Der freie Wille ist wie der sprichwörtliche Elefant im Raum philosophischer Debatten: Jeder weiß, dass er da ist, doch niemand weiß ganz genau, wie man mit ihm umgeht. Dieser uralte Begriff hat uns seit der Antike begleitet, hinterfragt von Denkern wie Aristoteles, Augustinus und Kant. Heutzutage wird er besonders gerne von denen beäugt, die glauben, die Welt drehen sich nur um psychologische und soziale Konstrukte – wir reden von den progressiven Köpfen dieser Welt. Für den konservativen Geist ist der freie Wille die essenzielle Grundlage menschlicher Existenz, der Schlüssel zu moralischer Verantwortlichkeit und individueller Freiheit. Doch was bedeutet dieser Begriff im strengen Licht einer Zeit, die traditionelle Werte oft ignoriert?
Der freie Wille bedeutet die Fähigkeit des Menschen, Entscheidungen zu treffen, die weder durch äußere Umstände noch durch innere Zwänge vollständig determiniert sind. Ja, das klingt einfach, nicht wahr? Dennoch, die moderne Gesellschaft hat ein Talent dafür entwickelt, alles zu verkomplizieren. Ausgehend von Klostern im Mittelalter bis hin zu den schillernden Universitäten der Gegenwart, gibt es immer wieder eine Fraktion, die behauptet, unser Handeln sei Ergebnis von Genetik oder Umwelt. Unfair, sage ich. Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Teile. Er ist nicht nur ein passiver Empfänger äußerer Einflüsse.
In unserer von Digitaltechnik und algorithmischen Berechnungen beherrschten Welt gibt es eine merkwürdige Obsession damit, das Menschsein einzudampfen und wie eine Maschinenlogik zu behandeln. Entscheidungsfreiheit? Fehlanzeige, so behauptet man. Algorithmen wissen ohnehin am besten, was wir wollen, noch bevor wir selbst es wissen. Doch genau hier liegt der Trugschluss. Der Mensch bleibt, was er ist: ein freien Wesen. Er trotzt den Versuchungen der Technologie durch Akte selbstbestimmter Entscheidung.
Zwischen all dem Getöse und dem Rauschen jener, die sich so für furchtbar clever halten, brauchen wir die Stimme der Vernunft, die dem Menschen die Macht über sich selbst zurückgibt. Ist das so schwierig zu verstehen? Gleichzeitig lieben viele, die an längst überholten Ideologien festhalten, die Vorstellung, dass der freie Wille eine Illusion sei. Warum auch Verantwortung übernehmen, wenn man doch einem ständigen Kreislauf äußerer Zwänge unterliegt?
Wenn wir uns zurücklehnen und die Perspektive des freien Willens betrachten, müssen wir einsehen, dass er die Grundlage jeder traditionellen Gesellschaft ist. Einigkeit über moralische Wahrheiten, Gesetz und Ordnung – all das verdankt sich der Vorstellung, dass wir freien Akteure sind, die zwischen Gut und Böse wählen können. Gesetze sind bedeutungslos ohne persönliche Verantwortung. Gut und Böse sind nicht relativer Natur, sondern beziehen sich auf objektive Maßstäbe. Unser freier Wille verleiht uns die Fähigkeit zur Tugend, lässt uns die Spreu vom Weizen trennen, selbst wenn es manchmal unbequem ist.
Und so behalten wir den freien Willen im Blick, als Maßstab für Gerechtigkeit und persönliches Wachstum. Er ist keine abstrakte philosophische Idee, sondern eine sehr konkrete, lebendige Praxis, die in unserem alltäglichen Leben Gestalt annimmt.
Dasselbe gilt für die Moral, die auf dem freien Willen beruht. In einer freien Gesellschaft übernehmen wir Verantwortung für unsere Taten, wir stellen uns den Konsequenzen und lassen uns nicht von rechtschaffenen Idealen abbringen, die verwässert oder neu erdacht werden sollen, um einem Zeitgeist zu entsprechen, der mehr auf subjektive Gefühle als auf objektive Tatsachen setzt. Wir entscheiden, dieser Welt, die sich oft gegen uns wendet, mit gerader Haltung zu begegnen.
Freiheit ohne freien Willen ist ein blanker Widerspruch. Die echte Herausforderung liegt darin, Verantwortung zu übernehmen und uns nicht hinter plakativen Theorien zu verstecken. Es liegt in unserer Entscheidung, auf eine Zukunft zu setzen, die unsere grundlegenden Prinzipien beschützt, anstatt willkürlich zu kapitulieren.
Der freie Wille bleibt der Leuchtturm im Ozean der menschlichen Verwirrung, er inspiriert und befähigt uns, die besten Versionen unserer selbst zu werden. Erst durch die Anerkennung dieser immateriellen Wahrheit werden wir unserer Rolle als seine Erhalter gerecht. Wie könnte man etwas so Entscheidendes, so Inniges für den Menschen in Frage stellen, außer aus einem tiefen Unvermögen, sich der realen Verantwortung zu stellen?