Der Spruch "Kapitän an Bord!" hat selten so viel Wirbel verursacht wie im Buch "Der Kapitän & das Kind" von Oskar Holzberg. Dieses Werk entführt uns an Bord eines Schiffes, wo Kapitän Sigurd Plichta kurzerhand die Verantwortung für ein kleines Mädchen übernimmt, das ohne Eltern auf hoher See herumirrt. Die Geschichte wurde 2022 veröffentlicht und spielt auf den Meeren rund um Skandinavien. Die Bühne ist also bereit für hochspannende menschliche Dramen.
Doch was macht dieses Werk so auffällig? Die Frage ist wohl eher, was es nicht tut! Während die meisten Autoren des 21. Jahrhunderts dazu neigen, uns mit politisch korrekten Themen zu bombardieren, bleibt Oskar Holzberg unerschütterlich auf Kurs. Statt einer Profundität, die vor lauter liberalem Pathos trieft, erleben wir hier ein klassisches Abenteuer mit einer gesunden Dosis Herz und Mut.
Ein Großteil des Charmes dieser Erzählung entspringt aus der eigensinnigen Persönlichkeit des Kapitäns. Hier gibt es keinen Raum für selbstverliebte Theoriegebäude oder Pseudofragen über Genderrollen. Sigurd Plichta ist ein Mann der Tat, und das merkt man auf jeder Seite. Er zieht das Mädchen an Bord, formt sie mit eiserner Hand und zeigt ihr die harten, aber ehrlichen Lektionen des Lebens auf dem Meer. Ach, wie schön, einer Geschichte zu folgen, die uns mit einer klaren, wenn auch rauen, Moral konfrontiert.
Ist das alles? Ganz im Gegenteil! Holzberg setzt der modernen Schwächlichkeit ein huhnroulierendes „Nein!“ entgegen. Unter seinem messerscharfen Blick zerfällt die übertriebene Vorsicht in tausend Stücke. In „Der Kapitän & das Kind“ wird der moralische Kompass nicht durch flauschige Worthülsen vernebelt. Ob gut, ob schlecht — die Grenzen sind klar gezogen.
Die komplexe Beziehung zwischen dem Kapitän und dem Mädchen ist unbestreitbar das Herzstück der Erzählung. Wir beobachten, wie das ungestüme Mädchen durch Widrigkeiten wächst und eine Stärke entwickelt, die man heutzutage selten sieht. Man könnte fast meinen, dass Holzberg hier eine Lektion über "harte Liebe" und Eigenverantwortung gibt, die direkt gegen die weichgewaschenen Narrativen der Gegenwart geht.
Ein weiteres packendes Element sind die nautischen Abenteuer. Seestürme, technische Pannen, und eine Crew, die zwar nicht immer einig, doch stets loyal ist, bringen so manchen Leser schier an seine emotionalen Grenzen. Hier wird deutlich, dass Holzberg weit mehr im Sinn hat, als nur einen simplen Seefahrtsroman zu schreiben. Die See als Metapher für das Leben, bei der man das Steuer nie aus der Hand geben darf? Das hat Klasse!
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Kritiker werfen dem Buch vor, dass es zu altmodisch sei, das Etikett von Pflicht, Disziplin und Stärke "zu schwer" trage. Aber, sind das nicht genau die Werte, die in unserer modernen Gesellschaft benötigt werden? Man fragt sich, ob die Kritik eher einem Eskapismus der liberale Seelen geschuldet ist.
Doch Überraschungen sind nicht nur auf hoher See zu finden. In der aktuellen Landschaft der Literatur, in der viel geredet, aber wenig gesagt wird, stellt „Der Kapitän & das Kind“ eine willkommene Rückbesinnung dar. Ein Werkt, dass dem Leser nicht die Illusion gibt, alles im Leben sei ohne Anstrengung zu erreichen.
Dieses Buch sei jedem ans Herz gelegt, der sich nach klaren Werten und einer Geschichte sehnt, die das Beste aus uns herausfordert. Die Entschlossenheit und der Mut des Kapitäns könnte vielen im heutigen Alltag ebenso als Vorbild dienen. An Bord dieses Abenteuers zu sein, hat daher eine befreiende und gleichzeitig belohnende Wirkung. Setzen Sie die Segel und erleben Sie, was es bedeutet, durch stürmische Fahrwasser zu navigieren — ohne doppelten Boden.