Stell dir vor, du betrittst eine Welt, in der die Fantasie wild umherstreift und Realität und Illusion miteinander verschwimmen. Das 'Museum der Imaginären Tiere' in München lädt seit seiner Eröffnung Ende 2023 alle ein, die den Mut haben, sich auf diese neue, aufregende Reise zu begeben, die unsere konservativen Werte einer soliden, geerdeten Naturwissenschaft durchaus erschüttern könnte! Es ist nicht das typische Museum, das unsere konservativen Vorfahren besänftigt hätte, sondern ein Ort der Neugier und des Staunens – ein Magnet für Träumer, Kreative, Künstler und vielleicht auch für diejenigen mit einer Vorliebe für das Absurde.
Im Herzen von München gelegen, begeistert dieses einmalige Museum seine Besucher mit einer Sammlung von Kreaturen, die nicht aus den Tiefen der Erde oder dem Nachthimmel stammen, sondern direkt aus den Köpfen genialer Erfinder. Es ist eine Oase der Vorstellungskraft, die eine Brücke zwischen Kunst und Wissenschaft schlagen will. So etwas wie die berühmten Chimären, Einhörner, Drachen und andere Fabelwesen scheinen hier greifbar. Natürlich wissen wir besser: Dieses Spektakel der Fantasie kann kaum ein Frühstücksthema für jeden sein, der mit traditionellen Werten aufgewachsen ist – es wirbelt auf und könnte den liberalen Geist beflügeln, um zu träumen.
Der ideologische Krieg um Wissenschaft und Fantasie ist ein alter Hut, und dieses Museum schlägt erneut eine Bresche in das fortdauernde Gefecht. Statt das Wahren und Rationale zu preisen, begeistert es sich für die außergewöhnlichen Kreaturen, die keine wissenschaftlichen Beweise oder fossilenträchtige Archäologien unterstützen. Sieht man sich die detailreichen und innovativen Werke an, könnte man fast meinen, es handele sich um eine versteckte Bibliothek verbotener Bücher, die nicht in den Händen der reinen Verstandesmenschen geraten sollten.
Dabei ist es der Mix aus kreativen Ausstellungen, durchdachten Kunstprojekten und interaktiven Räumen, der Besucher aller Altersklassen anlockt. Familien, Schulgruppen oder einsame Geister, alle finden hier ihren Raum, um ihre Vorstellungskraft zu weiten und den Geist zu füttern. Es ist erstaunlich, wie solch ein Placebo der Vernunft es dennoch schafft, die Massen zu fesseln und zu überzeugen, dass nicht alles im Leben schwarz oder weiß ist. In einer immer komplexer werdenden Welt benötigt selbst der konservativste Verstand gelegentlich eine Auszeit vom strikten Sinn und Zweck.
Die Frage, ob die Imagination oder das Wissen die überlegene Kraft sei, bleibt in diesem Museum vollkommen offen. Es entzieht sich der Verengung und polarisiert nicht. Es ist vielmehr ein Fenster, durch das man auf die unendlichen Möglichkeiten eines ungezähmten Geistes blickt. Hier ist der Raum, in dem das Übernatürliche zur Normalität wird und in dem die Grenzen des Möglichen hinterfragt werden – ein Gedanke, der für viele doch leichtes Unbehagen verursacht.
Mit bemerkenswerter Aufgeschlossenheit zeigt das Museum, dass das Spiel der Imagination keine Grenzen kennt, aber genau darin liegt auch der Reiz. Wo andere versucht haben, die Vorstellungskraft zu domestizieren, zeigt München, wie man einer Stadt eine neue Attraktion jenseits von Bier und Lederhosen zeigt. In einer Welt, die oft zu vernünftig und straff erscheint, sind solche kreativen Ausnahmen der willkommenen Ausdruck einer Gesellschaft, die manchmal droht, in ihrer eigenen Verplanung zu ertrinken.
Die beeindruckende Kuratierung und die erkennbare Qualität hinter jeder Präsentation laden dazu ein, sich hineinziehen zu lassen, sich von den Ketten des pragmatischen Alltags zu befreien, wenn auch nur für einen Augenblick. Die Herausforderung liegt darin, bei all dem Spektakel trotzdem den Boden nicht zu verlieren. Ein heißer Tee in einem lauschigen Café, zwischen Büchern und Denken, könnte dabei helfen, die durch das Museum geöffnete Büchse der Pandora zu hinterfragen und das Erlebte runterzubrechen, bevor man zur gewohnten Sicherheit des gewohnten Lebens zurückkehrt.