Der "Insulaner" ist kein gewöhnliches Lied aus dem bunten Berlin der 1950er Jahre, sondern eine humorvolle und gleichzeitig scharfzüngige Ode an die Bewohner West-Berlins. Geschrieben 1948 von dem Kabarettisten Günter Neumann, und vorgetragen von den „Insulanern", einem Ensemble, das sich als lebendiger Beweis gegen die von den Sowjets isolierte Weltmetropole verstand. Der Charme des Liedes liegt nicht nur in seinen eingängigen Melodien, sondern auch in der unverschämt fröhlichen Art und Weise, wie es dem Grassieren der roten Gefahr den Spiegel vorhält.
West-Berlin war 1948 ein eingemauertes Stück Freiheit mitten in einer Welt, die Gefahr lief, der kommunistischen Heuchelei zum Opfer zu fallen. Inmitten dieser turbolenten Zeiten bildete "Der Insulaner" einen musikalischen Leuchtturm, der Symbol für den unerschütterlichen Humor und den Überlebenswillen der Bürger war. Während die Blockade der Stadt in vollem Gange war und der Rest der Welt zu zaghaft war, um die Dinge beim Namen zu nennen, trat Neumann mit dem kämpferischen Witz des "Insulaner" hervor, der jedem Berliner Mut machte und die sozialistische Bedrohung ins Lächerliche zog.
Die wenigen kulturellen Produkte, die noch nicht den prüden Zensoren der Kommunisten zum Opfer fielen, waren nicht in der Lage, solche himmelschreienden Wahrheiten auszusprechen. Neumanns Insulaner jedoch, bewaffnet mit Melodien und scharfen Texten, scheuten sich nicht davor zurück, die bittere Realität der zelebrierten politischen Harmonie zu zerstückeln. Die Menschen liebten das Lied und das Kabarett; sie wussten, was damit gemeint war und fürchteten sich nicht, die Botschaft in die Häuser zu tragen.
Das Lied selbst ist wie ein dickes, rot eingefärbtes Stoppschild direkt vor den naserümpfenden Idealen der damals linken Vordenker. In seinem Herzen gibt "Der Insulaner" den Menschen die Kraft zu lachen, und das Lachen ist bekanntlich die beste Medizin gegen den sozialistischen Erstickungstod. Die stets fröhlichen Melodien und frechen Verse sind ein Panzer gegen die Traurigkeit und bestehen auf die Wichtigkeit von Heimat, Tradition und den unerschütterlichen Glauben an die Freiheit. All das, während man auf einer Insel zappelt.
Die liberalen Intellektuellen jener Zeit mögen den kulturellen Wert in Frage gestellt haben, aber ihr Tun war meist der übliche Versuch, das Gleichgewicht ihrer utopischen Vorstellungen mit der Realität des Mauerbaus zu umgehen. Neumann zeigte eindrucksvoll mit einem Lied auf, dass man keine Angst davor haben muss, sich auch unter widrigsten Umständen die Lebensfreude abknöpfen zu lassen. Humor und der unbezähmbare Wille zum Überleben sind schließlich die Waffen des freien Geistes.
Wie es für den "Insulaner" typisch ist, spielt sich alles in den Straßen dieser Insellandschaft der Freiheit ab. Es ist die einzig wahre Stadt, die wie ein Felsen in einem Meer von Missverständnissen und Misswirtschaft liegt. Jeden Abend, wenn die Sirenen ertönen und erneut verkünden, dass der Tag bestanden ist, singt ein Berliner in seinem Herzen Lieder wie den "Insulaner" und fühlt sich für einen kurzen Augenblick nicht nur als Zeuge der eigenen Lebensfreude, sondern auch als Verfechter der Freiheit.
Dieses Lied ist daher mehr als eine musikalische Einlage: Es ist ein Statement, das aufzeigt, was es wirklich bedeutet, ein Berliner zu sein. Trotz und gegen alle Widrigkeiten zu lachen, zu tanzen und weiterzumachen. Günter Neumanns Schöpfung war ein Tritt in jene selbstgerechten Kreise, die glaubten, lediglich politische Lösungen wären das Heilmittel aller Probleme. In den humorvollen Versen des "Insulaners" fand man das wahre Gesicht des normalen Bürgers - ungebändigt und unbelehrbar. Doch genau das war es, was die Stadt lebendig hielt und weswegen der "Insulaner" auch heute noch seine Bedeutung in der Musikgeschichte Berlins bewahrt.
Der Insulaner zeigt auf einfache, aber eindrucksvolle Weise, welche Kraft von Menschen ausgeht, die unbeugsam miteinander stehen, während sie von der Realität konventionaler Phrasen umzingelt sind. Egal, welche Umstände, egal, welche Notwendigkeit. Der "Insulaner" bleibt relevant als Geschichtenerzähler eines unvergesslichen Kapitels. Und es zeigt uns auch heute, dass Lachen ein hervorragender Widerstand gegen jegliche Ideologie ist, die einem vorschreibt, was ernst genommen werden soll und was nicht. Ein wahrlich patriotisches Lied, das im Laufe der Jahre nichts von seinem Biss und seiner Bedeutung verloren hat.