Faulenzen auf der heimischen Couch mag für einige wie ein Traum klingen, doch für andere ist es der Stoff, aus dem Albträume gemacht sind. Insbesondere in traditionellen Familien sorgt der sogenannte "Faulenzer der Familie" für alles andere als Harmonie. Wer sich nicht entfaltet, tut das in der Regel nicht nur zum eigenen Nachteil, sondern belastet dabei auch seine Mitmenschen. Statt die Ärmel hochzukrempeln und sich anständig einzubringen, lässt sich dieser Typus auf den Lorbeeren von Fleißigeren ausruhen. Es ist ein kontinuierlicher Ärger, der sich oft im ganzen Familiengefüge ausbreitet.
Was man hier erlebt, ist das klassische Szenario: Ein Familienmitglied glänzt tagtäglich durch Abwesenheit, wenn es um die Verteilung der Pflichten geht – und das zieht sich von Montag bis Sonntag. Während die funktionierenden Teile der Familie mit steigendem Druck arbeiten, scheint der Faulenzer nahezu immun gegen jegliche Form von Verantwortung zu sein. Man könnte meinen, er hätte ein supernatürliches Talent darin, wie von Zauberhand nie auf der Liste der zu erledigenden Aufgaben aufzutauchen. Vielleicht liegt es an den endlosen Stunden vor dem Bildschirm oder dem immerwährenden Mittagsschlaf, „beschäftigt“ ist der Faulenzer trotz langweiliger Routine allemal.
Die Tradition der harten Arbeit und Selbstverantwortung ist tief in der menschlichen Natur verwurzelt. Doch als Widersacher dieser Tugenden bringt der Faulenzer der Familie eine ungute Dynamik mit sich. Wer hart arbeitet, wünscht sich nichts sehnlicher, als dass auch die übrigen Familienmitglieder ihren Teil beitragen. Doch statt zu fördern, dass sich der Einzelne beseelt fühlt, Bauernsterne zu sammeln, wird jede Anstrengung als „übertrieben“ abgestempelt. Diese Haltung spiegelt wider, was zahlreiche Studien im Verlauf der Jahre gezeigt haben: Dauerfaulheit ist selten ein temporäres Phänomen. Sie ist in der Regel eine dauerhafte Lebenseinstellung.
Es verhält sich mit dem Faulenzer so, wie mit einem Parasiten: Er zieht aus dem kollektiven Einsatz Energie, während die anderen ausbluten. Es geht darum, ob die Philosophie der Anstrengung oder des Laisser-faire dominiert. Solche Verhaltensweisen sind besonders dann schädlich, wenn sie an die nächste Generation weitergegeben werden. Arbeitsverweigerung bekommt ein Gesicht, und Faulheit wird zum gelebten Beispiel für Kinder und Enkel. Zukunftsversprechend ist das nicht. Der Weg des geringsten Widerstands war nie eine Tugend, die große Persönlichkeiten hervorgebracht hat.
Warum also trifft kein Blitz der Motivation den notorischen Faulenzer? Ein Grund ist vermutlich die Nichtexistenz echter Konsequenzen. Im großen Schlepptau der familiären Nachsicht bleibt das Verhalten oft straflos. Man könnte meinen, es ist fast schon eine Kunst, die Minimalerwartungen vieler einerseits zu unterlaufen und andererseits maximal davon zu profitieren. Da dritte Chancen beim Faulenzer keine Seltenheit darstellen, wird er selbst zum Symbol des Missverständnisses zwischen Gutgläubigkeit und Wahrheit.
Für viele Außenstehende ist der Faulenzer der Familie lediglich ein Lazaret in einem Meer von Arbeitstieren. Doch bei näherer Betrachtung erkennt man schnell die Wellen, die er schlagen kann. Er steht für die Abweichung von traditionellen Werten, bei denen Arbeitstugend einen festen Sitzplatz hatte. Die Entdramatisierung der Mühsamkeit traditionellen Familienlebens geht einher mit dem Abwertung gesellschaftlicher Verantwortung. Die Verblindung gegenüber diesen Tatsachen führt tiefer rein in eine Scheinidylle familiärer Faulheit.
Es ist keineswegs abwegig, zu behaupten, dass aus dieser Position heraus gesamtgesellschaftliche Debatten an Klarheit verlieren. Die Diskussionen um erhobene, scheinbar absurde Ansprüche an Arbeitsmoral und Leistungsfähigkeit brennen sich im Kollektiv ein. Der Faulenzer der Familie wird dann zum unfreiwilligen Vorposten jener, die das Armutszeugnis der Eigenverantwortung verewigen möchten. Was bleibt, ist das trügerische Bild, dass Anstrengung bestenfalls einer Mär aus alten Tagen gleicht.
Wer aber eines Tages ausbrechen möchte aus dieser selbst verschuldeten Sackgasse der Untätigkeit, dem sei gesagt: Die Welt ist voll von Menschen, die Träume realisieren, nicht von jenen, die im Gestern verharren. Eine Gesellschaft wird nicht daran gemessen, in welchem Maß sie ihren Lohnarbeitern den Schlaf gönnt, sondern daran, wie viele der Motivierten letztlich ihre Fußabdrücke hinterlassen. Sollte diese Erkenntnis nicht Grund genug sein, den inneren Schläfer mit dem Weckruf einer Vielzahl gelebter Möglichkeiten zu konfrontieren?
Der Punkt ist eindeutig gesetzt: Faulheit darf nicht die Oberhand gewinnen. Denn wer die Gesellschaft mit den Untaten des Faulen will ruinieren, torpediert die Entwicklung kommender Generationen gleich mit. Stattdessen sollten wir jenen Aspekten der Verantwortung nacheifern, die Menschen stärker machen und den berechtigten Stolz bescheren, wenn der Arbeitseifer Früchte trägt. Denn wahre Fortschritte liegen nicht in den Händen jener, die zögern, sondern jener, die nach der ersten Anstrengung ihre Freude in der Erschaffung finden.