Wer eine Menge Geld in Infrastrukturprojekte investiert, möchte normalerweise, dass sie mehr bringen als nur hübsche Fotos auf Instagram. Schauen wir uns die "Dayi Pier-2 Straßenbahnhaltestelle" in Kaohsiung, Taiwan an. Diese Haltestelle wurde 2015 spektakulär mitten im beliebten Kunstviertel Pier-2 errichtet, in einer Stadt, die bisher eher durch traditionellen Industriesektor und Fischerei bekannt ist. Es scheint, als wollten die Stadtplaner aus Kaohsiung einen Stich in Richtung Modernisierung und Tourismus wagen, was auf den ersten Blick nicht verkehrt klingt. Aber für alle, die etwas tiefer blicken, wird klar: Die Investition in die sogenannte Attraktion ist ein Albtraum für jeden konservativen Steuerzahler.
Der erste Punkt, der den Puls einmal hochfahren lässt, ist die Tatsache, dass inzwischen so viele solcher Projekte aus dem Boden gestampft werden, die dann einfach da stehen und bestaunt werden sollen, nichts weiter. Die Dayi Pier-2 Straßenbahnhaltestelle ist angeblich Teil eines Plans zur wirtschaftlichen Erneuerung. So weit so gut, aber wie viel hat die Konstruktion wirklich zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Region beigetragen? Eher wenig, wenn man den hektischen Alltagsverkehr und fehlenden Pendlerstrom beobachtet. Stattdessen dient sie mehr als Fotokulisse für gelangweilte Touristen und hippe Instagrammer.
Zweiter Punkt: Kosten. Die Gelder, die da reingepumpt wurden, hätten auch gut für andere dringend benötigte öffentliche Projekte genutzt werden können. Infrastruktur, Bildungseinrichtungen, oder überhaupt mal ein Nachhaltigkeitsplan, um Taiwan stetig auf die internationale Bühne zu hieven. Aber nein, da steht sie nun, diese Haltestelle, total überflüssig und kaum effizient. Ein Lehrstück für gedankenlose Stadtplanung.
Punkt drei, Diesel-Lokomotivgeräusche in einer „modernen“ Zivilisation? Keine Ahnung, wie all diese glänzenden Straßenbahnen die Umweltbilanz der Stadt positiv beeinflussen sollen, wenn das System selbst ineffizient genutzt wird. Wo bleibt die Balance zwischen Innovation und Erhaltung der Kultur, wenn zugunsten von unüberlegt bunten Stadtverschönerungen die eigentliche Lebensqualität zurückbleibt? Die meisten Menschen fahren lieber Fahrrad oder nutzen Buslinien. Die an sich innovative Idee trifft auf die Realität – da müsste wohl jemand die Bilanzen mal genauer durchsehen.
Die vierte Erkenntnis, die dieses Prachtstück für uns bereithält, ist die Pose der Stadtväter, die sich gern mit dieser „Errungenschaft“ brüsten, sie als Beispiel für eine blühende Stadtentwicklung loben. Wer ehrlich hinschaut, sieht aber, dass moderne Entwicklungen moribund erscheinen, wenn sie nicht authentisch integriert werden. Ein weiterer Sinnbilder-Wettstreit aus der Kategorie „Schaut, wir machen auch was!“ Ein völlig unnötiges Prestigeprojekt eben, ein Schwung mit der Bold-Keule ins Nichts.
Unter Punkt fünf subsummieren wir die echte, die politische Preisfrage: Was bewegen diese "opulenten" Investitionen unter einer konservativen Linse wirklich? Der Hang zu spektakulären Zuschüssen für Schönheitsprojekte könnte nicht nur der klammen Stadt unvermittelt auf die Füße fallen. Ein übermäßiger Hang zu Veränderung und Fortschritt, ohne dabei die traditionelle Basis zu vergessen, führt unweigerlich zum Desaster, von dem dann der nächste Rat wieder runterkommen muss.
Sechster Punkt: Ein Ort der Begegnungen haben sie uns versprochen, aber was wir bekommen haben ist ein Ort der Selbstinszenierung. Eine Schaltstelle der Kommunikation, die feststeckt im städtischen Traumschloss. Utopie schön und gut, aber es ergänzt nicht die Kultur, es ersetzt sie nur mit einer pseudo-intellektuellen Basis.
Nummer sieben ist der heimliche Champion menschlicher Skepsis: Während in vielen Teilen der Welt Menschen endlich wieder ihre traditionellen Werte erkennen und schätzen lernen, brüstet man sich hier mit oberflächlicher Prachtentfaltung. Wer diesen Missstand auf die Kosten der Steuerzahler noch weiter zementiert, muss sich fragen lassen, wo hier die Prioritäten gesetzt werden.
Der achte Blickwinkel dreht sich um den kulturellen Kahlschlag der stolz präsentierten Bahnhofsanleihen. Ein maritimer Raum der Begegnung sollte wohl anders aussehen, neuartige Architektur bittet bestenfalls um Verständnis und Geduld. Von einer langen Liste natürlicher Schmankerl, die haltlos unter dem glitzernden Tuch verschwinden, reden wir da besser gar nicht erst.
Schlussendlich verlangt Punkt zehn, dass man offen für Richtungsänderungen sein muss. Kurzfristig beeindruckend mag dieses Prestigeprojekt sein, wird es aber in zehn Jahren jemand noch brauchen? Eher unwahrscheinlich. Was bleibt, ist ein klarer Blick darauf, dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Und dafür dieser Luxussarg auch noch auf Kosten derer, die dann möglicherweise selbst zur Suppe müssen?
In dieser unharmonischen Stadtpolitik befindet sich die Dayi Pier-2 Straßenbahnhaltestelle als perfektes Exempel akustisch und visuell einseitiger Verblendung. Wir müssen uns aufrappeln und erkennen, dass echte politische Weitsicht erfordere kluge, gut durchdachte Zugeständnisse an Tradition und Kultur, keine oberflächlichen Wohltaten um des Scheins willen.