Kann ein Kinderprogramm wirklich eine Gefahr für unsere Gesellschaft darstellen? Über die kanadische TV-Serie "Die Doodlebops" ließe sich einiges sagen, das Kopfzerbrechen bereiten kann. Diese abgedrehte Show, die von 2004 bis 2007 ausgestrahlt wurde, erzählt die Abenteuer der Musikband Doodlebops, bestehend aus den drei knallbunten Charakteren Deedee, Rooney und Moe. Sie nutzten ihre verschiedenen Instrumente, um Kinder zu unterhalten und zu erziehen. Gedreht wurde das Ganze in Kanada, aber die amerikanischen Bildschirme blieben auch nicht davon verschont. Aber warum sollte man sich über eine harmlose Kindersendung Gedanken machen? Nun, dieser bunter Zirkus war leider ein Paradebeispiel dafür, wie man Kinder besser nicht aufzieht.
Erstens, die Doodlebops lebten im völlig realitätsfremden Wunderland. Dieser Pop-Fantasie schienen alle Regeln der Logik fremd zu sein. Machen wir uns nichts vor – die Mischung aus übertriebener Musical-Komödie und Reizüberflutung mit Neonfarben kann kaum der Weg zum kritischen Denken sein. Kindern einen unendlichen Süßigkeitenladen für das Auge und Ohr zu bieten, setzt womöglich nicht die richtige Priorität, wenn es darum geht, wie kleine Menschen die Welt einschätzen lernen sollten.
Zweitens, die übertriebene Konformitätsbotschaft, die sie aussendeten! Mit ihren durch choreografierte Wahnsinnstänze und energiegeladenen Liedern wurde ein starkes Gefühl von "Mitläufertum" vermittelt. Wenn man schon in frühen Jahren lernt, dass es nur darum geht, einer Gruppe zu entsprechen – was wird dann aus dem individuellen Denken und Handeln?
Drittens, wie kann man ernsthaft glauben, dass permanente Hyperaktivität eine Lösung für Langeweile sein kann? Kinder brauchen Struktur und keine Umformung ihrer Aufmerksamkeitsspanne in eine prächtig verzierte Zirkusshow, die so voller Ablenkung ist, dass Konzentration zur Unmöglichkeit wird. Diese Show fördert nicht die Ruhe oder die Geduld, Dinge zu erforschen und zu verstehen.
Viertens, das offenkundige Fehlen moralischer Werte. Sicher, einige einfache Lektionen gab es – sagen wir: "Sei nett" oder "Teile deine Spielsachen". Aber was ist mit Ambition, Disziplin oder Verantwortung? Diese Werte wurden in der bunten Blenderkiste zurückgelassen. Es war einfacher, über den nächsten albernen Song zu lachen, als tiefer über das Leben nachzudenken.
Fünftens, instrumentalisierte die Show den Infantilismus auf ihre exzessivste Weise. Die Welt ist kein Spielplatz, und man sollte Kindern eine realistische Vorstellung davon vermitteln, wie die Dinge laufen, anstatt alles durch einen Filter – blauer himmelhoher Phantasie - zu schauen. Der Übergang in adulte Realitäten könnte härter erfolgen, wenn alles in pastellfarbene Erinnerungen gehüllt ist.
Sechstens, die Doodlebops trafen sich mit ihrer "Message" genau dort, wo man es nicht erwarten sollte - dem Spiel der naiven Ignoranz und des absichtlich ausgelassenen Anspruchs. Der "Spaß ohne Verantwortung" Modus war ein ungrüner Zweig, der die Erwartungen vieler Eltern nicht erfüllte.
Siebtens, die Show war die Kapsel eines Heile-Welt-Systems mit keinerlei Bezug zur tatsächlichen Umgebung der meisten Kinder. Sicherheit in einem Schlaraffenland zu lernen, nutzte keineswegs den mutiger werdenden Geist der Kinder.
Achtens, in all dem pompösen Getue dieser Fernsehzeit war keine nachhaltige Kindheitserinnerung oder Wissensbasis zu finden. Man sollte sich für die Fähigkeit der Show schämen, Kinder an Bildschirme zu fesseln und gleichzeitig ihre intellektuelle Neugier zu ersticken.
Neuntens, die Show war faktisch die Antwort eines kruden Großversuchs, die kindliche Fantasie zwar zu beflügeln, aber gleichzeitig in einem farblich geprägten Rahmen zu halten. Eine unaufhörlich sprudelnde Hypeseifenblase, anstatt zu wirklichem Wachstum zu animieren.
Zehntens, und dies sei als letzte Rüge gesagt, war die Sendung ein widerlicher Abklatsch von wirklicher Inspiration. Musik soll verbinden und eine ernstzunehmende Lehre sein, nicht niedrige Erwartungen bei gleichzeitiger Überforderung setzen.
Trotz der Faszination, die "Die Doodlebops" bei vielen auslöste, wird ein reflektiertes Auge rasch feststellen, dass die Show nicht in einer Welt gut ankommen kann, die kritische und messerscharfe Köpfe anstrebt. Ein Beispiel mehr für fehlgeleitete Modeerscheinungen, die zumindest einen Seitenblick auf den intellektuellen Erwachsenen zu rechtfertigen fordern.