In einem Zeitalter, in dem politische Korrektheit das Sagen hat, stellt sich ein Mann mit einer wilden Mähne gegen den Strom: der zottelige Bezirksanwalt. Dieses Phänomen hat seinen Ursprung in den Büros der deutschen Justiz und zeigt, wie weit die Gesellschaft bereit ist, Äußerlichkeiten über Substanz zu stellen. Wer hätte gedacht, dass ein Haarstil zu einer Metapher für den Zustand der Rechtsprechung im Land wird?
Die Geschichte beginnt in einem kleinen, bescheidenen Amtsgericht, wo ein gewisser Anwalt beschließt, seine äußere Erscheinung bewusst zu ignorieren und stattdessen seine Haare wachsen lässt, als wäre er einem Rockkonzert der 80er Jahre entsprungen. Doch der zottelige Bezirksanwalt steht nicht für Ungepflegtheit; er spiegelt eine größer angelegte Gleichgültigkeit gegenüber Normen und Regeln wider, die leider auch in anderen Bereichen der Gesellschaft um sich greift.
Warum also der Aufruhr um die Frisur? Weil sie nicht nur das persönliche Statement eines Einzelnen ist, sondern auch das schleichende Abgleiten in die Willkür. Was geschieht, wenn Richter, die über Leben und Freiheit entscheiden, dem Chaos in ihrer Erscheinung freien Lauf lassen? Ist es wirklich das Bild, das die Justiz abgeben sollte – das Bild eines Systems ohne Ordnung?
Die Befürworter, meist auf der anderen Seite des politischen Spektrums, argumentieren, dass es bei einem Anwalt auf seine Kompetenz ankommt, nicht auf sein Aussehen. Aber wo zieht man dann die Grenze? Heute ist es der Haarwuchs, morgen vielleicht eine politische T-Shirt-Botschaft im Gerichtssaal. Die Ablehnung allgemeiner Standards und Erwartungen kann im besten Fall als Experimente betrachtet werden, die zu einem überfälligen Umdenken führen sollen, im schlimmsten Fall aber als Resultat einer weltfremden Nachgiebigkeit.
Wir leben in einer Gesellschaft, die von Symbolen und Bildern regiert wird. Der zottelige Bezirksanwalt ist als Bild an sich harmlos, aber er regt an, darüber nachzudenken, welche Bedeutung wir der Erscheinung von Personen in Macht- und Vertrauenspositionen beimessen. Generationen von Juristen haben ihre Amtstracht als Symbol ihrer Verpflichtung zur Neutralität und Ernsthaftigkeit getragen. Und nun?
Die wirkliche Gefahr liegt in der Normalisierung der Andersartigkeit um jeden Preis. Der Wunsch, individuelle Freiheit zur Schau zu stellen, riskiert, das Gemeinwohl zu untergraben. Was in den Vorlesungen an Universitäten rund um faire Rechtsvertretung gelehrt wird, könnte bald kaum mehr als eine nostalgische Erinnerung an eine vorangegangene Ära sein.
Eine Gesellschaft braucht Stabilität. Setzen wir hier und da ein Zeichen der Rebellion, riskieren wir, ein Flickenteppich an Gesetzgebungen ohne verbindendes Element zu werden. Ordnung und Struktur sind das Rückgrat eines funktionierenden Staatsapparates. Der zottelige Bezirksanwalt ist ein Produkt der Zeitenwende – die Frage bleibt, ob er Held oder Unheilsbringer ist. Unsere Antwort darauf wird bestimmen, wie unsere Rechtsordnung in den nächsten Jahrzehnten aussehen wird.