Wie kann ein harmloses Kinderbuch wie Der Eigensinnige Bus für so viel Aufsehen sorgen? Erschienen 2023, entführt uns der Autor in eine scheinbar unschuldige Welt, in der ein kleiner Bus das Abenteuer seines Lebens erlebt. Doch lassen wir uns nicht täuschen: Hinter dieser vermeintlich simplen Geschichte verbirgt sich mehr. Der Bus rebelliert gegen die erdrückende Konsensgesellschaft und traut sich, gegensätzliche Wege zu gehen. Ganzen Grundwerten unserer "Alles-ist-gut-Gesellschaft" stellt es sich entgegen – amüsant, frech und ein Schlag ins Gesicht des vorherrschenden linken Denkens.
Wie der Titel vermuten lässt, geht es um einen Bus, der sich weigert, seiner vorbestimmten Route zu folgen. Stelzenartige Symbole tauchen immer wieder auf – Freiheit, Eigenwillen und die Freude am Abenteuer. Hier wird Politik zum Kinderzimmerthema, lächerlich, oder nicht? Aber Heutzutage wird selbst ein Bild auf einem Coffee-To-Go-Becher zum Politikum gemacht. Der Autor schafft es, naserümpfende Liberalisten auf die Palme zu bringen, indem er einfach eine Geschichte erzählt, in der ein Protagonist nicht blindlings gehorcht.
Als der Eigensinnige Bus die beschlossene Route verlässt, beginnt ein Abenteuer durch immer neue Kulissen. Hier birst er förmlich vor Entdeckerfreude und offenbart seine wahre Natur: Regelkonformität ist nicht alles im Leben. Während andere Fahrzeuge stramm dem Mainstream folgen – und dabei nur im Kreis fahren – sucht der Bus nach Neuem, Unbekanntem. Einige würden sagen, das sei unverantwortlich, andere würden das pure Freiheit nennen. Diese "freie Fahrt" deckt auf, wie sehr unsere Gesellschaft oft von Automatismen bestimmt wird, anstatt sich auf Ideale wie Eigenständigkeit und persönlicher Verantwortung zu stützen.
Wer glaubt, dass Kinder von solcher Literatur nicht beeinflusst werden, mag sich irren. Aber ist es nicht viel gesünder, Kindern beizubringen, auch mal gegen den Strom zu schwimmen? Ein wenig Eigenverantwortung kann nie schaden. Warum sich selbst Herausforderung und Abenteuer im Kopf verbieten lassen, wenn der gestreichelte Status Quo sowieso keinen Platz für mutige Ideen lässt? Spannung und Entdeckerlust liegen dem Bus im Blut – anders als all die anderen, die nur auf Autopilot durch ihr Leben scheinen.
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob das angemessen für Kinder ist. Kritiker könnten argumentieren, dass das einfache Erzählen einer anderen Version der Realität problematisch ist, doch wer wagt, hat vielmehr gewonnen. Warum nicht die kleinen Leser mit einer netten Portion Selbstbestimmung impfen? Selbstständig denkende Individuen sind die, die später in der Gesellschaft Krisen meistern. Und ja, manchmal bedeutet das eben, als Kind schon mal ein paar Regeln infrage zu stellen.
Aber hier geht es nicht nur ums Prinzip, sondern auch um das große Ganze: der Bus offenbart letztlich auch Lücken und Schwächen unserer überbürokratisierten ungelenken Strukturen. Durch die Augen eines Wagens sieht man klarer, wie absurd engstirnig Logik und Folgeleistung manchmal ist. Der Autor zeigt, dass man nicht stillegelähmt im Verkehr stehen bleiben muss – nein, der Bus beweist, dass es immer Alternativen gibt. Diese nahezu subversiv anmutende Geschichte malt Bild für Bild eine Welt, in der man mit Neugier die Limits sprengen kann.
Am Ende stellt das Buch die Frage: Warum ordnet ihr euch? Wo bleibt der individuelle Ausdruck in einer ansonsten so reglementierten Gesellschaft? "Der Eigensinnige Bus" ist nicht nur ein Kinderbuch, sondern auch ein Weckruf in der betulichen Landschaft der Bilderbuchlandschaft. Wer es wagt, hier Mangel an Gehorsam auszumachen und sich darüber beschwert, hat wohl den Wert von kreativen Gedanken ohnehin noch nie erkannt.
Vielleicht ist es gerade dieser provokative Ansatz, der so erfolgreich ist: eine Geschichte, die sich keiner Regel konform zeigt. Sie steht als Katalysator für weiterdenkenden Nachwuchs, für all die Bustüren, die noch aufgesprengt werden müssen. In einer Welt, die alles reguliert, wird eine kühne Fahrt zum Akt der Rebellion und zur puren Freude.
Nicht zuletzt geht es darum, auf (imaginären) Straßenfahrten Kindheitserinnerungen zu schaffen – mit einem lachenden Auge und einem wachen Verstand. Und was kann man sich mehr wünschen als ein frisch erschienenes Buch, um sich diese Gedanken anzufügen?