Mit dem Titel „Die Kinder kommen“, einem Film von Nina Wesemann, entfaltet sich ein kontroverses Werk. Der Film, der am 13. Juni 2020 auf diversen nationalen Festivals in Deutschland debütierte, folgt einer Gruppe junger Menschen in Berlin, die bereit für den sogenannten „Ernst des Lebens“ sind. Vorstellungen und Entscheidungen dieser Heranwachsenden sollen die Zukunft der Gesellschaft formieren – oder zumindest, das hoffen sie. Doch nicht jeder ist von der Richtung, die diese zukünftigen Erwachsenen einschlagen wollen, beeindruckt.
Die nächste Generation erzieht sich selbst Zum einen könnte man meinen, dass diese jungen Menschen das Vorbild der Zukunft sind: dynamisch, voller Ideen, bereit für die Herausforderungen der Welt. Doch es erhebt sich die Frage, ob diese Generation wirklich die Verantwortung übernehmen kann, von der sie träumt. Eine Generation, die zwischen Smart Devices und sozialen Netzwerken aufgewachsen ist, könnte realitätsfremd wirken, eine Gefahr für die Werte, die unsere Gesellschaft stark gemacht haben. Altmodisch? Vielleicht, aber wir haben eine starke Geschichte von traditionellem Einsatz und bürgerlichen Werten, die auch nicht so leicht unter den Tisch gekehrt werden sollten.
Veränderung oder Beliebigkeit? Die Vision von „Die Kinder kommen“, mutet verführerisch an. Man sieht in dem Film, wie Jugendliche frei, wild und ungezügelt sind. Doch was bleibt, wenn der jugendliche Überschwang zur Norm wird? Hier stellt sich die Frage, ob wir die Jugend in den Träumen ihrer eigenen Unbesiegbarkeit verharren lassen sollten oder ob nicht auch einmal die Stimme der Vernunft auf den Tisch gehört, um utopische Visionen in umsetzbare Realität umzuwandeln.
Kultur des Ignorierens An einigen Stellen präsentiert der Film eine Scharade, als ob die Vergangenheit unbedeutend ist. Es scheint fast eine Modeerscheinung zu sein, sich von den Lehren früherer Generationen zu distanzieren. Doch sollte man nicht ab und an die Frage stellen, was passiert, wenn wir die Ratschläge der Alten einfach wegwischen? Wir müssen erkennen, dass Geschichte, Tradition und Weisheit eine Rolle spielen. Diese jungen Menschen wollen oft den Erwachsenen zeigen, dass sie es besser wissen, indem sie einfach wegschauen und ignorieren, statt echten Wandel zu bereiten.
Arbeitsethik, wo bist du? Stolz zu sein über geerbte und errungene Werte und Prinzipien ist zu einer seltenen Tugend geworden. Was wird aus der nächsten Generation, wenn Geduld und harter Einsatz nichts mehr wert sind? „Die Kinder kommen“ lässt eine neue Art von Menschen auf uns zukommen, die das Arbeitsleben vielleicht nicht mehr als Haupthürde sieht, sondern eher als störenden Hintergrund. Doch Zweifel bleibt: Ist es nicht gefährlich, die harte Arbeit der vorherigen Generationen zu ignorieren und in ein Leben voller leisem Protest und wenig Arbeit zu versinken?
Der Traum von völliger Freiheit Freiheit ist zweifelsohne ein hoher Wert, aber wie mit allem, stellt sich die Frage nach den Grenzen. Die Protagonisten in „Die Kinder kommen“ wollen eine Welt ohne Grenzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch seit jeher hat die Menschheit erkannt, dass ohne Grenzen die Freiheit der einen zur Hoffnungslosigkeit der anderen wird. Ja, man kann sich verlieben in den Gedanken, die Welt grenzenlos zu machen, doch gleichzeitig gibt es die Notwendigkeit, den befreienden Gedanken an die Realität anzupassen.
Realität schlägt zurück Natürlich ist es verlockend, die Jugend zu idealisieren. Doch was passiert, wenn die Realitäten des Erwachsenseins – wie Rechnungen, Verantwortung und eine eigene Familie – auf das romantisierte Ideal der Freiheit treffen? Das Leben ist kein leichtes Spiel, und das „Erwachsenwerden“ ist ein harter und konsequenter Prozess, der mit Prüfungen und der Notwendigkeit, wichtige Lebensentscheidungen zu treffen, gefüllt ist.
Mehr als nur ein Film „Die Kinder kommen“ ist mehr als nur ein Kunstwerk, es ist ein Blick auf eine Fehler und Stärken, Hoffnungen und Unzulänglichkeiten einer Generation, die schon heute hohe Ansprüche an sich selbst stellt. Doch muss man nicht abschließend fragen, ob dieser Anspruch wirklich den Erfordernissen einer modernen, globalisierten Welt gerecht wird? Wer gibt uns die Garantie, dass diese jungen Erwachsene die nötigen Fähigkeiten mitbringen, die sie so selbstbewusst darstellen?
Unterhaltung oder Propaganda? Ein Werbespot für die Jugendrevolution oder eine realistische Darstellung einer heranwachsenden Generation? Der Zuschauer muss sich diese Frage stellen. Jonah Wesemann zeigt auf, wie junge Menschen sich der Welt im Film präsentieren, doch der Unterschied zwischen Auftreten und Sein vermag größer denn je zu sein. Die kritische Betrachtung ist notwendig.
Auf diese Weise öffnet „Die Kinder kommen“ ein Fenster in die Seelen der Jugend, nass vor Hoffnung, doch getränkt in einer Realität, die häufiger ignoriert als gelebt wird. Sind sie Retten oder eine Gefahr? Vielleicht offenbart die Zeit, was wirklich aus diesen naiven, aber unweigerlich dominierenden Gedanken wird. Ein Weckruf oder der Beginn eines neuen Kapitels, das ist die eigentliche Frage.