Verliebt-im-Tod: Eine Kurzkritik zu 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter'

Verliebt-im-Tod: Eine Kurzkritik zu 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter'

Hollywood liebt jugendliche Schicksalsdramen, und 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter' ist kein Ausnahmebrecher. Ein gefühlvoller Film, dessen Botschaft gleichermaßen noble wie vorhersehbar ist.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

In einer Welt, in der Teenager-Schicksale auf großen Leinwänden ausgespielt werden, sticht 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter' als klassisches Hollywood-Spektakel voller Emotionen und Pathos heraus. Der 2014 veröffentlichte Film, basierend auf dem Roman von John Green, erzählt die Geschichte von Hazel Grace Lancaster und Augustus Waters, zwei Jugendlichen, die sich in einer Krebs-Selbsthilfegruppe kennenlernen. Die Handlung spielt vor allem in zwei ikonischen Städten, Indianapolis und Amsterdam, und versucht verzweifelt, dem Publikum die bittersüße Natur der sterblichen Existenz zu verklickern.

Doch die Frage, die wir uns stellen sollten, ist: Warum bekommen solche sentimentalen Dramen so viel Aufmerksamkeit und Beifall, obwohl sie oftmals in Subtilität und Tiefe fehlen? Vielleicht ist es die menschliche Faszination für das Tragische, für die Idee, dass verlorene Liebe der ultimative Ausdruck von Gefühlstiefe ist. Oder liegt es daran, dass solche Filme eine simple Moralgeschichte erzählen, die einfach zu verstehen ist, ohne die Notwendigkeit für intellektuelle Anstrengung? Hazel und Gus sind Symbolträger für alles, was in unserer Gesellschaft als „schön traurig“ angesehen wird. Dies bringt zwar die Zuschauer ins Kino, aber es reduziert komplexe Probleme auf einfache Tränenzieher-Szenen.

Hollywood liebt es, den Zuschauer mit unvermeidbaren emotionalen Höhen und Tiefen zu bombardieren – und 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter' macht keine Ausnahme. Die Protagonisten sind jung, krank und verliebt, was kombiniert wird mit einer leicht konstruierbaren Story, die jedermann versteht. Hazel, die mit Schilddrüsenkrebs kämpft, und Gus, der ein amputiertes Bein hat, wollen das Beste aus ihrer Situation machen – und natürlich ist die größere Bedeutung ihrer Romanze für das Großpublikum von höchster Relevanz. Doch wirklich interessant wäre gewesen, das reale Leiden und die täglichen Herausforderungen von Patienten mit solcherlei Diagnosen zu erkunden, anstatt sich nur auf den Herzschmerz zu konzentrieren.

Es ist beeindruckend, wie geschickt der Film Traurigkeit als Tugend und Leid als Form der Schönheit vermarktet. Aber die zentrale Botschaft – dass Liebe selbst unter den schlimmsten Umständen finden kann – ist eine, die wir schon kennen. Sie ist bequem und vorhersagbar. Vermutlich könnten sich politisch konservative Denker fragen, ob es dieser dauerhafte Hype um körperliches und emotionales Leiden tatsächlich verdient, im Kino zelebriert zu werden. Bei all dem Lärm um Herzschmerz sollte man sich darauf konzentrieren, die Herausforderungen dieser Situationen tatsächlich zu überwinden, anstatt nur in Selbstmitleid zu baden.

Was wirklich spannend hätte sein können, wäre eine kritische Auseinandersetzung mit dem Gesundheitssystem, das Jugendliche wie Hazel und Gus täglich navigieren müssen. Stell dir vor, der Film würde mehr Zeit darauf verwenden, die bürokratischen Hürden und politischen Komplikationen zu erforschen, mit denen sie konfrontiert sind, anstatt endloser, tränenreicher Umarmungen. Auf der anderen Seite, wer will aus Hollywood einen ernsthaften Dialog über Gesundheitspolitik erwarten?

Ein weiteres interessantes Thema ist die Art und Weise, wie der Film versucht, Kunst und Literatur als Fluchtmittel für seine Charaktere zu nutzen. Hazels und Gus' Obsession mit einem fiktiven Roman spiegelt das Bedürfnis vieler wider, in künstlerischen Werken Trost zu finden. Doch scheint es auch, dass der Film nicht weiter darauf eingeht, wie Literatur tatsächlich gesellschaftspolitische Zwecke erfüllen könnte. Vielmehr verbleibt die Botschaft auf einer oberflächlichen Ebene von Eskapismus, ohne kritisch zu hinterfragen, was diese Flucht für besagte Gesellschaft bedeutet.

Während viele den Film als rührende Hommage an das Menschliche ansehen, sollten wir uns fragen, ob er nicht auch die Gefahr birgt, persönliche und gesellschaftliche Probleme zu trivialisieren. 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter' feiert die persönliche Tragödie als Grundnahrungsmittel für Unterhaltung, ohne substanzielle Lösungen oder Herausforderungen darzustellen. Am Ende steht allerdings fest: Tränen verkauft Hollywood-Tickets, und diese Taktik funktioniert – zumindest solange, wie das Publikum eine einfache Geschichte dem komplexen Denkprozess vorzieht. Das Ende des Films lässt vieles in der Luft hängen, aber vielleicht ist das der Punkt. Wenn Zuschauer am Ende nach mehr verlangen, hat Hollywood gewonnen.

Für diejenigen, die glauben, dass Filme mehr bewirken sollten als nur emotionales Abkassieren, könnte 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter' als verpasste Gelegenheit gelten, ernsthafte gesellschaftliche Gespräche zu führen. Aber möglicherweise interessieren sich die Macher mehr für die Tränen des Publikums als für die ungehörten Stimmen derer, die wirklich wie Hazel und Gus leiden. Ist dies die filmische Zukunft, in der liberal gefärbte Empathieüberdosis am Ende der Hauptgewinn ist?