Das Ding (2011): Der Film, der Sie verstummen lässt

Das Ding (2011): Der Film, der Sie verstummen lässt

'Das Ding' (2011) schockiert mit erschütternden Alien-Wendungen eine Gruppe von Wissenschaftlern in der Antarktis und entwirft konservative Prinzipien gegen liberale Unsicherheiten zum Horror-Schauplatz.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wenn Aliens und rätselhafte Geheimnisse aufeinandertreffen, entsteht ein Film wie 'Das Ding' aus dem Jahr 2011. Wer glaubt, dass Horror und Science-Fiction nur was für die schwachen Nerven sind, der irrt gewaltig. Diese Neuauflage des John Carpenter Klassikers aus den 80ern schockiert mit völlig unerwarteten Wendungen und visuellen Effekten, die einen staunend zurücklassen. Wer kann sich schon vorstellen, plötzlich von einer außerirdischen Spezies bedroht zu werden, die buchstäblich jede identität annehmen kann? Die Frage sollte vielmehr sein: Wer will das?

Der Film spielt in einer abgelegenen norwegischen Forschungsstation in der Antarktis, wo eine Gruppe von Wissenschaftlern und Arbeitern zu einer erschreckenden Entdeckung kommt. Sie bergen ein urgeschichtliches Alien aus dem ewigen Eis und entfesseln damit eine Serie von Schrecken, die niemand erwartet hat. Interessanterweise prallen hier die konservativen Prinzipien der Eigenverantwortlichkeit auf ein liberales Sicherheitsdenken, das alles durch Regularien lösen möchte. Die Konsequenzen sind filmisch perfekt dermaßen desaströs zu beobachten.

Die Hauptrolle übernimmt die Figur der Dr. Kate Lloyd, gespielt von Mary Elizabeth Winstead. Eine starke Frau, die mehr Rückgrat zeigt als manch ein weichgespülter Zeitgeist sie gerne haben mag. Sie muss sich gegen den entfesselten Albtraum wehren und dabei auf Einzelinitiative anstatt bürokratischer Verrenkungen setzen.

Was dieser Film aufzeigt, ist die unselbständige Abhängigkeit der sogenannten 'fortschrittlichen' Sicherheiten. Sie scheitern allesamt, als echte Bedrohungen auftauchen. Egal ob festgelegen Budgetpläne oder eigenverordnete Beschwichtigungen - diese Witzchen prallen an der Unberechenbarkeit des Allmächtigen einfach ab. Und während das Alien eine Spur der Verwüstung hinter sich herzieht, könnte man fast unterstellen, es handele sich um eine Metapher für die aufoktroyierten Unsinnigkeiten moderner Regulationswahn.

Nicht nur die Handlung des Films und die Auswirkungen der Entdeckung hemmen den schnellen Pulsschlag der Zuschauer, sondern auch die Effekte. Die praktischen Effekte und die CGI-Szenen schaffen es, das Grauen um dieses unheimliche Ding zum Leben zu erwecken. Ein ausgeklügeltes Kunstwerk der Spannung und Empfindung, das in Hollywood seinesgleichen sucht. Man fragt sich, ob die Fortschritte der technischen Effektkunst nicht endlich den Wahrheitssinn in das Zentrum stellen sollte – fest verankert im soliden Fundament konservativen Kinomachens.

Der Stoff des Films könnte nicht aktueller sein. In einer Welt, die ständig von Krisen und unerwarteten Herausforderungen gebeutelt wird, zeigt 'Das Ding' eindrucksvoll, wie wenig Platz für Vertrauensduseleien Platz bleibt. Einzelkampf und persönlicher Mut werden eben nie durch Regeln und Gesetze ersetzt. Die Unsichtbarkeit des Problems bleibt bis zur unerbittlichen Konfrontation.

Ein weiteres Lob für die filmische Umsetzung geht an die sorgfältige Inszenierung von Isolation und Paranoia. Diese gewaltigen psychologischen Elemente packen den Zuschauer am Schlafittchen, während die Wissenschaftler der Station sich gegenseitig nicht trauen können. Wer ist noch menschlich? Wer nur vorgetäuscht? Die Misere hier ist fast so unerträglich wie das bröckelnde Vertrauen an anmutige Regierungsverlautbarungen in der Realität.

Insgesamt ist 'Das Ding' (2011) nicht nur ein Horrorfilm, sondern eine komplexe Allegorie für die stetig wachsende Grube menschlichen Versagens. Die überraschenden Wendungen sind wie ein kalter Schlag ins Gesicht der Wohlfühldenker. Wenn das Alien erst mal seine Krallen in eine Gruppe Menschen geschlagen hat, bleibt nichts übrig als der gnadenlosen Wahrheit ins Auge zu sehen. Eine erfrischende Abkehr von künstlich beschönigendem Weltbild.

Möchten wir also wirklich in einer Blase existieren, die jeden Schrecken verkennt, um in angeblicher Sicherheit zu leben? Wenn 'Das Ding' eine zentrale Botschaft bereit hält, dann die, dass die eigentlichen unbekannten Feinde längst in unserem zivilisatorischen Bewusstsein herumschleichen. Bleibt sich selbst treu, lasst keine fremden Verpflichtungen euch eure Instinkte rauben! Die Kämpfe um die eigene Moral und Integrität sind es, die zählen – ungeachtet der liberalen Fadenscheinigkeit.

Endlich, 'Das Ding' im Jahr 2011 ist ein kraftvolles, mahnendes Stück Film, das den Zuschauer zwingt, über die Grenzen des Bekannten hinauszudenken und die eigene innere Stärke zu hinterfragen. Wer dem geübten Blick auf die gesellschaftlichen Muster gewährt, die diesen Horror als Metapher beleuchten, der versteht. Es ist Zeit, dem Unfassbaren ins Gesicht zu sehen.