Warum Elise Andrew nur einen Sturm im Wasserglas entfesselt hat

Warum Elise Andrew nur einen Sturm im Wasserglas entfesselt hat

Elise Andrew ist die Schöpferin der bekannten Facebook-Seite "I F***ing Love Science". Sie veränderte die Art der Wissenschaftskommunikation, doch nicht ohne Kontroversen.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wer ist Elise Andrew? Nun, diese junge Britin ist ein Paradebeispiel dafür, wie man aus einem einfachen Facebook-Account eine globale Marke macht. Sie schuf "I F***ing Love Science" (kurz: IFLS) im Jahr 2012 und revolutionierte damit die Art und Weise, wie Wissenschaft präsentiert wird. Andrew nutzte Social Media, was genau das richtige Mittel war, um Millionen von Menschen weltweit anzusprechen. In einer Welt voller Geflunker und Übereinfachungen in den Medien schwamm sie eine Zeit lang oben auf der Welle der Popularität. Doch ist alles Gold, was glänzt?

Es stellt sich heraus, dass Elise Andrew nicht nur die Wissenschaftsverliebten um den Finger wickelte, sondern auch Kämpfe mit der akademischen Gemeinschaft befeuerte. Ihr informeller und oftmals provokativer Stil polarisiert. Kritiker werfen ihr Oberflächlichkeit vor. Die wissenschaftlichen Zusammenhänge, die Andrew oftmals darlegte, wurden nicht selten als simplifiziert und manchmal irreführend bezeichnet. Ihr Ansatz, Wissenschaft über Humor und schockierende Aussagen zu verbreiten, sorgte in konservativen Kreisen für Kopfschütteln.

Mit mehr als 25 Millionen Followern ist der Einfluss ihrer Plattform unbestritten enorm. Aber es stellt sich die Frage, ob wissenschaftliche Informationen in Facebook-Happen geliefert werden sollten. Ist es nicht wichtiger, dass komplexe Themen, die oft eine tiefgründige Diskussion erfordern, in einem geeigneten Rahmen behandelt werden? Elise Andrew scheint der Meinung zu sein, dass Wissenschaft ansprechend und zugänglich sein muss. Doch ihre Anhänger hätten eventuell mehr davon, wenn sie dabei auch die notwendige Tiefe geboten bekämen.

Ein weiteres Element, das Aufmerksamkeit erregt hat, ist, wie IFLS oftmals politische Themen streift. Die Kommerzialisierung von Wissenschaft mit einer Prise progressiver Agenda hat einige dazu gebracht, ihre Förderung von Etiketten wie "Wokeness" zu hinterfragen. Die Vermischung von Politik und Wissenschaft in einer Art, die nicht unbedingt alle Fakten klar präsentiert, kann für Verwirrung sorgen. Diese Strategie mag gut für Klicks sein, fragt sich jedoch, ob sie der Wissenschaft wirklich einen Gefallen tut.

Und dann gibt es da noch die Persönlichkeitsseite von Elise Andrew. Ohne ein abgeschlossenes Studium in den Naturwissenschaften, verwirrt ihre Rolle als Wissenschaftskommunikator im globalen Sinne. Sie ist, wenn man so will, eine der Heldinnen dieser Zeit, die es irgendwie geschafft hat, die Massen zu mobilisieren, ohne in der klassischen akademischen Ausbildung verwurzelt zu sein. Vielleicht ist das die größte Provokation dabei.

Viele loben Andrew für ihre Fähigkeit, Wissenschaft populär zu machen. Doch wie viel wissenschaftlicher Wert bleibt bei diesem Mix aus Humor, Chimären und viralen Erregungsreizen übrig? Fragen wie diese sind für Kritiker keine Kleinigkeit. Ihre Strategie, Fakten mit Humor zu vereinfachen, könnte die ernsthafte Betrachtung wissenschaftlicher Diskurse schmälern.

Elise Andrew hat unbestreitbar gezeigt, dass es eine große Nachfrage nach zugänglicher Wissenschaft gibt. Aber diese Zugänglichkeit, gepaart mit einer stark simplifizierten Darstellung, hinterlässt bei Kennern gemischte Gefühle. Vielleicht ist es deshalb wichtig, ihre Plattform kritisch zu hinterfragen und zu fordern, dass wissenschaftliche Tiefe und Unterhaltung Hand in Hand gehen. Am Ende könnten Wissenschaft und ihre Vermittlung sonst langfristig Schaden nehmen.