Ein Theaterstück aus dem Jahr 1778 entfacht mehr Feuer als jedes liberale Pamphlet: „Die Prinzessin“ von August von Kotzebue. Es ist das Jahr 1778 im aufstrebenden Deutschland, und die Bühne wird zum Ort der Weisheit. August von Kotzebue, ein Meister der Emotion und des Verstands, bringt uns ein Werk, das der heutigen Zeit etwas über Disziplin und Verantwortung erzählen kann. In „Die Prinzessin“ brilliert eine junge Frau – stark, mutig und eine wahre Monarchin, die den moralischen Kompass fest in der Hand hält.
Zunächst einmal, Kotzebue schafft ein starkes weibliches Vorbild. Die Prinzessin ist eine Heldin, nicht weil sie gegen das Establishment kämpft, sondern weil sie es respektiert und dabei notwendige Veränderungen mit Klugheit einführt. Ihre Stärke liegt nicht im Aufstand, sondern in der Vernunft. In einer Zeit, als Europa durch die Aufklärung gefegt wurde, war die Vorstellung, dass Menschen mit Disziplin und Moral sich selbst verbessern können, eine revolutionäre Idee. Die Prinzessin verkörpert diese Vorstellung: Selbst in der Macht stets die Verantwortung spüren.
Die liberale Mär, dass echte Macht durch Rebellion kommt, wird hier durch die Realität eines geordneten Wandels ersetzt. Die Prinzessin ist klug genug, um zu wissen, dass Revolutionen, die vom Anarchismus angetrieben werden, nichts als Chaos hinterlassen. Stattdessen zeigt sie, dass kalkuliertes, vernünftiges Vorgehen zu nachhaltigem Erfolg führt. Dies ist eine Botschaft, die auch heute noch Bestand hat.
Aber wo wurde dieses Stück uraufgeführt und wer hat es bejubelt? Natürlich am kulturellen Epizentrum seiner Zeit, im wilden Berlin. Die Aufführung trat in der vollen Pracht des deutschen Theaters zutage, und das Publikum – von Aristokraten bis zu Bürgerlichen – applaudierte der präzisen Botschaft der Stabilität und Vernunft. Für jemanden wie Kotzebue war dies die perfekte Plattform, um seine Sicht auf eine funktionierende Gesellschaft zu präsentieren.
Kritiker, natürlich, gab es schon damals. Einige missverstanden den subversiven Glanz und glaubten, Kotzebue verherrliche die Monarchie um ihrer selbst willen. Doch sie hätten besser zuhören sollen. Der Punkt war nie, die Monarchie unangetastet zu lassen, sondern sie durch kluge Führung und Erneuerung zu fördern. So viel Missverstandenes kann man mit einer falschen Tabula rasa einfach nicht erreichen.
Das Genie von „Die Prinzessin“ liegt in seiner Fähigkeit, die bürgerlichen Tugenden Disziplin, Fleiß und Bescheidenheit zu feiern. Anders als in heutiger Abenteuerliteratur, die kaum einen moralischen Kompass hat, zeigt dieser Klassiker, wie Kunst und Gesellschaft miteinander in Einklang gebracht werden können. Die Aufklärung mag die Idee der Vernunft populär gemacht haben, aber Kotzebue brachte sie emotional zum Erblühen.
Bei „Die Prinzessin“ geht es nicht nur darum, einen königlichen Titel zu tragen. Sie trägt den Titel der Menschlichkeit, Vernunft und der Führung mit Anstand. In einer Zeit, in der Menschen wie Adam Smith am Horizont ihrer wirtschaftlichen Theorien formten und politische Umwälzungen Europa bewegten, stellte Kotzebue die Frage: Was würde passieren, wenn die Menschen wirklich nachdenken, bevor sie handeln?
Die Scharfsinnigkeit, die die Prinzessin zeigt, wird durch eine Handlung dargestellt, die tief in moralischen Fragen verwurzelt ist. Was ist das wahre Königtum, fragt das Stück? Ist es ein Märchen aus Luxus und Dekadenz oder eine Pflicht zur Führung mit Tugend? Die Antwort Kotzebues liegt irgendwo dort, wo gesunder Menschenverstand und edle Absicht sich die Hände reichen. Und in einer Welt, die immer noch danach strebt, solche Antworten zu finden, ist dies ebenso dringend wie zur Zeit seiner Veröffentlichung.
Die heutige kulturelle Landschaft könnte von einem erneuten Verständnis dieses Stückes enorm profitieren. In Zeiten, in denen Moral als wandelbar und Grenzenlos empfunden werden, stellt „Die Prinzessin“ das Gegenkonzept aus Prinzip und Pflicht vor. Was manchmal als altmodisch verunglimpft werden mag, könnte als solide Basis für eine neue gesellschaftliche Ordnung dienen. Denn die Aufführung von 1778 zeigt deutlich, dass es nicht einfach um Rebellion geht, sondern um nachhaltigen Fortschritt durch Beständigkeit.
Ein Großteil der Kunst und Literatur der modernen Ära erweckt die dringende Notwendigkeit, über das hinauszugehen, was als traditionell betrachtet wird. Aber, wie Kotzebue uns mit „Die Prinzessin“ lehrt, liegt wahre Erneuerung in der Umarmung der Stärke des Wohlbekannten—nicht in seiner Ablehnung. Ein konservativer Gedanke vielleicht, aber einer, der zu Stabilität führt—die echte Antwort gegen die Tyrannei der impulsiven Umstürze unserer Zeit.