Kann eine Fernsehserie das Potenzial haben, eine Jugendkultur zu formen? Nun, „Die Unregelmäßigen“, eine britische Serie, die 2021 auf Netflix veröffentlicht wurde, hat definitiv für Stirnrunzeln gesorgt. Diese Serie spielt im viktorianischen London und rückt eine Gruppe von Außenseitern ins Rampenlicht, die sich mit übernatürlichen Rätseln befassen. Vorstellungskraft trifft auf Realität, während Sherlock Holmes und Dr. Watson, die eigentlich Hauptakteure in solchen Szenarien sind, eher am Rande stehen. Aber warum sollte der konservative Teil des Publikums dieser Serie Aufmerksamkeit schenken? Genau aus dem Grund, dass sie den klassischen Erzählungen, von denen wir seit Generationen gehört haben, einen unkonventionellen Twist gibt.
Beginnen wir mit dem Plot. Die Serie folgt einer Gruppe von fünf unkonventionellen, aber äußerst klugen Teenagern: Bea, die Anführerin, Jessie, die Träumerin mit übersinnlichen Fähigkeiten, Billy, der harte Kerl mit dem Herz am rechten Fleck, Spike, der manipulative Charmeur, und Leo, ein königlicher Außenseiter. Diese Figuren wurden geschaffen, um das viktorianische London zu erkunden und Rätsel zu lösen, bei denen sogar Holmes & Watson auf Unterstützung angewiesen sind. Dieser Wechsel der Dynamik - dass Holmes, der Mann, der als einer der brillantesten Köpfe der Fiktionsliteratur gilt, die Hilfe von Jugendlichen benötigt - hat Fans sowohl begeistert als auch verwirrt. Dies ist jedoch weniger überraschend für diejenigen, die sich über inverse Heldengeschichten freuen.
Jetzt zu den Charakteren und warum sie wichtig sind. Die Serie hat durch die Mischung von historischer Akkuratesse und spekulativer Fiction einen einzigartigen Stil entwickelt. Hier ist das Unkonventionelle: Man nehme eine Gruppe, die normalerweise im Hintergrund steht, und lässt sie in der Hauptrolle glänzen. Die Darstellung der sozialen Ungerechtigkeiten des 19. Jahrhunderts wird nicht geschönt, sondern nimmt einen Platz im Vordergrund ein. Vielleicht ist hier die Gefahr, dass modernen Zuschauern, die von lautstarker sozialer Gerechtigkeit ermüdet sind, der Humor vergeht. Die Entwickler legen eindeutig Wert darauf, in der Geschichte historische Ungerechtigkeiten anzugehen, aber mit einer schockierenden Direktheit, die einige Betrachter anzieht und andere abschreckt.
Für diejenigen, die Tiefe in Fernsehinhalten schätzen, bietet „Die Unregelmäßigen“ eine überraschend fesselnde Überlagerung aus Thriller, Fantasy und Mystery. Es erhebt sich als Alternative zur oft idealisierten Darstellung des viktorianischen Zeitalters und zieht Zuschauer mit Themen wie Verlust und hartem Überleben in seinen Bann. Während andere Serien uns fiktive Fantasien anbieten, scheint „Die Unregelmäßigen“ zu verstehen, dass es Interaktivität und Dialoge benötigt, um das Publikum mitzunehmen. Doch es fällt auf, wie wenig Diskurs die Serie in bestimmten Medien bekommen hat. Wenigstens zeigt es eine andere Seite von Holmes und seinen Abenteuern, die sich nicht nur auf seine intellektuellen Kämpfe beschränkt, sondern die Grenzen seiner Menschlichkeit berührt.
Ein weiteres faszinierendes Element ist der Umgang mit dem Übernatürlichen. Es ist nicht einfach eine Serie, die mit neuen Krisen jongliert; es ist ein Test, wie man etablierte Genres mischt. Die übernatürlichen Elemente in „Die Unregelmäßigen“ erfüllen ihren Zweck, ohne dabei vollkommen abgehoben zu wirken. Jede Episode ist ziemlich minimalistisch im Umgang mit Special Effects, jedoch stets im Einklang mit dem Grundton der Serie. Dies könnte ein Grund für den wahren Erfolg sein; es wird sich auf das geschichtliche Storytelling verlassen, anstatt auf laute und visuell spektakuläre Effekte.
Was die Serie auszeichnet, ist das Gefühl der Kameradschaft und der persönlichen Herausforderung. In dieser Gruppe von Außenseitern findet man jedoch nicht den typischen Heldenmut oder die Unbesiegbarkeit, die man von zeitgenössischen Shows gewohnt ist. Es zeigt Jugendliche, die trotz ihrer Schwächen überleben und über sich hinauswachsen müssen. „Die Unregelmäßigen“ malt eine wirkungsvolle Collage von London als Stadt, die sowohl Einwohner als auch Fremde austrickst, aber von den Schwächeren beherrscht wird. Die Idee, dass selbst die klügsten Köpfe Hilfe benötigen, hebt sie von simplen Heldendarstellungen ab. Vielleicht ist es diese Echtheit, die „Die Unregelmäßigen“ zu einer Serie macht, die ein bisschen weniger klischeehaft und dafür etwas mehr dem Leben zugewandt ist.
Der Reiz der Serie liegt in ihrer Fähigkeit, Grenzen zu hinterfragen, und sei es nur im fiktionalen Raum. „Die Unregelmäßigen“ ist eine too-complex-to-ignore Serie, die durch ihre narrative Struktur nicht nur die viktorianische Ära in Frage stellt, sondern auch die Rolle, die jugendliche Perspektiven in einem klassischen Setting spielen können. Sie vereint ein romantisiertes Element mit der kalten, harten Realität, in der Träume nicht nur Träume bleiben. In einer Welt, die oft zu komplex ist, um sie zu kategorisieren, bietet sie eine Geschichte, die Wandlungsfähigkeit als Tugend betrachtet, ohne die moralischen Linien zu verwischen.
Diese Serie hat es geschafft, die Zuschauerherzen zu erobern und eine ziemlich grundsolide Fanbasis aufzubauen. Ob sie die Erwartungen des konservativen Publikums erfüllt oder eine andere Sicht auf Holmes' Abenteuergeschichten bietet, bleibt dem individuellen Urteil überlassen. Aber die Serie hat mit Sicherheit eine neue Richtung im Umgang mit klassischer Literatur und jugendlicher Gesellschaft eingeschlagen. Und vielleicht wäre es an der Zeit, dass kreative Köpfe auch über die traditionellen Erzählweisen hinausdenken.