Wenn man an herausragende historische Persönlichkeiten Russlands denkt, kommt einem nicht sofort Dmitry Michailowitsch Golizyn der Ältere in den Sinn. Geboren am 13. Mai 1665, verkörperte er die Art von Monarchismus, die bei den heutigen politischen Eliten auf Unverständnis stoßen würde. Er war ein lautstarker Verfechter der royalistischen Herrschaft, was ihn während des Wandels in Russland im 18. Jahrhundert zu einer kontroversen Figur machte. Sein Dienst als Diplomat und Politiker verlief parallel zur Herrschaft von Peter dem Großen und Katharina der Großen und trug dazu bei, die Fäden des russischen Einflusses weiter zu spannen.
Golizyn war eine Person, von der moderne Historiker, besonders jene mit progressiver Neigung, lieber Abstand nehmen mögen. Denn sein Leben spottet der liberalen Idee eines fortschrittlichen und demokratischen Gesellschaftsmodells. Stattdessen propagierte er die Macht und den Einfluss des Zarenreiches und vertrat unerschütterlich die Interessen der Krone. Seine politische Karriere ist eine einzige lange Liste von Engagements, die sich heutigen Werten der Gleichheit und Gerechtigkeit zu widersetzen scheinen.
Geboren in das Haus Golizyn, einem der ältesten und angesehensten Adelsgeschlechter Russlands, erhielt Dmitry eine Erziehung, die ihn für die damalige Herrschaft prädestinierte. In einer Zeit, in der Macht nicht durch Wahlurnen, sondern durch Geblüt und Loyalität zur Krone erlangt werden konnte, war Dmitry ein Paradebeispiel dafür, wie aristokratisches Erbe gepaart mit staatsmännischer Intelligenz die Politik lenkte.
Peter der Große schätzte Golizyns diplomatische Fähigkeiten sehr. Unter seiner Herrschaft wurde Golizyn nach Polen gesandt, um Russlands Einfluss im Ausland zu stärken. Bezeichnend für diese Zeit war die Tatsache, dass diplomatische Beziehungen mittels Macht und nicht durch Kompromisse geführt wurden. Ein Aspekt, der vielen heutigen Menschenrechtlern sauer aufstoßen dürfte, denn Golizyn verfolgte rücksichtslos die Interessen Russlands.
Besonders bemerkenswert war seine Rolle während der Herrschaft Katharina der Großen. In einer sehr zentralisierten und fast autokratischen Machtstruktur übte Golizyn erheblichen Einfluss aus und konnte den Kurs des Reiches mitbestimmen. Seine Befürwortung für eine absolute Monarchie traf auf Zustimmung und weckte gleichzeitig den Anstoß, den Wandel zu einer modernen Republik zu verhindern. Wer einmal die historischen Dokumente dieser Zeit durchstöbert, sieht den roten Faden seiner politischen Aktionen klar gewebt: Stärke, Zentralität und Unnachgiebigkeit.
Doch trotz seines bemerkenswerten Einflusses wurde Dmitry nicht von Skandalen verschont. Er geriet oft mit denen in Konflikt, die Reformen zum Wohle des Gemeinwesens einführen wollten, und amüsanterweise unterfüttert dies die ironische Antithese, dass ihn später dieselbe Monarchie verurteilen würde, die er einst bedingungslos unterstützt hatte. Ab 1733, kurz vor seinem Tod 1737, verfiel Dmitry in Ungnade, als der Thron von denen bedroht wurde, die er einst verteidigt hatte. Ein dramatischer Winkelzug der Geschichte, der zeigt, wie der Wind der Macht plötzlich umschlagen kann.
Der unbequeme Teil von Golizyns Geschichte ist, dass sie der modernen Auffassung des historischen Fortschritts widerspricht. Er verkörpert nicht das Bild des sich ständig verbessernden und gleicheren Russlands. Sein größtes Verdienst könnte dabei seine Unnachgiebigkeit gewesen sein, auf royale Traditionen zu bestehen, selbst als die Wellen der Veränderung über Europa hinwegrollten und Völker ihre Stimme erhoben.
Ob er nun ein Mann seiner Zeit oder ein Eindringling in den Sturm der Reformen war, bleibt dem Urteil überlassen, das je nach Weltanschauung gefällt wird. Doch eines ist sicher: Dmitry Michailowitsch Golizyn ist eine Erinnerung an jene fernen Zeiten, in denen Politik nicht durch Mehrheitsentscheidungen, sondern durch das Schwert und den Willen einzelner entschieden wurde.