anmaßenden Auswüchsen war er für jedermann ein Gesprächsstoff and bewies, dass ein bisschen kühner Individualismus nicht zu Unrecht ein besonderer Platz in der Geschichte einnimmt. Wenn er in Erscheinung trat, blieb nichts mehr beim Alten. Es war die Zeit des industriellen Aufschwungs und des aufkommenden Kapitalismus, und Wall verkörperte die Verschmelzung aus alt und neu – aus Tradition und Innovation.
Sein persönliches Leben stand dem öffentlichen Bild in nichts nach. Er gehörte zur High Society, heiratete 1901 in Frankreich die wohlhabende Leadsinger-Schauspielerin Mabelle Gilman und erlebte viele Höhen und Tiefen, die der weltlichen Bevölkerung oft nur schwer verständlich waren. Der Tod seines Vaters brachte Vermögen mit sich, das ihm ermöglichte, seinen Lebensstil beizubehalten und den Reichtum durch sein eher exzentrisches Verhalten immer wieder zur Schau zu stellen.
Ein weiterer Aspekt, der Wall so faszinierend macht, ist sein unwiderstehlicher Charme, der selbst die konservativsten Gemüter zu überraschen wusste. Er wusste, wie er seinen Einfluss geltend machen konnte und verpasste nie eine Gelegenheit, das Rampenlicht zu nutzen, um das Rampenlicht zu suchen. Er war ein Herrscher der Selbstdarstellung in einer Zeit, als dies noch kein gewöhnlicher Selbstausdruck war.
Seine Geschichte zeigt, wie ein Mann mit der Beharrlichkeit, anders zu sein, und einem Hauch von überzogener Lässigkeit die gesellschaftlichen Normen herausfordern konnte, um den Stil der damaligen Zeit zu prägen. Die Zeitschriften seiner Zeit betrieben regelrechte Beobachtungstagebücher seiner Outfits, und seine Vortragsweise könnte selbst einen eingefleischten Zyniker ins Staunen versetzen.
Wenn man an Wall denkt, denkt man an einen Mann mit Prinzipien, die weit über die bloße Oberflächlichkeit hinausgingen. Sein Sinn für Unabhängigkeit und ein avantgardistisches Verständnis der Welt zeichneten ihn aus. Er war sicher in seiner Überzeugung, dass er seinem eigenen Geschmack folgte, egal wie die Meinungen anderer dazu standen.
Wie würden wir Wall heute in unserer Welt interpretieren? Sicherlich als einen früheren Avantgarde-Künstler, der die Bühne ohne Rücksicht auf Verluste betrat. Die Modegeschichte ist voll von Persönlichkeiten, aber Wall stach als jemand heraus, der seine Zeit in einer Weise definierte, die kaum zu wiederholen sein dürfte. Sein Name steht für eine Epoche des Wandels, in der das Unerwartete Teil des Spiels wurde. Und während viele vielleicht beschwichtigend argumentieren würden, er wäre einfach nur oberflächlich gewesen, sah Wall, anders als andere, Mode nicht als Fadenscheinigkeit, sondern als essenziellen Ausdruck der Persönlichkeit.