Manchmal taucht ein Film auf, der nicht einfach nur unterhält, sondern das autonome Denken anregt. 'Die Bekenntnisse' ist genau ein solcher Film. Regie führte Roberto Andò und der Startschuss fiel 2016 – eine Zeit, in der die westliche Gesellschaft schon von Unsicherheiten geplagt war. Gedreht wurde das italienische Werk vor der atemberaubenden Kulisse Oslos, wo eine G7-Wirtschaftskonferenz stattfindet. In diesem gediegenen Umfeld deutet Andò die komplexen Zusammenhänge zwischen Macht, Moral und Religion an – ein Film für all jene, die gern jenseits der normierten Ideologie denken.
Alles beginnt mit einer Konferenz der wirtschaftlichen Oberklasse. Diese Eliten sind schuld an vielen der Krisen, an denen die einfachen Bürger wie wir leiden. Der plötzliche Tod eines einflussreichen Protagonisten, des Internationalen Währungsfonds-Chefs, stellt das Geschehen auf den Kopf. Der Tod eines Mannes, den viele für wichtig erachten, führt uns vor Augen, wie zerbrechlich und unbedeutend die gewachsenen Machtnetzwerke in der Tat sind. All das wird von Toni Servillo meisterhaft in der Rolle eines merkwürdigen, schweigsamen Mönchs dargestellt, der den Intrigen schicksalhaft beiwohnt.
Aber was macht 'Die Bekenntnisse' so brisant? Es ist die unverblümte Darstellung moderner Machtstrukturen und ihrer Abgründe. Dieser Film zieht den Vorhang, hinter dem sich die wahren Machthaber verbergen, gnadenlos zur Seite. Während viele Filme versuchen, ihre Figuren mit aufgeschäumter Dramatik und emotionsgeladener Spannung zu bemänteln, öffnet Andò die Tür zu einer messerscharfen Realität, die manche lieber ignorieren.
Nehmen wir die Szenerie dieser Konferenz, die wie ein elitärer Zirkus wirkt. Das Wirtschaftspaket, das beschlossen werden soll, ist zweitrangig im Vergleich zum zwischenmenschlichen Spiel der Mächtigen. Diejenigen, die glauben, sie hätten die Zügel in der Hand, sind letztendlich nur Gefangene ihrer eigenen Systeme. 'Die Bekenntnisse' schöpfen unerschrocken aus einer tiefen kritischen Auseinandersetzung mit Kapitalismus und Religion. Es sind keine konfektionierten Parolen, die hier serviert werden, sondern die Rohheit der Wahrheit.
Roberto Andòs pragmatische Einsichten gehen unter die Haut, ohne mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Events wie die krisenhaften Finanzgipfel sind der modernen Religion gleichzusetzen, bei denen jeder Schritt inszeniert wird, um das Volk zu besänftigen. Aber genau darin liegt die größte Stärke von 'Die Bekenntnisse': die Entlarvung der scheinheiligen Hole-up-Spiele, die hinter geschlossenen Türen gespielt werden.
Kritiker mögen sagen, der Film sei eine überspitzte Darstellung, doch jeder, der ein Auge für Details und den Mut zum Querdenken hat, wird darin die Zeichen einer längst überfälligen Debatte erkennen. Man betitelt das Werk als einen Thriller, doch in Wirklichkeit handelt es sich um die Enthüllung der Wirkungsmechanismen, die viele einfach nicht wahrhaben wollen.
Während die liberalen Idealisten vor Entsetzen die Hände überm Kopf zusammenschlagen könnten, weil ihre geliebten Weltmarktführer nicht als Helden dargestellt werden, fühlen sich jene, die für mehr Transparenz eintreten, in ihren Überzeugungen bestätigt. Für die politische Rechte ist es fast schon amüsant, zu sehen, wie die begabten Schauspieler in 'Die Bekenntnisse' die vermeintlichen Führer in ihrem eigenen Saft schmoren lassen.
Die Symbolkraft, die die Figur des Mönchs trägt, darf dabei nicht außer Acht gelassen werden. Er steht für Integrität in einem Umfeld voller Schwindel und Arroganz. Toni Servillos Darbietung verleiht dem Ganzen die Schärfe eines präzisen Seziermessers. Durch seine Augen erleben wir die innere Zerbrechlichkeit dieser elitären Riege wie durch ein Mikroskop.
'Die Bekenntnisse' sind mehr als nur ein Film; sie sind ein Weckruf an all jene, die noch glauben, die Welt würde gerecht regiert. Sie erinnern uns daran, dass die Annäherung an die Wahrheit kein Spaziergang durch den Rosengarten ist. Die Offenbarungen, die ans Tageslicht kommen, sind pur und unverfälscht – und genau deshalb sollten wir sie uns nicht entgehen lassen. Was wir in der Weltpolitik und Wirtschaft vermissen, zeigt uns Andò auf erbarmungslos ehrliche Weise. Der Film wirft Licht auf die abwesende Moral und die heimliche Beichte der Mächtigen.